Ganz stark präsentierte sich dabei Cindy Friebel bei ihrer WM-Premiere auf Big Island. Sie kam nach 10:01:43 Stunden ins Ziel und wurde damit hervorragende Vierte in ihrer Altersklasse W 30-34. Damit war sie auch zweitbeste deutsche Starterin bei den Hobbyathletinnen. »Genial« sei das alles gewesen, schießt es aus der Sportlerin des RSC Götzing heraus.
Dabei waren die Vorzeichen für Friebel alles andere als optimal. Die Freilassingerin musste die Reise mit einer Fußverletzung antreten. Ob sie den Marathon damit durchstehen würde können, wusste sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. »Dann bin ich auch noch am Montag vor dem Wettkampf umgeknickt«, erzählt sie.
Dennoch ging die ehrgeizige Hobbysportlerin an den Start. Das Schwimmen und das Radfahren seien gut gewesen, berichtet sie. Die zweite Disziplin spulte sie in 5:01:27 Stunden herunter und ging damit in ihrer Altersklasse in Führung! Genau das sei auch der Plan gewesen, verrät sie. Dennoch sei es auf der windigen Strecke hart gewesen.
»Beim Laufen ist mir dann aber sehr schnell klar geworden, dass das nichts werden kann. Ich bin dann einfach das Tempo gelaufen, das machbar war. Ich wollte einfach unbedingt nur eines: ins Ziel kommen.« Bei Kilometer 6 war der erste Platz in ihrer Altersklasse dann auch dahin. Sie musste dann noch zwei weitere Kontrahentinnen passieren lassen. Dass sie am Ende nicht am Podest stand, wurmte Friebel schon etwas. Einen Pokal bekam sie aber auch als Viertplatzierte. »Und zur Dopingkontrolle musste ich auch«, lacht sie. Dort traf sie mit Lucy Charles-Barclay und Anne Haug noch die Zweit- und Drittplatzierte der Profi-Frauen – ein tolles Erlebnis. »Ich habe auch ein paar Worte mit ihnen wechseln können«, freut sie sich.
»Ich will auf jeden Fall wieder hierher kommen«
Trotz der ganzen Strapazen »war es etwas ganz Besonderes, hier starten zu können«, sagt Friebel und ergänzt: »Ich will auf jeden Fall wieder hierher kommen.« Dann aber ohne Verletzung. »Ich hab' da jetzt schon noch eine Rechnung offen«, lacht sie.
Wie Cindy Friebel war auch Hanno Nüßlein vom TSV Chieming bereits am ersten der beiden Wettkampftage gefordert – und auch er zeigte sich nach dem Rennen glücklich! »Kona war wieder ein tolles Erlebnis«, resümiert er. »Die Vorbereitung, die Reise, das Rennen selbst, der Spirit in der Szene – es ist ein sensationeller Zusammenhalt und ich habe viele neue Freundschaften geknüpft und alte Freundschaften gepflegt.«
Für Nüßlein war's der zweite Start bei der Ironman-WM. Sein Ziel war: »Möglichst schneller als 2001 sein.« Damals beendete er in 10:18:16 Stunden das Rennen und belegte den 32. Platz in der M 30. Und diesmal? Nach 10:12:07 Stunden finishte der TSV-Athlet als 31. der M 50-54. Ziel erreicht! »Nicht schlecht nach 21 Jahren, oder?«, lacht er. Zwar habe er nicht ganz wie erhofft abgeschnitten, »aber das Ergebnis kann sich dennoch sehen lassen«.
Seine Schwimmzeit lag mit 1:05 Stunden voll im Plan. »Dann ging's ab aufs Rad, ausgangs der Wechselzone tobte die Stimmung – Gänsehaut«, beschreibt Nüßlein den Moment, als es für ihn raus auf die Radstrecke ging. »Die Schleife durch Kona mit Athleten-Gewusel in beiden Richtungen verging unfallfrei, dann ging es die berühmte Palani Road hoch auf den Queen K Highway – endlich Platz und nun wollte ich mich dosiert nach vorn arbeiten.« Aber: »Schnell ist mir klar geworden: Daraus wird nix!« Denn: »Ich war zwar gut unterwegs, es gingen aber schlicht etliche Watt ab, zudem setzte der befürchtete Gegen- und Seitenwind früh ein. Ich machte das Beste daraus und genoss das Rennen.«
Beim Laufen war's dann richtig heiß. »Ich trank und kühlte mich an jeder Verpflegung, kam aber auch dazwischen einfach nicht vom Fleck. Irgendwer sagte mal: ,Eine Langdistanz sei fortwährendes Krisenmanagement.' Stimmt!« Doch Nüßlein legte sich einen Plan zurecht und spulte so Kilometer um Kilometer runter – bis er endlich im Zielkanal war und die berühmten Worte hörte: »You are an ironman« (auf deutsch: »Du bist ein Ironman«).
Die beiden anderen heimischen Starter waren am zweiten Wettkampftag dabei. Für Hans Mühlbacher lief es rund. Er kam nach 9:13:12 Stunden als Neunzehnter in der M 40-44 an. »In meiner Altersklasse waren die Zeiten diesmal echt schnell«, betont er. Deshalb sei er unter dem Strich »sehr zufrieden«. Auch wenn er zuvor gehofft hatte, dass er »ein bisschen schneller ist«. Das Schwimmen und das Radfahren seien gut gegangen. »Wir hatten auch nicht ganz so viel Wind wie die Frauen«, berichtet er. »Da hatten wir es schon ein bisschen besser.« Beim Laufen habe er dann ein paar Probleme gehabt und er konnte sein vorher gesetztes Ziel in der dritten Disziplin nicht ganz halten.
Für Mühlbauer war es übrigens bereits sein siebter Start in Kona – und wohl auch nicht der letzte. »Es wäre schon mein Plan, dass ich mich nochmals qualifiziere«, sagt der Ainringer selbstbewusst.
Eine sehr emotionale WM-Premiere erlebte Christian Vordermayer auf Hawaii. Schon bei der Ankunft habe er eine erste Träne vergossen, verrät er und ergänzt: »Mein Traum ist wahr geworden.« Und auch bei der Startzeremonie war der Athlet des TV Traunstein sehr ergriffen. »Ein Gefühl aus Angst, Freude und Anspannung kombiniert mit den hawaiianischen Gesängen trieb mir wieder die Tränen in die Augen«, erzählt er. »Gott sei Dank war ich nicht der einzige.«
Beim Rennen hielt sich Vordermayer dann an seinen Plan. »Ich begann das Schwimmen sehr entspannt«, berichtet er. »Das Wichtigste war, das Schwimmen und auch die erste Hälfte des Radrennens defensiv anzugehen, da ich auf alle Fälle ins Ziel kommen wollte.« Gesagt, getan!
Es lief alles perfekt bis zu Kilometer 120 auf dem Rad »Ab diesem Zeitpunkt hatte ich mit der Schaltung ein Problem und konnte nur noch vorne am Umwerfer schalten.« Vor allem die Berge hoch sei das ziemlich hart gewesen. Dennoch meisterte Vordermayer diese Herausforderung – ja mehr noch: »Ich kam nach 5:23 Stunden wieder an der Wechselzone an – und war megahappy, weil ich damit über 20 Minuten schneller als geplant war.«
Mit diesen Glücksgefühlen ging der Ausdauersportler auf die Laufstrecke – und auch dort lief es! »Ich hatte ein sehr gutes Körpergefühl und war bis Kilometer 20 bis 25 auf einen 3:30 bis 3:35 Stunden Marathonkurs.« Vordermayers Ziel, eine neue persönliche Bestzeit auf der Langdistanz aufzustellen, war zum Greifen nah.
Aber es sollte anders kommen: In Richtung des berüchtigten Energy Labs ging’s dann 'nen kleinen Berg hoch. »Das waren die fünf Kilometer, auf denen ich komplett geplatzt bin«, berichtet Vordermayer. »Das Tempo war einfach zu optimistisch.« Der TVT-Athlet quälte sich fortan auch noch mit Magen-Darm-Problemen herum. »Mit Pit-Stops ging es dann auf die letzten 15 Kilometer – es war ein langer und schmerzhafter Rückweg nach Kona.« Nach 11:02:29 Stunden kam er in der M 45-49 ins Ziel. Was für ein Glücksmoment!
»Das Größte, was ichje gemacht habe«
Ganz nebenbei tat Christian Vordermayer auch noch viel Gutes mit seinem WM-Start auf Hawaii. Er sammelte über 10 000 Euro für den Irmengard Hof am Chiemsee. Die Einrichtung der Björn-Schulz-Stiftung kümmert sich um schwerkranke Kinder mit ihren Familien. Somit war er am Ende »überglücklich«. Denn: »Dieses Finish auf Hawaii ist für mich das Größte, was ich je gemacht habe«, sagt er und dankt seiner Familie, seinen Freunden, seinen Physios Ronny Paternoga, Helmut Otillinger, dem TV Traunstein und seinem jetzigen Trainer Matthias Fritsch. Und jetzt? »Mal schauen, was noch kommt«, lacht er.
Was den vier heimischen Triathleten jetzt bleibt, sind viele wunderbare, aber auch überaus anstrengende Stunden auf Big Island. Cindy Friebel bringt es treffend auf den Punkt: »Hawaii ist definitiv eine Reise wert gewesen.«
SB