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Antonia Gust hat eine schwere Erbkrankheit, die auch nicht heilbar ist, lediglich die Symptome lassen sich durch Operationen mehr oder weniger nachhaltig beseitigen. Die 40-Jährige kämpfte sich aber zurück ins Leben. Nun hat sie sich zum Ziel gesetzt, 2020 bei einem Ironman zu starten. Ihren ersten sportlichen Wettkampf bestritt sie übrigens in diesem Jahr beim Traunsteiner Halbmarathon, dort startete sie über die 12 km. (Foto: Gust)

»Road to Ironman«: Antonia Gust lebt ihren Traum

Vor nicht einmal zwei Jahren bekam Antonia Gust die niederschmetternde Diagnose: Sie leidet an einer krankhaften Fettverteilungsstörung – dem sogenannten Lipödem. »Eine Erbkrankheit, die oft nicht rechtzeitig erkannt wird, und von der viele Frauen betroffen sind«, erzählt die Pidingerin vom X-Sport Power Team Burgenland.


Drei schwere Operationen in Köln standen für die 40-Jährige danach an. Die Aussagen der Ärzte waren erschreckend. Antonia Gust könne wohl niemals mehr Sport treiben, hieß es. »Dabei war ich immer schon ein aktiver Mensch«, erzählt sie. Nur die Schmerzen nahmen immer mehr zu, die Lust an der Bewegung verging ihr deshalb immer mehr.

Vorbei, vergessen. »Ich habe ein zweites Leben geschenkt bekommen«, sagt sie jetzt und lacht. »Und ich bin überaus dankbar dafür, dass ich diese Chance bekommen habe.« Antonia Gust krempelte ihr Leben komplett um – und wie: Sie hing ihre erfolgreiche Karriere als Opern- und Konzertsängerin an den Nagel, komponiert mittlerweile eigene Lieder und steckt seit gut einem Jahr ihre ganze Energie in ihre sportliche Laufbahn. Ihr neues Lebensziel heißt: »Road zu Ironman.«

Und diesem Ziel ist die ehrgeizige Frau schon nach wenigen Monaten ein ganzes Stück näher gekommen. Auch dank der Hilfe ihres Ehemanns Markus Gust, der ihr von Anfang an zur Seite stand. »Ich unterstütze Antonia bei allem, was sie macht«, betont er.

Die beiden gingen etwa auch zusammen trainieren – und auch wenn das Tempo beim Laufen für Markus Gust eigentlich zu langsam ist, begleitet er seine Frau. »Wir variieren das Training aber auch und machen auch Trailrunning. Das baut die Muskeln auf und man bekommt Kondition«, erzählt er. Seine Frau ergänzt: »Und die Berge liegen ja vor unserer Haustüre. Hauptsache wir sind draußen an der frischen Luft.«

Doch vor wenigen Monaten glaubte noch niemand daran, dass Antonia Gust sich so ins Leben zurückkämpfen konnte. Als sie im Januar 2016 die Diagnose bekam, brach ihre Welt zunächst zusammen. »Aber dann ging alles Schlag auf Schlag«, erinnert sie sich. Von Dezember 2016 bis März 2017 standen die Operationen an. Nur vier Wochen nach der letzten OP, begann Antonia Gust wieder zu gehen. Erst stand viel Nordic Walking, aber auch Bergwandern auf dem Programm.

Erste Gehversuche bei einem Gaudilauf

Ein langjähriger Weggefährte von Antonia Gust, Herbert Hohenberger, zog zeitgleich seine erste Ironman-Saison durch. »Er hat mich dann gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mal bei ihm im Verein vorbeizuschauen.« Und im Oktober 2017 nahm er Antonia Gust dann zu einem Gaudilauf über 7 km mit. Es waren quasi ihre ersten sportlichen Gehversuche. »Da kam dann einfach eines zum anderen.« Denn nach diesem Bewerb »habe ich nicht mehr zum Laufen aufgehört«, lacht sie. Und weil sie nun eben mal in einem Triathlonverein war, probierte sie das Schwimmen und das Radfahren auch gleich noch aus.

Alles in allem hatte sie schnell ihre Leidenschaft für diese Sportart entdeckt. Und im Mai diesen Jahres war es dann so weit: Nach dem Gaudilauf stand ihr erster, richtiger Laufwettkampf auf dem Programm – und zwar startete sie beim Halbmarathon in Traunstein über die 12-km-Strecke. »Hier in Traunstein passt einfach alles, die Strecke, die Größe«, schwärmt Markus Gust. »Wir sind auch oft hier zum Trainieren, weil die Strecke für mich auch einfach eine der schönsten ist«, ergänzt Antonia Gust, die auch 2019 in Traunstein unbedingt starten will. Zudem sei es von Vorteil für das Training, wenn man die Strecke kenne. »Da kann man dann auch mal was ausprobieren«, ergänzt Markus Gust.

Im Juli diesen Jahres gab's dann bereits ihre Triathlonpremiere in Anger. »Aber eines habe ich da gleich gemerkt: Die Sprintdistanz ist nicht so meines.« Allerdings war die Teilnahme beim Höglwörther See-Triathlon über 400 m Schwimmen, 21 km Radfahren und 5 km Laufen trotzdem viel wert, »denn ich habe mal Wettkampfpraxis sammeln können«. Ihr Mann pflichtet ihr bei: »Das war ideal, um die Wechsel zu üben.« Gust trainierte dann noch für die Olympische Distanz, zu einem Start kam es in diesem Jahr aber nicht mehr. »Die Kurzdistanz lasse ich jetzt aus. Ich starte 2019 gleich über die Mitteldistanz«, sagt sie. »Ich bin einfach eine Langdistanzlerin.«

In diesem Jahr gab's für Antonia Gust aber dann noch einen anderen Schwerpunkt – immer mit dem Fernziel »Ironman« im Hinterkopf: Sie wollte einen Marathon laufen. Gesagt, getan. Ihre Premiere in Wien vor wenigen Wochen war erfolgreich! »Ich bin den Lauf sehr vorsichtig angegangen. War dann aber auch noch bei km 30 fit. Ich habe also alles richtig gemacht«, freut sie sich. Ja, mehr noch. »Zum Schluss hatte sie sogar noch die Kraft, einen ihrer Sprints anzuziehen«, betont Markus Gust stolz.

Nun geht's für Antonia Gust schnurstracks weiter – mit einem neuen Trainer an ihrer Seite. Der Österreicher Lothar Wendelin wird sie fortan betreuen und sie auf die Mitteldistanz vorbereiten. Zwei Rennen hat Antonia Gust für 2019 auch schon im Visier. Am 30. Juni 2019 will sie bei der Challenge Kaiserwinkl-Walchsee ihre Premiere über die dortige Mitteldistanz (1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und 21,1 km Laufen) geben. Einen weiteren Triathlon hat sie ebenfalls schon im Blick – und zwar den Ironman 70.3 Zell am See Kaprun am 1. September.

»Eventuell könnte ich sogar schon im Herbst 2019 auf die Langdistanz gehen«, rechnet Gust vor, die Anfang 2019 auch noch die Ausbildung zur Kampfrichterin absolvieren wird. »Aber ich möchte eigentlich alles Schritt für Schritt machen.«

»Dort wird Triathlon gelebt«

Geht alles gut, wird sie 2020 also auf die Langdistanz gehen. Und auch dafür hat sie schon einen fest Plan. Die Challenge Roth soll es sein. »Ich war schon ein paar Mal als Zuschauer auf der Strecke. Das Flair ist dort einfach ein Traum, dort wird Triathlon gelebt.«

Die Startplätze in Roth sind aber heiß begehrt. Sollte es wirklich nicht klappen, hat Antonia Gust sich schon eine Alternative ausgedacht. Dann soll es der Ironman Hamburg sein. Ihre Augen leuchten jedenfalls regelrecht, wenn sie von 2020 spricht. Antonia Gust hat sich eindrucksvoll ins Leben zurückgekämpft und lebt jetzt ihren Traum: »Road to Ironman«. SB

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