Bei ihrem Debüt im Weltcup bei ihrem Heimspiel in Hochfilzen hat sie gleich ihr großes Potenzial unter Beweis gestellt. Mit dem 30. Platz in der Verfolgung eroberte sie auf Anhieb ihre ersten Weltcup-Punkte. Noch besser lief es für die frühere Junioren-Weltmeisterin beim Weltcup im französischen Le Grand-Bornand. Nach dem 20. Platz im Sprint schrammte sie in der Verfolgung knapp an einem Top-10-Platz vorbei und wurde Elfte. Damit qualifizierte sie sich für den Massenstart und holte dort mit dem 19. Rang erneut Weltcup-Punkte.
Einen kleinen Dämpfer musste sie zuletzt beim Weltcup in Pokljuka verkraften. Dort war sie mit einer Erkältung an den Start gegangen und konnte ihr Potenzial nicht so abrufen, wie sie es gehofft hatte. »Das war im Nachhinein halt die Erkenntnis, dass es Tage gibt, an denen man besser im Bett bleiben soll. Zumindest habe ich in beiden Wettbewerben Weltcup-Punkte sammeln können.« Nach dem 26. Platz im Sprint kam sie in der Verfolgung als 33. ins Ziel.
Nun will sie sich auskurieren, um in Ruhpolding wieder ihre guten Leistungen zu bestätigen. Insgesamt zieht sie nach ihren ersten Einsätzen im Weltcup eine positive Bilanz. »Mit diesen Ergebnissen hatte ich nicht gerechnet, eigentlich wollte ich Erfahrungen sammeln, ich bin natürlich voll zufrieden«, betonte Gandler, die vergangene Woche ihren 22. Geburtstag gefeiert hat. »Natürlich ist jetzt die Aufmerksamkeit größer geworden«, hat sie festgestellt, lässt sich davon aber nicht irritieren. »Ich mache Schritt für Schritt und genieße das jetzt«, fügt sie geerdet hinzu.
Das hat sie unter anderem von ihrem Vater Markus Gandler mit auf den Weg bekommen. Der ehemalige ÖSV-Rennsportdirektor im Langlauf und Biathlon ist nach wie vor ihr wichtigster Ansprechpartner.
Nach Pokljuka freut sich die in Innsbruck lebende Biathletin auf die Weltcups diese Woche in Ruhpolding und darauf in Antholz. »Das sind die Klassiker«, weiß sie, und wenn am Ende ein Startplatz bei der Weltmeisterschaft in Oberhof rausspringen sollte, wäre dies das berühmte Sahnehäubchen. Alternativ könnte sie auch noch bei der Junioren-Weltmeisterschaft teilnehmen. »Also Oberhof wäre mir schon lieber«, gibt sie zu. Nun geht es für sie erst einmal nach Ruhpolding – und die Chiemgau-Arena gehört zu einer ihrer Lieblingstrainingsorte.
Im Weltcup ist jetzt Markus Fischer als verantwortlicher Trainer für sie zuständig, die Trainingspläne macht aber weiter Reinhard Gössweiner, der ihr volles Vertrauen genießt. »Sie hat die guten Ergebnisse im IBU-Cup im Weltcup bestätigt. Jetzt heißt es, ruhig weiterarbeiten und die Erwartungen nicht zu hoch werden lassen. Das erreichte Niveau stabilisieren und festigen«, so Fischer. Die junge Biathletin ist sich bewusst, dass im Weltcup ein hohes Niveau notwendig ist, um mitzuhalten. »Läuferisch habe ich mich gut entwickelt, das Liegendschießen passt, stehend habe ich noch Luft nach oben«, sagt sie.
Den Grundstein zu der bisher gut verlaufenen Saison hat sie in der Vorbereitung im Sommer gelegt. Geholfen hat ihr dabei auch ihr Freund, der französische Biathlet Emelien Claude, mit dem sie viele Trainingseinheiten absolviert hat. Mit dem 23-jährigen fünffachen Junioren-Weltmeister hat sie die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr verbracht. Durch diese Beziehung nahm sie die Gelegenheit wahr, an Wettkämpfen auf Rollerski in Frankreich teilzunehmen. Höhepunkt war der Start bei den französischen Meisterschaften. Dort konnte sie in einem erlesenen Starterfeld einiges an Erfahrungen sammeln, dazu sprangen noch gute Platzierungen heraus.
Der Start in die Saison begann für die Tirolerin zunächst beim IBU-Cup im schwedischen Idre. Mit drei Top-10-Platzierungen (Sprint 5. Platz, Einzel 7. und in der Verfolgung 10.) löste sie das Ticket für einen Platz im Weltcup-Team des Österreichischen Skiverbands (ÖSV). »Das Ziel im Sommer war für mich schon ein Platz im Weltcup gewesen, das war mein Traum und ich habe es über den IBU-Cup geschafft«, erzählt sie und gibt zu, dass sie schon etwas gezittert habe, um dieses Ziel zu erreichen.
Nun gilt es für die 22-Jährige, weiter Erfahrungen zu sammeln, um weitere sportliche Träume zu verwirklichen. Immerhin hat Anna Gandler bereits im Alter von sechs Jahren ihr Ziel auf die Frage nach ihrem Traumberuf selbstbewusst so formuliert: »Biathletin – undich will Weltmeisterin und Olympiasiegerin werden.«
SHu