Mit diesen tollen Erfolgen im walisischen Hafenort Tenby haben sie eigentlich auch das Ticket für die Ironman-WM 2024 gelöst. Diese findet im nächsten Jahr für die Frauen in Nizza (Frankreich) und für die Männer auf Hawaii statt. Aber beide nahmen den Slot nicht an. Harald Funk denkt an seinen »Co2-Fußabdruck« und Heike Funk will nicht nach Nizza. »Wir haben das ja schon alles hinter uns«, sagt sie und ergänzt: »Für eine Langdistanz fehlen uns aktuell einfach auch die Trainingsumfänge.« Und die Zeit dafür will sich das nach wie vor sehr sportliche Ehepaar auch nicht mehr nehmen.
Aber warum dann jetzt doch noch einmal Wales? »Wir wollten dort unbedingt noch einmal Urlaub machen«, lachen die beiden, deshalb haben sie sich spontan im Herbst vergangenen Jahres für den Wettkampf in Wales entschieden. »Auch weil es einfach ein Erlebnisrennen ist«, erzählt Heike Funk. »Die Zuschauer dort sind der Wahnsinn«, ergänzt sie und berichtet von einer einzigartigen Stimmung während des gesamten langen Wettkampftags. »Beim Laufen wirst du praktisch durch jede Gasse von Tenby getragen.«
Harald Funk siegte in seiner AK 55-59 am Ende überlegen in 10:53:22 Stunden. Der Arzt hatte am Ende auf den Zweitplatzierten Schweizer Olivier Fromentin einen deutlichen Vorsprung von über 50 Minuten! Schon beim Schwimmen – es mussten zwei Runden im unruhigen Atlantik bewältigt werden – war der Unterwössener ganz weit vorne dabei und stieg als Fünfter seiner Altersklasse aus dem Wasser. »Unvernünftig, aber geil« sei dann das Radfahren gewesen, berichtet Funk. »Schlau wäre es gewesen, das Radfahren defensiv zu gestalten.« Denn Funk trainierte eben kaum dafür. »Aber als ich nach dem Schwimmen auf das Rad gestiegen bin, hat es trotzdem so richtig Bock gemacht«, grinst er schelmisch.
Und so fuhr der Athlet auf der anspruchsvollen Strecke mit über 2400 Höhenmeter der Konkurrenz davon – wohlwissend, dass er das beim abschließenden Marathon eventuell büßen muss. »Der war dann auch so richtig hart«, hebt er hervor. »Schon beim Loslaufen war mir schleierhaft, wie ich das ordentlich ins Ziel bringen sollte, denn die Beine wollten von Anfang an nicht laufen.« Nach 20 km rebellierte dann auch noch Funks Magen. Mehrere Gehpausen folgten, aber der erfahrene Sportler zog durch und meisterte die 42,1 km (»Es waren sogar noch einige 100 Meter mehr, die Waliser messen die Strecken wohl anders«). »Im Ziel war ich fix und fertig, aber im Kopf war ich hochzufrieden«, sagt er noch immer stolz.
Was am Renntag noch erschwerend hinzukam: Es war ausnahmsweise mal richtig heiß in Wales – nicht so wie bei der Erstaustragung 2011. »Da gab's meterhohe Wellen und viel Wind«, erinnert sich Heike Funk. Diesmal war davon weit und breit nichts zu sehen – ganz im Gegenteil. »Die untypische Sonne saugte einem zusätzlich die noch vorhandene Energie aus dem Körper«, sagt Harald Funk. »Das ist so gar nicht mein Wetter«, sagt seine Frau, die dankbar war, als zwei Kinder mit einem Gartenschlauch auf der Laufrunde zumindest an einer Stelle für etwas Abkühlung sorgten.
Doch auch Heike Funk packte einmal mehr ihr Kämpferherz aus. Sie belegte in ihrer AK 55-59 den ersten Platz in 14:30:13 Stunden. Ihr Vorsprung auf die Zweitplatzierte Britin Colette Roberts betrug am Ende über 24 Minuten. Dabei bekam sie schon auf dem Rad Magenprobleme. »Ich habe wohl zu viel Salzwasser geschluckt«, vermutet sie. Auch das Laufen wurde deshalb zur Qual – und zu allem Überfluss mussten die Athleten auch in der dritten Disziplin 500 Höhenmeter meistern. »Es ging ständig Auf und Ab«, berichtet Funk. »Aber die Briten ratschen recht gerne, also bin ich mit einem gewalkt.«
Und so gab's für die Funks, die von ihrer Tochter Anna-Marie während des Wettkampfs betreut wurden, am Ende zwei Altersklassensiege zu feiern! Am nächsten Tag gab's dann noch die Siegerehrung mit der Slotvergabe. Was die beiden gewundert hat: »Es gingen nicht alle Plätze für Kona und Nizza weg.« Früher war das noch ganz anders. »Aber jetzt ist halt doch alles so teuer geworden.«
Die Funks selber schließen übrigens nicht aus, dass sie noch einmal nach Hawaii zurückkehren werden – und zwar dann, wenn ihr Sohn Frederic Funk seine WM-Premiere auf Kona feiern wird. Doch damit müssen sie sich noch ein wenig gedulden, denn der junge Profi-Triathlet, der auch in diesem Jahr wieder mit großartigen Erfolgen aufhorchen ließ, will sich noch etwas Zeit lassen, bevor er auf die Langdistanz geht.
Bis dahin werden Harald und Heike Funk sicherlich noch den einen oder anderen Triathlon selbst bestreiten. »Dann aber eher auf der Mitteldistanz oder wir machen wieder eine längere Bikepacking-Tour.« SB