Taktisch geschickte Umstellungen in der Mannschaft und ein couragiert kämpfendes Team sorgten für die entscheidenden Punkte gegen den bisher ungeschlagen Tabellenführer und lieferten eine Leistung ab, die so ganz nach dem Gusto der Traunsteiner Fans war. Mattenleiter Konrad Rankl musste sich nach dem Fotofinish im entscheidenden letzten Kampf wütende Proteste aus dem Lager des SC Anger anhören, während Traunstein den Derbysieg feierte. – Die Kämpfe im Einzelnen:
57 kg (Griechisch-römisch): In der Eingangsklasse waren die Rollen ungleich verteilt. Traunsteins Nachwuchsringer Georg Rasumny hatte gegen den Bayerischen Meister Andreas Bauer keine Chance und verlor in der ersten Runde mit technischer Unterlegenheit (Differenz von mindestens 15 Punkten) – 0:4.
130 kg (Freistil): Gökhan Tetik hatte nicht nur fünfzehn Kilogramm gegen das ungarische Kraftpaket Armin Majoros wettzumachen, der mehrfache Europa- und Weltmeisterschaftsteilnehmer nutzte seinen Greco-Kampfstil geschickt auch im freien Stil und holte mit Kopfklammern und Rollen am Boden die entscheidenden Punkte. Nachdem Tetik einen erfolgreichen Beinangriff nicht bis zum Ende erfolgreich ausführen konnte, stand es 0:18 – 0:8.
61 kg (F): Wieder war für den TVT das Bantamgewicht das Zünglein an der Waage. Ben Wittenzellner versuchte geschickt, mit einer Armklammer Vorteile gegen Lorenz Hagelauer zu erreichen, der Gästeringer ging indes mehrfach in Führung und hielt diese bis wenige Sekunden vor Schluss, ehe Wittenzellner noch ausglich und sich mit der letzten Wertung den wichtigen Sieg sicherte – 1:8.
98 kg (G): Yoan Dimitrov machte Dampf gegen den Wals-Rückkehrer Michael Marnette, der gegen den favorisierten TVT-Ringer um Schadensbegrenzung bemüht war. Der Bulgare in Traunsteins Diensten fuhr mit einem Mix aus Takedowns, Durchdrehern und Würfen trotzdem nach gut dreieinhalb Minuten einen ungefährdeten 15:0-Sieg ein – 5:8.
66 kg (G): Rund vier Kilogramm hatte Plamen Petrov abgekocht, um im Greco-Leichtgewicht auf die Matte gehen zu können. Ringertechnisch merkte man ihm das nicht an. Sein Kontrahent Felix Baumgartner musste beim Versuch, Petrovs gefürchteten Ausheber abzuwehren, mehrfach Wertungen im Bodenkampf gegen sich zulassen. Am Ende warf ihn der TVT-Ringer trotzdem spektakulär und beendete den ungleichen Kampf nach einer Kampfminute mit 18:0 Punkten. Der Stand von 9:8 zur Pause ließ bei den Gastgebern Hoffnung auf eine Überraschung aufkeimen.
86 kg (F): Aus taktischen Überlegungen heraus, aber auch aufgrund einer dünnen Personadlecke, ließ der TVT das Freistil-Mittelgewicht leer laufen. Benedikt Argstatter verbuchte vier Punkte kampflos für den SCA – 9:12.
71 kg (F): Kräftig »abgekocht« hatte Ilja Vorobev, was im Lauf des Kampfes gegen den Angerer Matthias Eckart deutlich an die Subs-tanz ging. Vorher jedoch schrieb er sieben Wertungen mit einer Ringweise auf hohem technischem Niveau. Nach der Pause stellte sich sein Kontrahent besser auf ihn ein und ein mehr und mehr ermüdender Traunsteiner musste Wertungen gegen sich zulassen. Voro-bev kam mit letzten Kräften zurück und sicherte sich mit deutlichen 15:4 Wertungspunkten drei enorm wichtige Zähler für seine Mannschaft – 12:12.
80 kg (G): Alex Patalaschko hatte mit dem früheren TVT-Ringer Simon Öllinger eine praktisch unlösbare Aufgabe vor sich. Öllinger, Medaillengewinner bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften, hielt das Tempo auch im zweiten Abschnitt inklusive eines Wurfs mit höchster Wertung (fünf Punkte) hoch, wogegen Patalaschko dem kräftezehrenden Duell Tribut zollen musste. In der 6. Kampfminute konnte dieser die Niederlage mit technischer Überlegenheit nicht mehr verhindern – 12:16.
75 kg (G): Artur Tatarinov tat sich schwer gegen den defensiv agierenden Angerer Max März und sammelte mühsam im Boden Zweier-Wertungen. Nach der Pause ging der Traunsteiner aufs Ganze und legte den Angerer in der 4. Kampfminute nach einem geschickt noch im Stand abgefangenen Wurf aufs Blatt – 16:16.
75 kg (F): Das Duell zwischen Eduard Tatarinov, der drei Kilogramm abtrainiert hatte, um sich gegen den Angerer Markus Fürmann zu stellen, musste die Entscheidung bringen. In dem engen Mattenduell zweier Topkönner hatte der Traunsteiner mit zwei Wertungspunkten den Vorteil auf seiner Seite, ehe Sekunden vor Schluss der Angerer nach einem Beinangriff knapp vor dem Gewinn einer Zweier-Wertung war, die seinen, aber auch den Gesamtsieg für Anger bedeutet hätte. Der Schlussgong rettete dem Traunsteiner Freistil-Ass den Sieg, der auch den 17:16-Gesamtsieg für Traunstein bedeutete.
»Unsere Ringer haben alles richtig gemacht. Ich bin sehr zufrieden und das nicht nur über das Ergebnis« betonte TVT-Cheftrainer Petar Stefanov, der mit seinem Team nun schon im zweiten Jahr hintereinander in der Rückrunde beide Punkte gegen Anger eingefahren hat.
Die Reserve des TVT war kampffrei. In der Grenzlandliga entschied wieder ein Mattenduell zugunsten der Gäste aus Anger. Für den TVT siegten Justin Flemmer (33 kg), Leopold von Ellerts (46 kg), Valentino Schneider (50 kg) und Georg Rasumny (55 kg). Zwei Klassen musste der TVT unbesetzt lassen und unterlag so am Ende mit 16:23. awi