Dabei verlief die Wettkampfvorbereitung für sie ungünstig. Denn es gab wegen der Corona-Pandemie viele Einschränkungen zu beachten und Auflagen zu erfüllen. Immerhin durften die Bergener Leistungssportler trotz der Vorschriften in kleinen Gruppen durchgängig trainieren.
Der ganze Aufwand zahlte sich nun bei der EM aber aus. Insgesamt waren in Maintal über 250 Athleten aus 23 Nationen am Start. Zwar gab es ein Hygienekonzept, Zuschauer durften aber trotzdem nicht dabei sein – und so mochte keine richtige EM-Stimmung bei den Wettkämpfen aufkommen.
Anja Guercke, die bei den Seniorinnen bis +70 kg startete, musste sich in ihrem ersten Kampf Nadina Biljanovic geschlagen geben. Die Kroatin nutzte einen Augenblick der Unaufmerksamkeit für einen Wurf und legte Guercke danach in einer Haltetechnik fest.
Im zweiten Kampf konnte die Russin Iakushkina Margarita verletzungsbedingt nicht antreten. Im Duell gegen die mehrmalige Welt- und Europameisterin Eva Bisseni aus Frankreich konnte Guercke von Anfang an ihre Stärke ausspielen. Durch starke Schlag- und Tritt-Techniken musste sie keine wichtigen Punkte bei Würfen oder im Bodenkampf an die erfahrene Judoka abgeben und gewann verdient nach Punkten.
Im letzten und entscheidenden Kampf gegen ihre Kaderkollegin Laura Müller spielte Guercke von Anfang an ihre individuelle Klasse aus und musste nur sehr wenig Punkte abgegeben. Letztlich feierte sie einen überlegenen und nie gefährdeten Sieg – und damit sicherte sich Anja Guercke den 2. Platz!
Obwohl sie noch zu den Juniorinnen zählt, durfte Sophie Büscher (-57 kg) für den Ju-Jutsu-Verband Bayern bei den Seniorinnen starten. In ihrem ersten Kampf traf Büscher auf die Französin Audrey Bascans. Mit ihrer aggressiven Art holte sich Büscher Punkt um Punkt. Sie gewann den Kampf relativ zügig und vorzeitig durch technische Überlegenheit.
Entsprechend motiviert startete die Bergenerin in ihr zweites Duell, musste sich dort aber am Ende gegen die mehrmalige Weltmeisterin aus Belgien, Licai Pourtois, geschlagen geben. Im da-rauffolgenden Kampf konnte auch ihre Bundeskaderkollegin Jenny Grudnio der individuellen Klasse Büschers nichts entgegensetzen. Einen spannenden Kampf lieferten sich die Bergenerin und die erfahrene Chabeli Arenberg-Peters. Büscher wurde anfangs von den technisch starken Kontern der Niederländerin überrascht. Mit ihrer Schnelligkeit und ihrer Aggressivität konnte sie aber den Wettkampf letztlich souverän mit 17:9 für sich entscheiden.
Im finalen Kampf um Bronze gegen Betty Bonnet stand Büschers Überlegenheit nie in Frage. Von Beginn an dominierte sie die Judoka aus Frankreich mit schnellen und spritzigen Schlag- und Tritttechniken. Zudem konnte Büscher Ippon-Techniken im Griff sowie am Boden anbringen und gewann so vorzeitig.
Nach eineinhalb Jahren Wettkampfpause war die Europameisterschaft unter dem Strich ein hervorragendes Turnier. Wenn die Weltmeisterschaft Ende Oktober wie geplant stattfinden kann, ist es das Ziel aller Bergener Athleten, einen Platz auf dem Podest zu erlangen. Bei der WM werden Lukas Bombik, Anja Guercke, Sophie Büscher und Bianca Feichtlbauer am Start sein. fb