Mayer, gebürtiger Traunsteiner, ist in der Kreisstadt auch aufgewachsen, hatte alle Nachwuchsteams im Traunsteiner Fußball durchlaufen und hat am Chiemgau-Gymnasium sein Abitur gemacht. Mit 15 Jahren trainierte er bereits die U 10, ein Jahr später die U 11 – zum Trainingsgelände hatte er mit dem Rad nur fünf Minuten. »Ich hatte eine wunderschöne Zeit, hatte einen tollen Jahrgang, es hat Spaß gemacht«, erinnert sich der 22-Jährige. Er machte zwischen Abitur und Studium dann ein Jahr Pause, um unter anderem Neuseeland zu erkunden. Als er 19 war, gehörte er zum Traunsteiner Bayernliga-Kader. Zu einem Einsatz hatte es allerdings nicht gereicht, weil er sich das Syndesmoseband abgerissen hatte. Aber er spielte immerhin in der Landesliga für den SBC Traunstein.
Ähnlich verliefen die jungen Fußballjahre bei Sebastian Weiß, ein gebürtiger Burghauser, heute in Mühldorf zuhause. Er trug das Wacker-Trikot von der F-Jugend bis zur Regionalliga, stand ab der U 15 in der Bayern-Auswahl. Lange Zeit lief alles verletzungsfrei, dann folgten zwei Operationen an der Kniescheibe. Weiß gehörte zum Regionalliga-Kader von Uwe Wolf, aber das Knie machte nicht mehr mit. Folge: Auflösung des Vertrags. Ein Jahr Auszeit – dann zurück zu Wacker als Co-Trainer in den Nachwuchsbereich von U 11 bis U 13. Das lief so gut, dass er Chefcoach der U 14 wurde und gleich den Aufstieg schaffte.
Weiß arbeitete dann auch bei der U 19 im Burghauser Nachwuchsleistungszentrum unter Michael Kostner mit. Es war Empfehlung genug, um beim FC Bayern anzuheuern, zumal er weiter Aus- und Weiterbildungen vor allem im Mentalbereich durchlief. Wie Florian Mayer hat er die Trainer-B-Lizenz, bei der es aber nicht bleiben soll. Die Anmeldung zur Elite-Jugend steht und wird demnächst angegangen – von beiden.
Mayer ist schon seit drei Jahren beim FC Bayern. Er hatte sich für ein Praktikum im Bereich Scouting beworben, wobei der damalige Traunsteiner Torwarttrainer Uwe Trifellner, Ex-Bayern-Torwart und von 2015 bis 2018 beim SBC, die Kontakte knüpfte. »Da habe ich einen Einblick bekommen in die Nachwuchsarbeit bei den Bayern, das war sehr spannend«, erzählt der 22-Jährige, der nach Praktikumsende ein Angebot bekam, in die Trainingsarbeit mit einzusteigen. Die Chance nutzte der Traunsteiner, zumal er gerade ein Studium an der TU in München angetreten hatte. Die Bachelor-Arbeit im Fachbereich Sportwissenschaften steht kurz vor dem Abschluss, jetzt folgt noch ein Mastergang.
Weiß arbeitet halbtags bei Wacker-Chemie in Burghausen als Disponent im Einkauf. Im Gegensatz zu Mayer ist er erst seit diesem Jahr bei den Bayern. Einen großen Unterschied beim Training mit den Kleinen gibt es unter den Trainern nicht. »Wir haben eine klare Ausbildungsphilosophie. Es gibt einen Leitfaden, den die Campus-Führung erstellt, und daran halten sich alle«, sagt Mayer. Hier, so Weiß, werde die Spielphilosophie vorgegeben, die Athletik, die Physis, die Technik, quasi alle Grundbausteine des Fußballs. Und ein wichtiges Attribut sei natürlich auch die Grundschnelligkeit. Aber jeder Trainer könne natürlich eigene Ideen und Inhalte einbringen.
Eines haben die beiden Bayern-Coaches aber noch nicht: den Druck des Gewinnenmüssens. »Natürlich wollen wir erfolgreich sein und jedes Spiel gewinnen, aber über dem Ergebnis stehen die Ausbildung und die Entwicklung der einzelnen Jungs«, sagen sie unisono, wobei Weiß von sich behaupten kann, dass er mit der U 12 in dieser Saison alle neun Vorrundenspiele gewonnen hat. »Bei mir sind es in drei Jahren schon ein paar Niederlagen, oft auch gegen Mannschaften, die eine Altersstufe höher liegen«, klärt Mayer auf. Um die Talentsichtung müssen sich beide nicht kümmern. »Immer wieder werden uns Spieler empfohlen. Die laden wir dann zum Probetraining ein und entscheiden dann im Team, ob sie zu uns passen«, erklärt Sebastian Weiß.
Für das Scouting seien aber andere zuständig, federführend in diesem Altersbereich ist Dominik Beckenbauer. Der Enkel von Franz Beckenbauer gehört zu jenem Quintett am Bayern-Campus, das für Scouting zuständig ist. Dazu gehören außerdem Vito Leccese, Gürkan Karahan, Sören Radsack und Fabian Lülsdorf. Die Philosophie des FC Bayern lautet: Kein Talent darf übersehen werden.
Wie es für Florian Mayer und Sebastian Weiß weitergeht, steht noch in den Sternen. »Ich will in jedem Fall langfristig im Sport arbeiten. Es muss aber nicht unbedingt Fußball sein, da bin ich offen«, sagt Florian Mayer, der jetzt erstmal sein Master-Studium angehen will. »Das ist bei mir die Grundlage«, so der Traunsteiner. Sebastian Weiß spricht von einer »sehr lehrreichen Zeit«. Ob er eines Tages Fußballtrainer in Vollzeit wird, lässt er offen. »Wichtig ist, dass es mir Spaß macht«, sagt der Burghauser.
Aktuell macht es beiden viel Spaß, weil das Klima innerhalb der Trainer im U- 11- bis U-13-Bereich so gut ist. »Wir verstehen uns bestens. Ich kann noch viel lernen, der Austausch ist mir wichtig«, sagt Sebastian. Zum Co-Trainerteam im Grundlagenbereich gehören auch Can Ünal und Maximilian Graf, die zusammen mit dem Burghauser im Sommer gekommen sind. Florian Mayer ist mit Marcel Schneider (U 12) und Philipp Deppner (U 13) schon länger an Bord. Weiß spricht von der aktuellen U 12 von einem »sehr guten Jahrgang«. Das war auch zu sehen, als er Mitte Oktober erstmals als Bayerntrainer nach Burghausen zum Punktspiel in der U-13-Bezirksoberliga kam und gegen die U 13 des SV Wacker 3:0 gewann. »Meine Freundin war da, viele Bekannte, da war es schon wichtig, dass wir so souverän aufgespielt haben«, betont Weiß.
Mayer und Weiß kennen sich seit 2019, hatten damals gemeinsam die Trainer-B-Lizenz gemacht. Direkte Vorbilder gibt’s bei ihnen nicht, aber beide schätzen Joshua Kimmich, sind vor allem von seiner Aura begeistert, und halten natürlich Julian Nagelsmann in Ehren. »Eine große Persönlichkeit in jungen Jahren, zu ihm schauen alle auf, ein sehr guter Trainer«, sagen sie unisono.
Der Respekt ist da, das ist deutlich herauszuhören. Übrigens: Auch Nagelsmann hatte wegen schwerer Verletzung seine aktive Karriere in jungen Jahren beenden müssen und frühzeitig die Trainerkarriere eingeschlagen.
Karlheinz Kas