»Glück, Geschick und Schönberger«

ESV Freilassing: Schönberger, Niederstrasser, Weiß, Christian Jung, Köppl, Manuel Jung (85. Otto), Haas, Krojer, Deiter (90. Brandl), Poschner (60. Gezer), Leitz.


SB Chiemgau Traunstein: Abfalter (80. Christian Huber), Thudt, Thalhauser, Berz, Schön (72. Reiter), Mauerkirchner, Probst, Schneider, Dengel, Zauner (45. Petzka), Marchl.

Zuschauer: 200.

Schiedsrichter: Thomas Eisenreich (FC Falke Markt Schwaben).

Tor: 1:0 Köppl (35.)

Rote Karten: Fehlanzeige. – Gelb-Rote Karten: Leitz (90.).

Am Ende zählten für Fußball-Bezirksligist ESV Freilassing beim 1:0-Sieg über den SB Chiemgau Traunstein nur die drei Punkte. Selten hatten die »Eisenbahner« mit so viel Glück gewonnen. Die Mannen des scheidenden Trainergespanns Uli Habl/Ernst Ostermayer stellten über weite Strecken der kampfbetonten Partie die bessere und wesentlich torgefährlichere Mannschaft. Doch entweder stand den Gästen ESV-Torhüter Stefan Schönberger oder in den Schlussminuten gleich zweimal hintereinander der Pfosten im Wege. Am Ende war es das souverän verwertete Strafstoßtor von André Köppl nach 35 Minuten und Fortune, das der Truppe von Trainer Hermann Lindner zum knappen Erfolg verhalfen.

Regen und frische Temperaturen hielt zum Leidwesen der ESV-Verantwortlichen viele Zuschauer vom Besuch des Spiels ab. Nur rund 200 statt der erwarteten 500 fanden sich im Stadion ein und wollten das Lokalderby sehen. So mancher rieb sich verwundert die Augen, denn die auf eigenem Platz ungeschlagenen ESVler agierten schwach und unkonzentriert auf allen Positionen.

Stattdessen versuchte der SBC Traunstein, mit schnellen Antritten und Überraschungsmomenten Kapital zu schlagen. Hätte der aufmerksame Schönberger die Stellungsfehler seiner Vorderleute in den Direktduellen mit Georg Dengel (14.) und eine Minute später gegen Stefan Mauerkirchner nicht ausgebügelt, wäre eine frühzeitige Führung des Traunsteiner Fusionsclubs möglich gewesen. Als Mauerkirchner nach 20 Minuten wieder allein vor dem ESV-Gehäuse auftauchte, hätte er sich besser das lange Toreck statt den kurzen Pfosten aussuchen sollen, denn der Ball rollte an der Alustange vorbei.

Mühsam rappelten sich die Gastgeber auf, um sich aus ihrer Lethargie und Unsicherheit hin und wieder in Szene zu setzen. Zunächst kam aus einem vor dem SB-Gehäuse verstolperten Ball von Denis Krojer nach Vorarbeit von Christian Niederstraßer und Albert Deiter nichts heraus. Als nach 35 Minuten Krojer im halbrechten Strafraumbereich von Andreas Thalhauser von den Beinen geholt wurde, deutete Schiedsrichter Thomas Eisenreich sofort auf den Elfmeterpunkt. André Köppl hämmerte den Ball in die Mitte des Tores, unhaltbar für Traunsteins Schlussmann Andreas Abfalter. SBC-Pressesprecher Peter Mallmann hatte schon zur Pause eine Vorahnung, wie das Spiel enden würde und brachte den Freilassinger Vorsprung treffend auf drei Schlagworte: »Glück, Geschick und Schönberger.«

Nach dem Seitenwechsel blieb die Partie zwar im fairen Rahmen, doch so mancher Akteur humpelte vom Rasen. Auf ESV-Seite erwischte es mit heftigen Rückenschmerzen Martin Poschner. In der Schlussphase musste auch Torhüter Abfalter mit einer Oberschenkelverletzung seinen Platz zwischen den Pfosten für Christian Huber räumen. Insgesamt nutzten beide Seiten das volle Auswechselkontingent, wobei auf ESV-Seite Teamchef Hermann Lindner erst in der Schlussphase Niko Otto und Andi Brandl ins Rennen schickte, um etwas Zeit herauszuholen, denn der SBC Traunstein legte sich in der Schlussviertelstunde im Bemühen um den Ausgleich nochmals mit viel Kraftaufwand ins Zeug.

Als in der 75. Minute Kapitän Jochen Thudt für Mauerkirchner auflegte und dieser aus 16 Meter fulminant abzog, brachte Schönberger noch die Fingerspitzen ran und lenkte den Ball über den Querbalken. Etliche Konter der Platzherren endeten im Abseits, im gegnerischen Vorwärtsdrang herrschte dagegen bis in die Nachspielzeit hinein Spannung pur, zumal Tony Schneider und Mauerkirchner jeweils den Pfosten anvisierten.

Zumindest das Unentschieden lag in der Luft, wollte aber nicht fallen. Dass auf ESV-Seite Daniel Leitz die Ampelkarte sah, wirkte sich nicht mehr aus, denn mit dem gleich darauffolgenden Abpfiff beendete der Unparteiische ein Spiel, bei dem die Gastgeber mit viel Glück ihren Heimnimbus bewahren konnten. Das sah auch ESV-Trainer Hermann Lindner so: »Meine Mannschaft agierte schwach. Wir hatten diesmal aber das nötige Massel, einen absolut zuverlässigen Stefan Schönberger und dürfen uns nun über reale 16 Punkte freuen. Der SBC Traunstein war giftiger, spieltechnisch stärker und hat sich Topchancen erarbeitet, die einen Sieg gerechtfertigt hätten.«

Das scheidende Traunsteiner Übungsleitergespann Uli Habl und Ernst Ostermayer war sich einig: »Wir können den Jungs keinen Vorwurf machen. Alle haben Teamgeist, kompaktes Auftreten und mannschaftsdienlichen Einsatz gezeigt. Leider sind sie aber mit ihren Topchancen gescheitert. Irgendwie ist dies wie eine Seuche in dieser Saison.« schl

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