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Große Sprüche sind nicht sein Ding: Biathlet Simon Schempp, der seit sieben Jahren in Ruhpolding lebt, will lieber bei seinen Rennen überzeugen – und momentan ist er in hervorragender Form.

»Meine Akkus sind voll«

Den Januar 2015 wird Biathlet Simon Schempp so schnell nicht vergessen. Denn dieser Monat war der bisher beste, zumindest was sein Sportlerleben betrifft. Zunächst konnte er den Verfolger beim Weltcup in der heimischen Ruhpoldinger Chiemgau-Arena in einem Zielsprint-Krimi gewinnen, eine Woche später war er in Antholz im Sprint und im Verfolger siegreich. Diese Erfolge haben den Wahl-Ruhpoldinger mittlerweile auf den zweiten Platz im Gesamtweltcup hinter dem Franzosen Martin Fourcade gebracht. Plötzlich zählt der 26-Jährige auch zu den ganz großen Favoriten bei der Biathlon-Weltmeisterschaft im finnischen Kontiolahti.


»Eine Weltmeisterschaft ist eine Momentaufnahme«

»Ich fühle mich gut, meine Akkus sind voll«, gibt er sich selbstbewusst. Trotzdem ist Simon Schempp auch eine Woche vor der WM seinem Naturell treu geblieben. Die großen Sprüche sind nicht sein Ding. So ist kürzlich in einem sozialen Netzwerk der Spruch von der »Schemppions-League« aufgetaucht. Damit kann er nicht so viel anfangen. Eine Einzelmedaille und mit der Staffel aufs Podium hat er sich für die Titelkämpfe im hohen Norden vorgenommen. Derzeit bereitet er sich dafür mit dem gesamten deutschen Team im italienischen Ridnaun vor.

Sportlich sieht er den Gesamtweltcup als das höherwertige Ziel. »Eine Weltmeisterschaft ist eine Momentaufnahme, im Weltcup zählt die Leistung während einer gesamten Saison«, sagt der seit sieben Jahren in Ruhpolding lebende Athlet von der SZ Uhingen. Die gute Form habe er sich über Weihnachten geholt, erzählt er. In dieser Zeit hat er auch die Zielsprints geübt. »Die kann man zwar im Training üben, im Rennen ist das aber wieder eine ganz andere Nummer.« Zuletzt bei der Staffel in Oslo musste er sich im Zielsprint ausgerechnet seinem »Lieblingsgegner« dem Russen Anton Schipulin geschlagen geben. Wie vor gut einem Jahr beim Olympischen Staffelrennen in Sotschi. »Der Anton ist kein schlechter«, weiß Schempp.

Um die derzeitigen Erfolge vom Simon Schempp zu begreifen, muss man auf das Jahr 2011 zurückschauen. Damals fühlte er sich ausgelaugt und müde. Das Ganze gipfelte beim Weltcup in Ruhpolding. Nach einer ärztlichen Untersuchung wurde bei Schempp zunächst eine Herzmuskelentzündung diagnostiziert. Eine Hiobsbotschaft, die sich später als falsch herausstellte. Letztendlich war er damals nur erschöpft.

Trotzdem hatte er lange daran zu knabbern. »Genau das hat ihn aber jetzt stark gemacht«, sagt sein Trainer Andi Stitzl. »Durch seine Rückschläge ist er gestärkt hervorgegangen. Er ist beim Schießen sehr stabil und läuferisch auf einem sehr hohen Niveau«, so Stitzl weiter. Auch an Selbstbewusstsein mangelt es dem »neuen Schempp« nicht. Beim Verfolgungsrennen von Nove Mesto stieg er seinem Rivalen Martin Fourcade (Frankreich) sogar kurz auf die Ski. »Wir haben nach dem Rennen kurz darüber gesprochen, es gibt kein Problem«, meinte Schempp. Nun heißt es für Simon Schempp die Form mit nach Kontiolahti zu nehmen. Dort wartet tatsächlich dann die »Schemppions-League«. SHu

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