»Es freut mich, dass die Organisatoren so euphorisch sind«, lobt er die Verantwortlichen der DMV-Landesgruppe Südbayern – die ja den Eis-GP in Inzell organisieren. Dort wird am Freitag, 13. März 2020 bereits ein großes Programm geboten: Das auf 10 Uhr vorverlegte WM-Training läutet den Tag ein, um ca. 13 Uhr findet voraussichtlich das Training der »Legenden« statt – und um 18 Uhr (ab 17.30 Uhr Fahrervorstellung) deren Wettbewerb. Danach »gibt es noch eine große Feier mit Live-Musik in der Turnhalle für alle Fans, der Eintritt ist kostenlos«, kündigt der neunmalige Deutsche Meister an.
Am Start ist (fast) alles, was in der Vergangenheit Rang und Namen hatte. »Es ist super, dass alle gleich zugesagt haben.« Der Großteil der Teilnehmer ist inzwischen offiziell bekannt: Neben Bauer selbst führt Nikolai Krasnikow das Feld an – der Russe hatte von 2005 bis 2012 in Serie acht WM-Einzeltitel geholt.
Eine besondere Freude ist es für den nun schon seit vielen Jahren in Reit im Winkl lebenden Bauer auch, dass der Schwede Erik Stenlund mit im Feld ist. »Wegen ihm habe ich praktisch mit dem Eisspeedway begonnen. Er war einer der ersten Westeuropäer, die die Russen besiegt oder zumindest bedrängt haben«, berichtet er über den Einzel-Weltmeister von 1984 und 1988 sowie WM-Dritten von 1986 und 1983.
Auch das frühere deutsche Aushängeschild Michael Lang (Trauchgau), russische Stars wie Kyril Drogalin, Witali Khomisewitsch und Iwan Iwanow sind am Start, ebenso wie der aus Russland nach Deutschland gewechselte Wjatscheslaw Nikulin. Aus Finnland sind Antti Aakko und Jarmo Hirvasoja gemeldet. »Hirvasoja hat sich sogar seine damalige Maschine originalgetreu neu nachbauen lassen«, zeigt sich der Schlechinger begeistert. Vorfreude auf das Legenden-Rennen zeigte auch der schwedische »Altmeister« Per-Olof Serenius, der Bauer im Sommer besuchte.
Bauer ist immer noch glücklich darüber, dass die DMV-Landesgruppe Südbayern dieses Rennen gleich geplant hatte, nachdem er beim Grand Prix im März 2019 in Inzell seinen Rücktritt bekanntgegeben hatte. Da hatte er am zweiten GP-Tag nach einem Sturz in seinem zweiten Lauf nicht mehr antreten können. Schon zuvor war in einer Saison mit einigen Erkrankungen und Verletzungen der Entschluss gereift, nach 29 Jahren im Eisspeedway seine Karriere zu beenden.
1990 hatte Bauer bei einem sogenannten Sichtungsrennen in Frankfurt Rang sieben belegt. »Da haben mich alle gefragt, wo ich denn trainiert hätte – dabei war ich davor nur ein bisschen auf der heimischen Wiese herumgefahren«, lacht er. Schon im Jahr danach gewann er das Sichtungsrennen – und etablierte sich sehr bald auch im internationalen Geschehen.
»Das war eine bärige Zeit, ich habe Super-Typen kennengelernt. Der Sport hat mir mehr gegeben, als ich im Traum erwarten hätte können. Ich würde fast alles wieder so machen.«
Auch die Reisen nach Russland gehörten zu den sehr positiven Erlebnissen. Besonders beeindruckte Bauer: »Die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft im Land sind einfach gewaltig. Da fahre ich gerne hin.«
Einzige Ausnahme: die Grenzkontrollen. »Das ist manchmal furchtbar und reine Willkür, ob du da 2 oder 30 Stunden an der Grenze stehst.« Da sitze man dann im Transporter und warte auf die Freigabe. Bauers Konsequenz: In den vergangenen Jahren hatte er immer ein Motorrad in Russland stehen, zudem flog Bauer zumindest bis Moskau und reiste erst dann per Transporter weiter.
»Da müsste der Weltverband etwas tun«, fordert er. Und die Fahrer müssten sich mehr dagegen wehren, dass sie oft schlecht behandelt würden, »aber da sind wohl zu viele Ja-Sager dabei.« Das war der »Schliff« genannte Pilot nie, legte sich zur Not auch mit Funktionären und Verbänden an.
Viele Entwicklungen im Eisspeedway würden die Interessen der Piloten nicht berücksichtigen. »Es ist schon ärgerlich, wenn du deine Gesundheit riskierst und dann noch so viel für deinen Sport ausgeben musst – auch wenn ich Riesenglück hatte, weil ich immer genug Sponsoren hatte.« Zudem ist Bauer selbst schon seit über 20 Jahren beim Golfclub in Reit im Winkl angestellt. »Der Job macht mir Spaß, und im Winter hatte ich dann immer genügend Zeit für meinen Sport.«
Der 47-Jährige ist froh darüber, dass sein Sohn Luca (21 Jahre) inzwischen ebenfalls im Eisspeedway mitmischt – und im vergangenen Winter mit Bronze bei der Europameisterschaft seinen bislang größten Erfolg feierte. Der Vater war als Zuschauer dabei, »aber da bin ich viel zu aufgeregt. Vielleicht wird das ja im Laufe der Zeit besser ...«
Er weiß: »Meine Zeit ist einfach vorbei.« Eisspeedway ist ja nicht gerade eine ungefährliche Sportart, die Fahrer sind mit Reifen mit bis zu 300 der 28 Millimeter langen Spikes unterwegs. Auch der Vizeweltmeister von 2003 hat in seiner Karriere an Verletzungen »genug eingesteckt«, dennoch sei die Fairness unter den Fahrern prinzipiell gut, betont er.
Auch außerhalb seines Sports gab es Verletzungen: So etwa einmal beim Motocross, als Bauer Glück hatte, dass ein Wirbelbruch nach einem Sturz nicht zu dramatischen Folgen führte. Auch fuhr ihm einmal in Kössen eine Autofahrerin heftig in seinen Wagen.
Zuletzt hatte Bauer noch nicht einmal Lust auf das sonst so geliebte Motocrossfahren. Seine Straßenmaschine hat er ohnehin verkauft. »Auf der Straße bin ich in den letzten Jahren fast nie mehr gefahren.« Das mache keinen Spaß mehr – und sei eher »zu gefährlich« ... who