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Die Tischfußballer Thomas Bratzdrum (links) aus Tittmoning und Thomas Höllich aus Trostberg feierten beim »Players4Players«-Turnier in Darmstadt den dritten Platz im offenen Doppel und verpassten damit knapp die Qualifikation für die Weltmeisterschaft.

Vom Kneipenkicker ins Konzert der Großen

»Zwischen 17 und 23 war ich eigentlich jeden Freitag zum Kickern in der Stiege«, erinnert sich Thomas Bratzdrum, der mittlerweile 31 Jahre alt ist. Schon damals im Kultlokal in Trostberg merkte er, dass für ihn weit mehr hinter dem Spiel steckt, als möglichst schnell Stangen zu drehen und möglichst hart zu schießen.


Ähnlich erging es seinem Schul- und Stiegenkollegen Tommy Höllich. Der Trostberger kaufte sich zu dieser Zeit seinen ersten Tisch, zog nach München und wurde schnell besser. Der Tischfußball hat dafür gesorgt, dass sich die zwei nie aus den Augen verloren haben und nun für den SC Augsburg in der Bundesliga spielen. Auf einem großen Turnier gelang ihnen nun ihr bislang größter Coup: Sie wurden beim »Players4Players«-Turnier in Darmstadt im offenen Doppel Dritte und schrammten nur knapp an der Qualifikation für die Weltmeisterschaft vorbei.

Thomas Bratzdrum war vor kurzem nun auf Heimatbesuch. Das Interview fand in Kirchanschöring statt – an einem Kicker logischerweise. Mit verschränkten Armen lässig am Tisch gelehnt, analysierte er die Spiele bis ins Detail, erinnerte sich nahezu an jeden gespielten Ball. »Wir haben praktisch eine Art Ballbesitzkicker gespielt und versucht, die hochkarätigen Gegner nicht in einen Flow kommen zu lassen«, erzählte Bratzdrum. »Deshalb habe ich von hinten viel zwei auf drei gepasst.« Also von der Verteidigung auf Höllichs Sturm. Wenn Bratzdrum über seine große Leidenschaft spricht, stellt er unmissverständlich klar: Er betreibt Leistungssport.

Der dritte Platz beim Turnier in Darmstadt ist für beide der bisherige Höhepunkt ihrer Laufbahn. Im Teilnehmerfeld tummelten sich Top-Akteure wie das Gespann Thomas Haas und Maura Porrmann. Beide sind aktiv in der deutschen Nationalmannschaft und deutsche Spitze. Haas ist aktuell kaum zu schlagen und der erste deutsche Multitable-Weltmeister in der Königsdisziplin. In Darmstadt landeten Haas und Porrmann aber hinter Bratzdrum und Höllich auf Platz vier.

»Ein absoluter Kraftakt«, beschrieb Bratzdrum den langen Weg vom ersten Qualispiel bis zum kleinen Finale. »Dazwischen lagen rund zwölf Stunden von Anspannung, Entspannung und wieder Fokussieren.« Einen Teil der Erfolgsgeschichte kann man sich übrigens auch noch anschauen. Auf dem Streamingportal Twitch auf dem Kanal des deutschen Tischfußballbundes »DTFBtv«, sind einige Spiele aufgezeichnet und mit Kommentar versehen. Das gibt hochinteressante Einblicke in einen Sport, der den meisten eher verborgen bleibt. »Besonders hier am Land«, betonte Bratzdrum.

Er spielte Woche für Woche in der Stiege, zog dann zum Studieren nach München. »Ich weiß noch gut, als ich mich in der Studentenstadt für mein erstes Turnier angemeldet habe: Da spielte immer ein Fortgeschrittener mit einem Neuling zusammen. In der Stiege war ich sehr stark, also habe ich mich als Fortgeschrittener eintragen lassen. Wir haben kein einziges Spiel gewonnen«, lachte Bratzdrum, der in Folge die Kickerwelt erst so richtig kennenlernte. »Ich hab' so oft auf die Mütze bekommen, das hat mich immer motiviert«, erklärte der großgewachsene Tittmoninger. Fortan spielte er in der Studentenstadt regelmäßig, dann ging er nach Augsburg und spielte dort in der Mitkickzentrale – einer Mischung aus Laden und Vereinsheim nur für Kicker. Höllich mischte derweil die Münchner Szene auf.

Mehrmals in der Woche trainierten sie, standen alleine am Tisch, wiederholten hundertfach bestimmte Pässe und Schüsse, justierten ihr Spiel. Als Doppelgespann sind die Gefährten dabei zuerst nicht in Erscheinung getreten: Erst einige Ausfälle bei einem Bundesliga-Wochenende führten zur ungeplanten Verschmelzung als Team – und das Duo harmoniert, wie der Erfolg in Darmstadt nun eindrucksvoll bestätigt!

Die Weltmeisterschaft in Nantes 2022 liegt beiden noch fern. Wer weiß, wie lang dieses Ziel aber Utopie bleiben muss. Wer Interesse hat, das Kickern zu lernen und regelmäßig in geselliger Atmosphäre in der Region spielen möchte, kann sich bei Bruno Tschoner, Telefon 0171/939 22 73, melden.

bts

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