Bob: Francesco Friedrich (mit Thorsten Margis nur Sechster) war nicht im Vollbesitz seiner körperlichen Kräfte: Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel, Rückenprobleme. Das nützte Pilot Hansi Lochner aus Schönau am Königssee mit zweimal Start- und Laufbestzeit zum Sieg im Zweier mit Anschieber Georg Fleischhauer. Aktuell läuft's und geht's rund beim 32-jährigen Weltmeister von 2017: »So macht das Bobfahren Spaß«, schwärmte der frisch verheiratete Sieger von der Bahn, dem Umfeld und dem sagenhaften Publikum. »So kennen wir das von früher, dass man von oben bis unten die Leute jubeln hört. Das haben wir in den letzten Corona-Jahren so vermisst«, freute sich Lochner. Auch im Hinblick auf die WM in St. Moritz war seine Vorstellung freilich eine Kampfansage an die Konkurrenz: »Wir wollen Weltmeister werden, der Zweiertitel fehlt mir noch.«
Im Vierer am Sonntag schaffte Lochner – unter anderem mit dem Töginger Florian Bauer und dem Königsseer Christian Rasp als Anschieber – im zweiten Lauf noch den Sprung von Platz 5 auf 3, zeige sich jedoch nicht zufrieden: »Die Startzeiten sind unter ferner liefen. So gewinnen wir bei der WM in St. Moritz gar nichts. Wir haben noch viel Arbeit vor uns.« Am BSD-Mikro verriet Hansi Lochner: »Hochzeit, Weihnachten, der Verkauf der elterlichen Firma, Umzug, die Rennen – aktuell hab ich keine Freizeit. Egal, dann wird halt nach der Saison gefeiert.«
Rennrodeln: Die deutschen Rennrodlerinnen und Rennrodler schlossen das erste von zwei Weltcup-Wochenenden in Sigulda (Lettland) mit einmal Gold, dreimal Silber und einmal Bronze erfolgreich ab. Zum Abschluss der echten Eis-Tage mit bis zu minus 15 Grad fuhr die BSD-Team-Staffel mit Damen-Einzelsiegerin Dajana Eitberger – am Vortag bei ihrem Erfolg 32. Jahre alt geworden – dem Bayerisch Gmainer Felix Loch (RC Berchtesgaden) und dem Duo Tobias Wendl (RCB) und Tobias Arlt (WSV Königssee) aus Piding Silber ein. Somit mussten sich die schwarz-rot-goldenen Kufensportler wie schon im Herren-Einzel (Sieger Kristers Aparjods, 2. Platz Max Langenhan) und im Doppelsitzer (Sieger Bots/Plume, 2. Platz an Wendl/Arlt) den lettischen Gastgebern, die ihre Heimvorteile gnadenlos nutzten, geschlagen geben. Im klassischen Damen-Rennen landete Anna Berreiter (RC Berchtesgaden) nach ihrer 2. Position nach Lauf eins an der undankbaren 4. Stelle. Nächste Woche steht an gleicher Stelle ein Weltcup sowie als »Race in Race« die Europameisterschaft auf dem Programm.
Skeleton: Die beiden heimischen Skeletoni beschlossen ihren Wettkampf in Winterberg mit gemischten Gefühlen: Zu warme Temperaturen im Hochsauerland sorgten für sich ständig ändernde Verhältnisse. Tina Hermann vom WSV Königssee wurde beim Sieg von Kimberley Bos Vierte und behielt damit ihre Weltcup-Gesamtführung: »Es lag an mir, ich war zu hibbelig auf dem Gerät, zu nervös. Ich habe zu viel Zeit vor der Kurve Null verloren. Das ärgert mich extrem. Im zweiten Lauf wollte ich es besser machen, das ist mir leider nicht gelungen. Ich weiß nicht, woran es heute lag, ich war allgemein nervöser als sonst – vielleicht, weil wir wieder daheim in Deutschland sind, da will man es besser und schöner machen.«
Hermanns Vereinskollege Felix Keisinger erging es nicht besser: Nur Rang 7 beim deutschen Doppelsieg durch Christopher Grotheer und Axel Jungk. »Das war absolut nicht zufriedenstellend für mich. Diese Saison ist verflixt. Im Training war ich gut, habe mir fürs Rennen viel ausgerechnet. Wenn ich meine Startzeiten sehe und dann, wieviel ich in der Bahn verliere, ist das absolut zum K... Es klingt seltsam, aber mit dem Material habe ich in dieser Woche einen guten Schritt gemacht. Freilich überwiegt jetzt die Enttäuschung«, so Keisinger, der kurz vor dem Jahreswechsel 25. Geburtstag feierte.
Hans-Joachim Bittner