»Ich bin grundsätzlich schon zufrieden, schließlich war das ein brutal starkes Feld«, berichtet der Inzeller. Der 28-Jährige trat mit einem Leihmotorrad an: »Mit einem eigenen Mechaniker anzureisen, wäre ein riesiger Aufwand gewesen.« Zumal er auch lange um sein Visum bangen musste: »Das war sehr, sehr knapp, ich habe da schon Stress machen müssen. Zum Glück konnte ich dann noch rechtzeitig hinfliegen.« Für die Fahrten mit dem Leihmotorrad – bei dem ihn ein russischer Mechaniker unterstützte – »war das schon eine sehr kurze Umstellungszeit. Aber man muss halt das Beste aus der Situation machen.« Zumal es unter anderem Harald Simon schlimmer erwischte: Der österreichische Routinier hätte einen Startplatz gehabt, bekam aber sein Visum nicht rechtzeitig und musste so auf den WM-Start verzichten.
Mayerbüchler dagegen steigerte sich am zweiten Tag, wobei er »auch ein bissel Glück hatte. Aber insgesamt hatte ich mich schon sehr gut auf das Motorrad umgestellt.« Dass die russischen Fahrer das Geschehen beherrschen würden, war ohnehin klar. Allerdings war es ein »neuer« Name, der ganz vorne lag. Nikita Bogdanow nämlich setzte sich an beiden Tagen im Finale durch. Doch während er beim Grand Prix 1 in den Vorläufen »nur« 13 Punkte geholt hatte – genau wie seine Konkurrenten Igor Konjonow, Dimitri Khomisewitsch und Weber – setzte sich Bogdanow am zweiten Tag in allen seinen fünf Vorläufen durch. Damit holte er die maximal möglichen 15 Vorlauf-Punkte.
Titelverteidiger Dinar Walejew musste sich am erstem Tag mit 10 Punkten aus den Vorläufen mit Rang sieben begnügen. So verfehlte er das Finale hier ebenso wie im Grand Prix 2, als er es ebenfalls auf zehn Zähler brachte. Den Endlauf gewann wiederum Bogdanow, diesmal vor Dimitri Koltakow, Vizeweltmeister Igor Konjonow und dem WM-Dritten von 2021, Dimitri Khomisewitsch.
Für die WM-Gesamtwertung entscheidend sind in dieser Saison – in der allerdings nur noch das Rennen in Heerenveen (Niederlande) am 2./3. April auf dem Programm steht – ausschließlich die Punkte für die Tagesplatzierungen. Das heißt, wer hinter dem Tagessieger (20) Rang zwei erreicht, erhält 18 WM-Punkte, auch wenn er – wie Koltakow am zweiten Tag – in den Vorläufen weniger Zähler gesammelt hatte als der Final-Dritte Konjonow.
Weber konnte so oder so zufrieden sein: Besonders beeindruckend war sein vierter Platz im Grand Prix 1, weil er ja im Feld mit zahlreichen russischen Fahrern in den Vorläufen einige von ihnen hinter sich lassen konnte.
Hatte es bei der EM 2021 im vergangenen Dezember bei ihm noch überhaupt nicht mit dem Material gepasst, war dieses nun in Togliatti top – ebenso wie die Leistung des 37-Jährigen, der an diesem Wochenende in der russischen Liga mit am Start ist.
»Das war schon stark«, zeigt sich auch Mayerbüchler angetan. Insgesamt sei »das Eis wie erwartet relativ hart gewesen, aber es gab keine großen Löcher. Das war schon ganz gut.« Dennoch habe es mehrere Unfälle gegeben. Die Russen Nikita Toloknow und Iwan Kuschin schieden im Verlauf der zwei Tage verletzt aus, auch Franz Zorn (Österreich) musste im GP 2 aufgeben: »Da ist ein anderer Fahrer gestürzt, und er ist wohl beim Ausweichen noch an dessen Hinterrad gekommen«, berichtet Mayerbüchler. Dort verletzten die messerscharfen, 28 Millimeter langen Spikes an den Reifen den Saalfeldener heftig.
Dennoch werden er und sein Landsmann Simon am morgigen Samstag in Sanok (Polen) ebenso beim 1. Lauf zur Europameisterschaft 2022 dabei sein wie Luca Bauer (Reit im Winkl) und Mayerbüchler. Der Inzeller ging nach einer Rückkehr aus Russland schon ab Dienstag wieder zur Arbeit, am gestrigen Donnerstag erfolgte die Anreise nach Polen. Dort kann der 28-Jährige wieder mit seiner vertrauten Maschine fahren – »und ich hoffe schon auf einen Platz unter den Top Ten oder vielleicht sogar den Top Acht«, zeigt er sich ehrgeizig, auch »wenn ich die Bahn noch nicht kenne.« Der zweite Teil der EM findet genau einen Monat später in Tomaszow Mazowiecki (Polen) statt. Auch danach möchte Mayerbüchler zumindest »grundsätzlich zufrieden« sein ...
who