Die gab es heuer auch schon im Frühjahr und Sommer für ihn. Da wollte er sich zusätzlich in der Flattrack-Weltmeisterschaft etablieren, ebenso wie in der Krowdrace-Serie – auch hier wurden zunächst viele geplante Trainings und Rennen abgesagt.
Was in diesem Fall gar nicht so schlecht für den Altfraunhofener (bei Landshut) war: »Schon im Frühjahr hat sich gezeigt, dass das alte Motorrad einfach nicht mehr passt.« Ab Mitte August jedoch hatte der 38-Jährige eine neue, konkurrenzfähige Maschine parat.
Beim Flattrack wird auf Speedway- oder Sandbahnen gefahren. Zum Teil starten hier bis zu zwölf Fahrer gleichzeitig. Schon in der – international besetzten – Krowdrace-Serie mit heuer drei Läufen in Deutschland hatte sich Jell gut positioniert. »Das hat gut funktioniert, wir haben zum Schluss eine gute Abstimmung gefunden.« Hinzu kam ein erfreulicher 7. Platz im Finale der Tschechischen Meisterschaft. »Einmal habe ich sogar einen dritten Platz geschafft, das hat mich voll motiviert.«
In der WM dagegen musste er zunächst die Absagen der Läufe in Diedenbergen sowie in Pardubice (Tschechien) hinnehmen. Immerhin konnte der letzte Lauf in Italien ausgetragen werden: »Da bin ich auf Anhieb Zehnter geworden, damit bin ich mega-zufrieden. Das motiviert mich sehr für das nächste Jahr. Da will ich noch etwas schneller werden, da geht noch viel«, hofft er.
Grundsätzlich sieht sich Jell ohnehin gut gerüstet für diese Sportart. »Ich bin schon früher viel Motocross und Supermoto gefahren. Wenn man das als Mischung hat, ist man schon gut für den Flattrack vorbereitet.«
Auch in diesem Sommer fuhr er viel Motocross, unter anderem als Vorbereitung für die Eisspeedway-Saison. Normalerweise »wären wir jetzt beim Trainingslager in Kamensk-Uralsky (Russland, d. Red.). Doch zum einen kriege ich kein Visum, zum anderen ist es mir derzeit auch zu heikel mit der Corona-Lage dort, deshalb habe ich verzichtet.« Nicht auszudenken etwa, wenn er krank oder bei einem Sturz verletzt würde – »da möchte ich in der derzeitigen Situation sicher nicht in einem Krankenhaus in Russland sein müssen.« Auch ein Ausweichen nach Idre (Schweden) plant er momentan nicht, »denn ich müsste danach ja in Quarantäne. Das ist es nicht wert.«
Schließlich seien noch keine baldigen Renntermine zu erwarten. Die für den 16. Januar 2021 in Örnsköldsvik (Schweden) geplante WM-Qualifikation wurde inzwischen auch schon abgesagt. »Da werden die WM-Fahrer wohl vom Weltverband und den nationalen Föderationen gesetzt«, vermutet er. Denn die FIM vergibt die Anzahl der Plätze pro Land, die nationalen Verbände legen anschließend ihre Teilnehmer fest.
»Aber es ist ja unklar, ob das mit der WM heuer überhaupt geht«, zeigt sich der Pilot des MSC Teisendorf zurückhaltend. Von den üblichen fünf Grand-Prix-Veranstaltungen wurden für Anfang 2021 schon drei abgesagt, darunter auch der WM-Lauf in der Inzeller Max-Aicher-Arena. Erst am Wochenende 13./14. Februar soll in Togliatti (Russland) gefahren werden.
Ob dort tatsächlich gefahren werden kann – und unter welchen Voraussetzungen Piloten aus dem Ausland dort teilnehmen können – ist äußerst fraglich. »Man kann nur hoffen, dass das in Berlin stattfinden kann«, spekuliert Jell auf den WM-Lauf, der am 6./7. März im Freiluftstadion der Eisspeedwayunion Berlin angesetzt ist. Derzeit »hoffe ich, dass es im Januar etwas besser wird und ich für Gävle in der Liga fahren kann.« Denn mit dem schwedischen Verein SMK Gävle hatte er in der vorherigen Liga-Saison den zweiten Platz in der Gesamtwertung erkämpft.
»Das macht richtig Spaß dort, ich fühle mich mit dem Team sehr wohl.« Nachdem es auch in Schweden in den vergangenen Wochen zu warm war fürs Eisspeedway, »hat es jetzt meist minus sechs bis minus acht Grad. Allmählich kann man also darauf hoffen, dass bald Eisbahnen hergerichtet werden können – auch wenn noch keiner so genau weiß, wann.«
Klar sei für ihn und sein Team: »Wir sind bereit. Alles andere hängt von Corona ab.« Dass er auch nach den Ligarennen in Schweden zunächst in eine Quarantäne müsste, wäre für den 38-Jährigen gut zu meistern: »Ich kann mir die Zeit in der eigenen Firma gut einteilen. Wir sind da gut aufgestellt.« Letztlich gelte für ihn im Motorsport, was derzeit in der ganzen Gesellschaft gelte: »Es ist derzeit alles nicht einfach. Aber man muss halt das Beste daraus machen.« who