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Eisschnellläuferin Anna Ostlender vom DEC Inzell träumte schon früh davon, einmal bei Olympischen Spielen zu starten – dieser Traum soll für sie 2026 jetzt in Erfüllung gehen. (Foto: Wukits)
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Biathletin Marlene Fichtner vom SC Traunstein hat die Olympischen Winterspiele 2026 in Mailand/Cortina d‘Ampezzo fest im Visier. (Foto: Wukits)

Zwei heimische Wintersport-Talente leben ihren Olympia-Traum

Sie stehen in den Startlöchern – und das mit großem Ehrgeiz. Viele der jungen Sporttalente aus dem Chiemgau haben die Olympischen Winterspiele 2026 ins Auge gefasst – und die finden mit Mailand/Cortina d‘Ampezzo quasi vor der Haustüre. Zwei, die dort unbedingt dabei sein wollen, sind Biathletin Marlene Fichtner und Eisschnellläuferin Anna Ostlender.


»Ich möchte auf jeden Fall an den Spielen teilnehmen und auch Olympiasiegerin werden«, sagt die 21-jährige Kufenflitzerin vom DEC Inzell. Ähnlich formuliert es die 20 Jahre alte Marlene Fichtner vom SC Traunstein: »Das ist sicher ein Ziel für die nächste Zeit. Aber der Weg ist weit und es gibt viel zu tun bis dorthin. Aber sicher, ein Traum ist das auf jedem Fall.«

»Es hat sofort gefunkt«

Ihre ersten sportlichen Schritte machte Fichtner im Alter von fünf Jahren, als sie zu einem Schnupperlanglauf-Training in die Chiemgau-Arena gegangen ist. »Mir hat es gut gefallen und ich war gleich begeistert vom Biathlon. Es hat sofort gefunkt. Ich habe auch bald mein eigenes Luftgewehr zu mir nach Hause nehmen können«, erzählt sie begeistert. »Die Kombination aus Schießen und Langlaufen fand ich einfach superspannend, das ist das Besondere.«

Erste Erfolge stellten sich für Fichtner schnell ein, in ihrer ersten Schülercup-Saison hat sie gleich die Gesamtwertung ihrer Altersklasse gewonnen. Ihren größten Erfolg feierte sie im vergangenen Winter bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Kasachstan. Mit der Staffel eroberte sie die Goldmedaille. Diesen Erfolg führt sie unter anderem auch auf ihre Trainingsgruppe am Stützpunkt Ruhpolding zurück. Dort hat sie mit dem ehemaligen Weltklasse-Biathleten Andi Birnbacher den optimalen Trainer in der nur aus Frauen bestehenden Gruppe. »Es ist eine coole Stimmung im Team. Das bringt uns die notwendige Motivation«, freut sich die 20-Jährige, die mittlerweile Mitglied im Zoll-Ski-Team ist. Vor allem das gegenseitige Vertrauen und das an einem Strang ziehen, sei ein weiterer Grund, um immer wieder zu pushen. »In dieser Gruppe zu trainieren, macht schon sehr viel Spaß und dass ich dabei sein darf, dafür bin ich sehr dankbar«, sagt sie in ihrer bescheidenen Art.

In der kommenden Saison will sie dort weitermachen, wo sie im Frühjahr aufgehört hat. Im IBU-Juniorcup heißt es, die konstanten Leistungen auszubauen und den IBU-Cup im Seniorenbereich will sie im Auge behalten. Schließlich gilt dieser als Sprungbrett in den Weltcup. Zudem will sie wieder an der Junioren-Weltmeisterschaft teilnehmen. »Die Grundlagen dazu habe ich im Sommer gelegt«, ist sie überzeugt.

Wenn sie nicht beim Biathlon angefangen hätte, dann wäre sie wohl in einer Teamsportart gelandet – wahrscheinlich wäre es Richtung Volleyball gegangen. »Ich bin ein wahnsinnig teamfähiger Mensch, das hätte mir sicher auch viel Spaß gemacht.« Spaß macht ihr auch, kreativ zu sein. Sie fotografiert beispielsweise gern – und die Fotografie hat sich immer mehr zu einer Leidenschaft neben dem Sport entwickelt. »Ich liebe es, einfach in der Natur oder in Städten unterwegs zu sein und schöne Motive festzuhalten. Am liebsten fotografiere ich Menschen, die mich umgeben und mit denen ich schöne Momente erlebe«, gerät sie ins Schwärmen.

Doch auch Marlene Fichtner selbst hat nichts dagegen, im Sucher einer Kamera zu stehen. Für Modefotos lässt sie sich gerne ablichten. Hintergrund ist, dass ihre Mama ein eigenes Modeatelier besitzt und froh ist, mit der Tochter ein geeignetes Model zu haben. »Das ist auf jedem Fall ein Teil von mir. Ich ziehe gerne was Legeres an und da trifft es sich gut, dass die Mama Modedesignerin ist«, freut sich die 20-Jährige. Diese Fotos sind dann unter anderem auf Instagram oder auf der Homepage ihrer Mutter zu sehen.

Ein paar Kilometer weiter in Inzell schickt sich Anna Ostlender an, eine der schnellsten Kufenflitzerin weltweit zu werden. Die 21-Jährige ist nach Anni Friesinger wohl das größte Talent und macht Hoffnung für die Zukunft. Ostlender ist Sprinterin über die kurzen Strecken – also 500 und 1000 Meter. Gut starten und dann volle Pulle auf den messerscharfen Kufen unterwegs sein, lautet ihre Devise. Dazu gehört aber auch, technisch sauber laufen. Ein Sturz ist jederzeit möglich und das bei bis zu 60 km/h. »Blaue Flecken gehören dazu«, lacht die aus Ulm stammende Sportlerin.

Sie betonte aber auch gleich: »Ich habe seit fünf Jahren ein Dirndl, wenn du danach fragst: Ja, Inzell ist mittlerweile meine zweite Heimat. Ich fühle mich wohl und habe hier viele Freunde gefunden«, erzählt die Sportsoldatin.

Begonnen hat sie als Vierjährige mit dem Inline-Skaten bei einem Ferienkurs in Ulm. »Da habe ich die Grundlagen wie bremsen, richtig hinfallen und aufstehen, Kurven- und Bergabfahren gelernt«, erinnert sie sich. Später begann sie zusammen mit ihrer Schwester an Wettkämpfen teilzunehmen. »Da bin ich bereits in jungen Jahren mit dem Papa durch halb Europa gereist.«

Anna Ostlender hatte schon früh einen Traum: Sie wollte später unbedingt bei Olympia dabei sein und wechselte deswegen zum Eisschnelllaufen. »Ich fand großen Gefallen daran, auf den Schlittschuhen zu laufen und bin deshalb auf das Sportgymnasium in Erfurt gewechselt.« Das bedeutete für Ostlender, relativ früh ein selbstständiges Leben zu führen. Immerhin waren bis zur fünften Klasse ihre Mama und die Schwester mit in Thüringen dabei. Ab dem Wechsel ins Internat sind sie zurück nach Ulm. Den Kontakt nach Hause konnte sie zunächst gut aufrechterhalten. Das wurde im Lauf der Zeit weniger. »Das Einleben in Erfurt klappte schließlich immer besser.« Sie gibt aber auch zu: »Am Anfang hatte ich schon ein wenig Angst, ohne die Familie zu sein. Durch den Sport und die Schule ist man aber auch abgelenkt gewesen.«

Nach der neunten Klasse entschloss sie sich zum Wechsel nach Inzell. »Mir haben dort die Schule und Umgebung besser gefallen. Und das System Sport/Schule hat einfach besser gepasst«, erzählt sie und ergänzt: Schulisch sei es für sie zunächst aber nicht leicht gewesen. »Die Schule ist schwerer in Bayern und die Schüler waren in vielen Fächern voraus, was ich nachholen musste.«

»Ich fühle mich sehr wohl hier«

Es hat ein wenig gedauert, bis sie sich im Chiemgau zurechtfand – angefangen von der eigenen Wohnung bis zu einem neuen Freundeskreis. »Ich habe dennoch schnell Freunde gefunden, die mir alles erleichtert haben und viel für mich da waren«, erinnert sie sich dankbar zurück. Sechs Jahre wohnt sie mittlerweile im Chiemgau. »Zu 100 Prozent bayrisch fühle ich mich noch nicht, aber ich fühle mich sehr wohl hier.«

Mittlerweile ist die aktuelle Deutsche Meisterin über 500 Meter in der Trainingsgruppe des Amerikaners Peter Müller und trainiert fast nur mit Männern. Neben dem Fernziel Olympia will sie in diesem Winter unbedingt die Qualifikation für die Heim-WM in Inzell schaffen. Übrigens: Ihre Bestzeit über 500 Meter liegt bei 38,93 Sekunden. Damit wäre sie 1968 und 1972 Olympiasiegerin – bei den Männern – geworden. SHu

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