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Dieser Werbevertrag ist vorläufig hinfällig: Das Archivbild zeigt Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle zusammen mit Bürgermeister Heigenhauser bei der Unterzeichnung des Werbevertrags.

Gemeinde und Verein noch unter Schock

Mit großer Wucht eingeschlagen war in Reit im Winkl am vergangenen Freitag die Nachricht von den olympischen Winterspielen in Sotschi, dass in zwei Proben der gebürtigen Reit im Winklerin Evi Sachenbacher-Stehle verbotene Substanzen nachgewiesen wurden.


Doping also, ein Vorwurf, mit dem alle erreichten Erfolge der Ausnahmesportlerin in der öffentlichen Wahrnehmung mit einem Schlag zunichtegemacht werden könnten.

Nach einer gewissen Schockstarre schwanken viele Beobachter in ihrem Heimatort jetzt zwischen Kopfschütteln darüber, wie der 33-jährigen Biathletin bei den Nahrungspräparaten offenbar ein solch folgenreicher Fehler passieren konnte und weshalb Kontrolleinrichtungen versagt hätten. Weitgehend einig ist man sich aber in der Ansicht, dass Sachenbacher-Stehle nicht mit Vorsatz gedopt habe.

»Ein Signal setzen«

Dies sieht man auch bei ihrem Heimatverein, dem Wintersportverein (WSV) Reit im Winkl so. Am vergangenen Sonntag vermerkte die Vorstandschaft auf der WSV-Homepage die Mitteilung, dass der WSV »voll hinter« Evi Sachenbacher-Stehle stünde (wir berichteten kurz).

Mit der kurzen Solidaritätsbekundung wolle man »in dieser schweren Zeit« ein »Signal setzen«, wobei sich der WSV gleichzeitig von »Doping jeder Art distanziert.«

Silvia Schärer, eine der Vorsitzenden des traditionsreichen Vereins, zeigte sich schockiert darüber, wie manche Medien, die Evi Sachenbacher-Stehle zunächst in den Himmel gelobt hätten, diese jetzt verreißen würden, noch ehe genauere Untersuchungen abgeschlossen seien. Man solle hier doch abwarten und mehr Fingerspitzengefühl beweisen.

Allerdings sei es nicht leicht, bei einem nachgewiesenen Dopingvergehen den eigenen Skinachwuchs von der Sauberkeit des Hochleistungssportes zu überzeugen.

Schnell reagiert hatte indes auch die Gemeinde: Auf einem großen Werbeplakat hatte der Wintersportort am Ortseingang mit Evi-Sachenbacher-Stehle geworben, am Tag nach Bekanntwerden war dieses Plakat bereits abgehängt worden.

Rücksicht auf Johannes Kühn

»Wir haben dies aus Rücksicht auf Johannes Kühn gemacht«, erklärt dazu Bürgermeister Josef Heigenhauser. Auf dem Plakat zu sehen war neben der Reit im Winklerin Sachenbacher-Stehle auch Johannes Kühn, der Biathlon-Juniorenweltmeister startet ebenfalls für den örtlichen WSV.

»Wir wollten verhindern, dass der Dopingfall in der öffentlichen Wahrnehmung auf Kühn abfärben könnte«, so Heigenhauser. Einen Imageschaden für die Gemeinde befürchtet Heigenhauser allerdings nicht, auch wenn er bekannte, dass er von der Nachricht »völlig geschockt« gewesen sei.

Man dürfe nicht vergessen, was die frühere Langläuferin alles erreicht habe, für ihre Erfolge als Olympiasiegerin und Weltmeisterin war sie mit der höchsten Auszeichnung am Ort, dem Ehrenring ausgezeichnet worden.

Jetzt solle man zunächst die offiziellen Untersuchungen und das folgende Ergebnis der zuständigen Gremien in den Reihen der Sportverbände abwarten.

Der bestehende Werbevertrag der Gemeinde mit der Sportlerin für diesen Winter ist allerdings mit diesem Vorfall erloschen: Wie in Sponsorenverträgen üblich, wurde auch hier vermerkt, dass der Kontrakt im Falle nachgewiesenen Dopings erlischt.

»Ich rechne nicht damit, dass wir von Seiten Evi Sachenbacher-Stehles oder ihrem Management eine Rechnung für die bisherige Werbepartnerschaft erhalten«, so der Bürgermeister abschließend. ost

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