Bildtext einblenden
Der Abteilungsleiter der Chiemgau Baskets, Franz Buchenrieder (rechts), und Baskets-Jugendleiter Aaron Mitchell wollen die Basketball-Abteilung des TV Traunstein auch im neuen Jahr weiter voranbringen. (Foto: Brenninger)

»Wir sind schön langsam reif für den Titel«

Der Abteilungsleiter der Chiemgau Baskets, Franz Buchenrieder, spürt keinen Erfolgsdruck – Aaron Mitchell bringt die Jugendarbeit voran


Acht Spiele, acht Siege: Für die Basketballer des TV Traunstein läuft in der Bayernliga Südost derzeit alles nach Plan. Dem Tabellenführer steht aber noch eine heiße Frühjahrsrunde bevor. Abteilungsleiter Franz Buchenrieder und Baskets-Jugendleiter Aaron Mitchell – der ehemalige Spitzenspieler ist unter anderem auch Co-Trainer der Herren I – ziehen im Interview mit unserer Sportredaktion eine erste Zwischenbilanz über den bisherigen Verlauf der Saison und blicken voraus. Sie sehen die Entwicklung der Chiemgau Baskets sehr positiv, doch damit geben sich die beiden noch lange nicht zufrieden.

War es eine gute Herbstrunde der Herren I, Herr Mitchell?

Aaron Mitchell: Es ist ganz wichtig für uns gewesen, einen guten Start zu haben. Wir sind sehr glücklich darüber, was wir bisher schon erreicht haben. Aber wir sind damit noch nicht zufrieden, wir wollen mehr erreichen.

Und wie hat sich die Mannschaft Ihrer Meinung nach bisher entwickelt?

Aaron Mitchell: Vom ersten Tag bis heute hat sich schon einiges getan: Die Spieler entwickeln sich hervorragend! Es ist aber ein langer Prozess.

Wie sieht das der Abteilungsleiter, Herr Buchenrieder?

Franz Buchenrieder: Wir hatten in der vergangenen Saison schon einen guten Durchgang, der mit der Vizemeisterschaft geendet hat. Wir haben dann im Sommer überlegt, an welchen Stellschrauben wir drehen müssen, und haben in neue Trainer und neue Spieler investiert. Das hat sich bisher alles sehr gut entwickelt. Es gibt aber immer noch Potenzial nach oben. Und die wichtigen Spiele stehen ja jetzt erst an.

Und zwar gleich zum Jahresauftakt! Es kommt am7. Januar in der AKG-Sporthalle zum Spitzenspiel mit dem TV Dingolfing. Sind die Niederbayern für die Chiemgau Baskets der größte Konkurrent in Sachen Meisterschaft?

Franz Buchenrieder: Ich sehe Landshut und Dingolfing gleichwertig. Landshut hatte, als wir dort gespielt und gewonnen haben, das Problem, dass nicht alle Spieler fit waren. Dingolfing hat zwei hervorragende Einzelspieler. Es wird deshalb darauf ankommen, dass wir in diesem Spiel als Team von der ersten Minute an dagegenhalten und unser taktisches Konzept durchsetzen.

Aaron Mitchell: Jedes Team geht in eine Saison rein, um jedes Spiel zu gewinnen. Es gibt also keine leichten Spiele. Wir sind jetzt erfolgreich gestartet, aber wir haben noch einen weiten Weg vor uns, um unser Ziel zu erreichen.

Ist es denn ein Vorteil, dass Sie in der zweiten Saisonhälfte so viele Heimspiele haben?

Aaron Mitchell: Ich finde es perfekt, dass wir viel auswärts ran mussten und das Ganze nun daheim zu Ende bringen können. Jetzt können wir auch aktiv unsere Fangemeinde aufbauen. Ich freue mich richtig drauf!

Blicken wir voraus: Angenommen, die Chiemgau Baskets werden Meister. Dann muss Ihre Mannschaft auch noch ins Final Four und dort um den Aufstieg spielen. Ist das nicht ärgerlich?

Aaron Mitchell: Wir sind zwar auf einem guten Weg, aber wir müssen erst einmal ins Final Four kommen. Wir haben definitiv noch viel Arbeit vor uns. Klar ist aber: Das Final Four wird schwierig werden, denn es treffen dabei die besten Mannschaften der vier Bayernligen aufeinander. Wenn wir ins Final Four kommen, werden wir aber für diese Herausforderung bereit sein.

Vince Garrett ist zurück. Könnte er ein Schlüssel zum Titel werden? Beim 100:63-Auftaktsieg gegen Wacker Burghausen hatte er seine Qualitäten ja angedeutet...

Aaron Mitchell: Ich denke, er ist ein sehr großer Schlüssel für uns. Er ist eine Bereicherung für unsere Mannschaft und er hat viel Erfahrung. Er kann unser Team führen.

Franz Buchenrieder: Die Spielweise von Vince ist nicht nur effektiv, sondern auch attraktiv. Für unsere jungen Spieler ist es natürlich super, solche Vorbilder zu haben. Aber auch Kaz (Kazuhiko Yokoyama, Anm. d. Red.) bringt sehr viel Qualität mit. Er ist auch ein absoluter Schlüsselspieler für uns in dieser Saison.

Und dann hat man ja auch noch Garric Young...

Franz Buchenrieder: Sie ergänzen sich perfekt! Garric hatten wir ja zunächst nur als Zwischenlösung geholt, weil wir nicht wussten, wann Vince zurückkommen wird. Jetzt haben wir uns aber dazu entschieden, es zu ermöglichen, dass auch Garric bleiben kann. Und: Auch Stefan Gruber wird zurückkehren. Er war ja zuletzt dienstlich bei der Fußball-WM in Katar im Einsatz und stand uns deshalb nicht zur Verfügung. Stefan Gruber war für uns immer eine tragende Säule. Hoffentlich ist er das auch wieder in der zweiten Saisonhälfte. Wir setzen voll auf ihn, Jakob Kock und die anderen Jungs!

Wie finanziert der TVT so hochkarätige Neuzugänge?

Franz Buchenrieder: Wir haben eine enorme Entwicklung hinter uns. Wir haben deutlich mehr Zuschauer und 50 Prozent Mitgliederwachstum, wir haben auch mehr mediale Aufmerksamkeit als noch vor zweieinhalb Jahren. Das alles hat dazu geführt, dass unser Konzept in der regionalen Wirtschaft viel Anklang gefunden hat – und wir bekommen mehr Rückhalt, als uns am Anfang einige zugetraut hatten. Denn natürlich wäre ohne Geld unser Erfolg in dieser Form nicht möglich. Diese Unterstützung der Wirtschaft freut uns sehr. Sie bestätigt unsere Arbeit. Und wir zahlen auch keine verrückten Gehälter, wir sind sehr bodenständig. Wir wissen, was wir haben und das setzen wir gezielt ein.

Bleiben wir beim Thema Geld. Nach der Corona-Krise befindet man sich jetzt in einer Wirtschafts- und Energiekrise. Macht einem das Sorgen?

Franz Buchenrieder: Man hat immer Befürchtungen, wenn man in der Verantwortung steht. Aber: Wir sind auch trotz der Pandemie recht erfolgreich gewesen. Wir sind kontinuierlich gewachsen und haben ein Team und eine Organisation im Hintergrund aufgebaut. Wir haben uns dafür aber auch sehr angestrengt. Wir haben immer versucht, kreativ zu sein. Das kommt scheinbar gut an.

Wird der Aufstieg da nicht schon zur Pflicht?

Franz Buchenrieder: Ich spüre da keinen Druck. Wir haben aber natürlich Ziele und eine Vision. Wir sind im ersten Jahr Dritter geworden, im zweiten Jahr Zweiter und vielleicht sind wir jetzt schön langsam reif für den Titel. Für eine Meisterschaft müssen aber einfach viele Dinge auf und neben dem Feld zusammenkommen. Und die Saison ist noch lang. Mal schauen, was am Ende rauskommen wird.

Das heißt, wenn der Aufstieg nicht klappt, dann wäre das kein Beinbruch?

Franz Buchenrieder: Wir tun alles dafür und wir wären natürlich enttäuscht, wenn es nicht klappt. Es wäre auch ein Rückschlag, aber wir gehen unseren Weg dann trotzdem weiter.

Planen Sie aktuell schon für die neue Saison?

Franz Buchenrieder: Natürlich ist das im Hinterkopf. Aber es macht erst dann Sinn, konkret zu werden, wenn wir wissen, wie wir letztlich sportlich abschneiden werden.

Bleibt das Trainerteam?

Franz Buchenrieder: Ich gehe davon aus. Wir werden uns zusammensetzen, sobald wir wissen, wie wir sportlich abschneiden. Jetzt ist das noch zu früh.

Sie sind also zufrieden mit der Arbeit von Cheftrainer Tobias Guggenhuber und auch von Aaron Mitchell?

Franz Buchenrieder: Auf jeden Fall! Es war der richtige Schritt, den wir im Sommer gemacht haben. Wir haben eine gemeinsame Vision, was wir aus Traunstein als Basketball-Stadt machen können – und die Zusammenarbeit macht einfach großen Spaß.

Wäre die Mannschaft in dieser Zusammensetzung schon gut genug für die Regionalliga 2?

Franz Buchenrieder: Ich denke, dass wir in dieser Konstellation auch in der Regionalliga 2 nicht schlecht abschneiden würden.

Aaron Mitchell: Wir müssen erst einmal dieses Rennen abschließen, bevor wir zum nächsten gehen. Erst wenn wir die ganze Saison abgeschlossen haben, können wir wirklich Bilanz ziehen. Aber Fakt ist, unsere Spieler sind hungrig – und das ist gut so. Sie müssen sich auf dem Feld aber noch besser kennenlernen. Das ist der Schlüssel. Aber ich denke schon auch, dass wir die Fähigkeiten haben, in dieser Besetzung in die Regionalliga 2 aufzusteigen und dort auch bestehen zu können.

Ihre Mannschaft hat einige erfahrene Spieler in ihren Reihen. Muss man da nicht auch Angst haben, dass diese altersbedingt die Basketballschuhe bald mal an den Nagel hängen?

Franz Buchenrieder: Ja, damit müssen wir rechnen. Es kommen da ja oft ganz viele Faktoren zusammen: Die Arbeit spielt eine große Rolle, die ersten haben schon Familien gegründet.

Das könnte zu einem Problem werden, oder?

Franz Buchenrieder: Wir haben aktuell leider nicht in jeder Altersstufe Spieler, das ist richtig. Wir müssen jetzt von unten her jahrelang gut arbeiten, damit wir auch mal wieder Spieler aus den eigenen Reihen bekommen, die auf einem so hohen Basketball-Niveau spielen können.

Wie will man die Jahre dazwischen überbrücken?

Franz Buchenrieder: Wir müssen attraktiv bleiben, damit auch Spieler zu uns kommen. Je attraktiver man als Verein ist und je höher die Liga ist, in der man spielt, desto leichter ist das.

Wie sieht es denn im Jugendbereich aus? Sehen Sie da den einen oder anderen Spieler, der Talent hat, Herr Mitchell?

Aaron Mitchell: Auf jeden Fall! Ich würde sagen, dass ich sechs sehr talentierte Kids habe, die es gar nicht wissen – und das ist auch gut so! Sie wollen jeden Tag trainieren, sie wollen sich jeden Tag verbessern. Diese sechs Talente können künftig sehr wichtig werden für den Verein. Sie haben die besten Voraussetzungen.

Auf was legen Sie als Nachwuchstrainer besonders viel Wert?

Aaron Mitchell: Für mich ist es sehr wichtig, dass die Kinder gut erzogen sind und gut in der Schule sind. Einer der wichtigsten Punkte ist auch, dass sie Respekt gegenüber anderen zeigen.

Warum legen Sie so besonders viel Wert auf die Jugendcamps? Das ist doch nur ein Haufen zusätzlicher Arbeit für Sie?

Aaron Mitchell: Ich war in der Jugend ein schlechter Basketballspieler. Meine Mutter hat mich dann in Jugendcamps geschickt und ich habe jedes Wort, das die Trainer dort gesagt haben, aufgeschrieben. Am Ende hatte ich 27 Bücher voll geschrieben! Die Camps haben mir sehr geholfen. Ich habe das Spiel verstanden und angefangen, jeden Tag zu trainieren. Das möchte ich jetzt gerne an die Nachwuchsspieler weitergeben.

Sie haben in elf Ländern Basketball gespielt, haben in sieben Ländern selbst trainiert. Die Welt steht Ihnen offen. Warum haben Sie sich für Traunstein entschieden, Herr Mitchell?

Aaron Mitchell: Meine Frau wollte, dass ich nicht mehr so weit weggehe (die Mitchells wohnen in Salzburg, Anm. d. Red.). Mit Franz hatte ich schon vor drei Jahren Kontakt. Ich bin dann vergangene Saison mal vorbeikommen. Er hat mir seine Zukunftsvision für den Verein vorgestellt und das hat mir imponiert. Ich will mithelfen, dass der Prozess hier weitergeht.

Nochmals zurück zum Thema Nachwuchs. Wie schaut es denn aktuell bei den Mädchen aus?

Franz Buchenrieder: Da schaut es auch sehr gut aus. Es geht bei den Mädchen rasant aufwärts. Wir organisieren in diesem Bereich jetzt die ersten Wettkämpfe, in der nächsten Saison werden wir wohl wieder eine Jugendmannschaft bei den Mädchen haben. Darüber sind wir sehr glücklich. Wir haben unseren Mädchen jetzt auch bessere Hallenzeiten geben können.

Sind die Hallenzeiten im Vergleich zur letzten Saison besser geworden?

Franz Buchenrieder: Es hat sich in diesem Bereich etwas getan und ich bin sehr froh darüber. Als ich angefangen habe, hatten wir mit Dienstag und Freitag zwei Trainingstage. Jetzt trainieren wir von Montag bis Samstag. Was mich besonders dabei freut: Die Hallen bei uns sind voll! Wir brauchen deshalb in Zukunft nicht nur mehr Hallenzeit, sondern auch mehr Trainer.

Problematisch könnte es aber werden, wenn der Landkreis Hallen sperren muss, um Flüchtlinge unterzubringen....

Franz Buchenrieder: Das würde uns hart treffen. Es würde unsere Dynamik ausbremsen. Aber wenn es so kommt, ist das im Vergleich zum Leid der Ukraine-Flüchtlinge natürlich zweitrangig.

Und die Energiekrise? Könnte dieses Thema auch zum Problem werden?

Franz Buchenrieder: Es sind bereits alle Abteilungen vom Gesamtvorstand aufgefordert worden, nachhaltig zu handeln. Bis jetzt hat es uns aber noch nicht so getroffen. Aber wir merken jetzt schon auch, dass in manchen Turnhallen die Temperatur nicht 19 Grad Celsius entspricht.

Meine letzte Frage an Sie beide: Was würden Sie 2023 gerne für eine Schlagzeile über Ihr Team lesen?

Aaron Mitchell: Es wäre natürlich sehr schön, wenn wir die Meisterschaft gewinnen würden. Das ist ein großes Ziel. Für mich ist es aber auch wichtig, dass mein Jugendprogramm weiter wächst. Das würde mich glücklich machen. Und ich muss an dieser Stelle auch noch den Eltern danken, die so aktiv mithelfen.

Franz Buchenrieder: Ich unterstreiche das, was Aaron gesagt hat. Also ich würde gerne lesen: Die Chiemgau Baskets wachsen weiter. Und ja: Wir sind natürlich auch scharf auf den Titel. Stephanie Brenninger

Mehr aus Traunstein
Mehr aus Traunstein