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Sie gilt als eine der größten deutschen Nachwuchs-Hoffnungen im Eisschnelllauf: Anna Ostlender vom DEC Inzell. (Foto: Wukits) Foto: Ernst Wukits

»Wir werden alle an uns weiterarbeiten«

Irgendwann will sie bei den Olympischen Spielen an den Start gehen – und dabei auch eine gute Rolle spielen. Die 17-jährige Eisschnellläuferin Anna Ostlender vom DEC Inzell hat einen genauen Plan, wie sie ihre sportliche Zukunft gestalten will.


Vor drei Jahren kam sie von Erfurt an den Stützpunkt in Inzell. Eigentlich stammt sie aus Ulm, dort verschlug sie es zunächst zum Inline-Skaten. »Das hat mir gleich viel Spaß gemacht und ich habe einige Wettkämpfe erfolgreich absolviert«, erinnert sie sich an ihre Anfänge im Sport.

Langsam reifte in ihr der Gedanke, zu einer olympischen Sportart zu wechseln – und da lag Eisschnelllaufen am nächsten. Um an einem regelmäßigen Training auf dem Eis teilzunehmen, schloss sie sich den Sportlern in Erfurt an. »Am Anfang sind wir oft von Ulm nach Erfurt zum Training gefahren. Schließlich konnte ich dort auf die Schule gehen und dann bin ich umgezogen«, erzählt sie.

»Das war zunächst alles nicht leicht«

Anfangs wohnte ihre Mama zusammen mit ihr in Erfurt. »Das war zunächst alles nicht leicht, ich habe aber bald Freunde gefunden.« Bis zur neunten Klasse blieb Anna Ostlender in Thüringens Landeshauptstadt, dann beschloss sie, nach Inzell zu wechseln. »Dort habe ich die besten Bedingungen zum Training, eine super Landschaft, und auch das Umfeld passt. Das war genau der richtige Schritt für mich.«

Mittlerweile hat sie sich gut eingelebt, zur Schule geht sie am CJD in Berchtesgaden. Damit bringt sie Leistungssport und Schule gut unter einen Hut. »Jetzt in der Saison bin ich sehr wenig in der Schule und habe später einiges nachzuholen. Aktuell hat der Leistungssport Vorrang, natürlich ist mir bewusst, dass auch die Schule wichtig ist. Doch es passt ganz gut«, meint sie zufrieden. Mit ihrer Gruppe trainiert sie bei Andreas Kraus, der in Inzell für den Nachwuchs verantwortlich ist. »Das ist für mich der perfekte Trainer. Der Andreas hat mich in den letzten drei Jahren weiter nach vorne gebracht und meine Leistungen stark verbessert.«

Nach Ansicht von Kraus ist Anna Ostlender eine beinahe perfekte Sportlerin, die alles mitbringt. »Sie setzt alles ziemlich schnell um, ist ehrgeizig und passt menschlich absolut in unsere Gruppe«, lobt der Trainer seinen Schützling. Wichtig ist in diesem Alter die Schulung der Technik, Fehler in diesem Bereich sind später schwer zu ändern. Dazu legt Kraus aber auch Wert auf Ausdauer und Kraft. »Kraft ist im Eisschnelllaufen sehr wichtig, das gehört dazu. Man muss ja nicht gleich wie ein Bodybuilder aussehen«, meint die Sportlerin schmunzelnd, als die Rede auf die oft mächtigen Oberschenkel mancher Athleten kommt.

»Die Rennen einfach genießen«

In dieser Saison hat Anna Ostlender dank der guten Leistungen bei den Deutschen Meisterschaften bereits zwei Einsätze im Junioren-Weltcup hinter sich. Spitzenplätze waren dabei noch nicht zu erwarten. »Ich wollte mir auch keinen Druck am Anfang machen, sondern die Rennen genießen. Ich habe mein Bestes gegeben und viele Erfahrungen gesammelt«, sagt sie und fügt hinzu: »Es ist auch cool, Sportler aus anderen Nationen kennenzulernen und auf neuen Eisbahnen zu laufen.«

An diesem Wochenende wird sie auf ihrer Hausbahn in Inzell an den Deutschen Meisterschaften der Junioren im Sprint teilnehmen. Da kann sie auf ihren Spezialstrecken über 500- und 1000 Meter antreten. Für die Zukunft wollen die Trainer aus Ostlender eine gute Mehrkämpferin formen. »Da muss ich dann auch die 1500 und 3000 Meter gut laufen«, ist ihr klar. Erfahrungen mit längeren Strecken hat sie mittlerweile im Massenstart gesammelt, der ihr nach eigenen Worten ganz gut taugt.

Im Laufe der Zeit hat sie ein gewisses Gefühl für ihre Rennen entwickelt. »Das Gespür für einen guten Lauf ist meistens auf dem Eis spürbar – auch wenn erst der Blick auf die Anzeigetafel die letzte Gewissheit bringt«, erklärt sie. Neben ihrem Fernziel Olympische Spiele will sie in diesem Winter die Teilnahme an der Junioren-Weltmeisterschaft und am Weltcupfinale der Junioren in Minsk erreichen. Kritisch sieht sie oft Berichte in den Medien, dass es im deutschen Eisschnelllauf keinen guten Nachwuchs gäbe. »Da möchte ich eine Lanze dafür brechen. Oft heißt es, der Nachwuchs ist nicht da, ich denke, wir sind da – und wir werden alle an uns weiterarbeiten. Ich finde es schade, wenn ich höre, es gibt keine Talente bei uns.« SHu

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