Die exakte Geburtsstunde des TC Reit im Winkl war am 22. Juni 1962. Die vergangenen fünf Jahrzehnte waren für den Tennisclub mehr als die beständige Jagd nach Spiel, Satz und Sieg, wie dies auch in der eigens zum Jubiläum aufgelegten Festschrift immer wieder zum Ausdruck kommt. Und dass dieser Club damals überhaupt entstehen konnte und dass zwei Tennisplätze geschaffen wurden, war einem etwas ungewöhnlichen Vorgehen eines Vereinsfunktionärs am Ort zu verdanken.
Georg Linner war damals Vorsitzender des Verkehrsvereins und in dieser Eigenschaft sehr rührig, wenn es darum ging, für die immer mehr werdenden Gäste ein breites Angebot vorhalten zu können. Tennis war damals eine sehr elitäre Sportart und der Gemeinderat zögerte, dem Bau von Tennisplätzen zuzustimmen. Man wollte vielmehr sparen.
So griff Linner zu einer List, die heutigen Vertretern der kommunalen Politik und des TC ein Schmunzeln abringt: In der Neuauflage des Ortsprospekts, ließ er einfach zwei Tennisplätze einzeichnen, obwohl diese in Wirklichkeit nicht vorhanden waren. Auf diese Weise erreichte Linner sein Ziel: Der Gemeinderat wich von seiner zaudernden Position ab, am 24. Juni 1962 wurde der erste Platz feierlich eingeweiht.
Entstanden ist dieser in Eigenregie, wobei in der Festschrift mit stiller Bewunderung vermerkt wurde: »Erstaunlich ist die Naivität etlicher einheimischer Tennisverrückter, mit welcher dieses Vorhaben angegangen wurde.« Keine Spezialfirmen, stattdessen eigene Maschinen zum Planieren und Gewinnen der notwendigen Materialien. Die »Tennisverrückten«, genauer gesagt 38 Herren und sieben Damen, gründeten erst zwei Tage vor der Einweihung des ersten Tennisplatzes den TC Reit im Winkl. Dabei wurde auf Eigenständigkeit Wert gelegt. Dass die Entscheidung zur Schaffung eines Tennisvereins eine zukunftsweisende war, mag die Tatsache belegen, dass in den Folgejahren Tennis in Deutschland einen großen Aufschwung erlebte.
Auch der TC Reit im Winkl wuchs schnell: Nach der Mitgliedschaft beim Bayerischen Landessportverband (BLSV) wurden Erste Mannschaften für die Spielrunden gemeldet, die Zahl der Mitglieder stieg kontinuierlich. In der Spitze betrug sie rund 400, weswegen Mitte der 70er Jahre gar über einen Aufnahmestopp diskutiert wurde. Gleichzeitig hatte der Verein stets den Spagat zu schaffen zwischen den eigenen Bedürfnissen und den Belangen des Tourismus. Die Regelung, die Touristen die Plätze an Wochentagen bis 16 Uhr und an den Wochenenden die Reit im Winkler spielen zu lassen, funktionierte laut den Berichten in der Festschrift so gut, dass »lang andauernde Freundschaften zwischen den Gästen und den Einheimischen entstanden.«
So etablierte sich der TC im Laufe der Jahrzehnte zu einer festen Größe im Sportangebot für Einheimische und Gäste, wozu auch der notwendig gewordene »Umzug« der Spielstätte von der Anlage am Freibad zum jetzigen Standort im Ortsteil Groißenbach beitrug. Dort teilt man sich zwei Hallen- und acht Freiplätze mit einem kommerziellen Anbieter.
155 Erwachsene und 21 Kinder sind derzeit als Mitglieder registriert, neun Mannschaften kämpfen aktuell auf Kreis- und Bezirksebene um Sätze und Spiele. Fünf dieser Teams sind Jugendmannschaften, worauf der TC besonders stolz ist, denn die Förderung des Nachwuchses ist den Vereinsverantwortlichen ein wichtiges Anliegen. Neben dieser elementaren Aufgabe steht 2015 die Verhandlungen über die Pachtverlängerung an. »Keine ganz einfache Aufgabe«, wie es in der Festschrift heißt; aber, »das werde man schon packen.« Denn in den vergangenen 50 Jahren hat der TC Reit im Winkl nicht nur viele positive Ereignisse feiern können, sondern auch so manche Krise überstanden. ost