Für Weber, der in der WM 2020 als Gesamtsiebter der zweitbeste Westeuropäer hinter dem Österreicher Harald Simon geworden war, hatte diese Saison schwierig begonnen. Fast komplett ohne Vorbereitung musste er zu den Europameisterschaften 2021 im Dezember nach Tomaszow Mazowiecki (Polen) reisen, entsprechend zäh lief es dort.
Inzwischen hatte der 37-Jährige erste Einsätze in der russischen Superliga, die ihm halfen, auf »Betriebstemperatur« zu kommen. Durch seine Fahrten für das Team von Kamensk-Uralsky ging es für Weber schon etwas nach vorn, »aber ich tue mich heuer ziemlich schwer. Es sind auch einige technische Kleinigkeiten, die noch nicht ganz passen«, hat er festgestellt. Insgesamt sei das Zusammenspiel von Mensch und Maschine noch nicht auf dem besten Stand. »Das lag sowohl an mir als auch am Mechaniker und am Material« hat er festgestellt. Gerade zuletzt habe er auch Probleme am Heck des Motorrads gehabt. Dies alles müsse er nun schnellstmöglich in den Griff bekommen, denn gerade auf der Natureisbahn in Togliatti sei »ein gutes Fahrwerk sehr wichtig. Das ist meistens eine ziemliche Holperpiste, das ist ganz anders als eine 'Autobahn' wie zum Beispiel in Inzell.«
Allgemein habe er sich in der Lada-Stadt in der Vergangenheit meist schwergetan – bis auf seinen letzten Auftritt: 2020 schaffte es Weber sogar sensationell am zweiten der Grand-Prix-Tage ins Finale der besten Vier.
Das sei diesmal realistisch gesehen nicht drin, betont Weber. Dennoch hofft er auf ein gutes Ergebnis. Einerseits für sich, andererseits, weil gute Ergebnisse für deutsche Piloten auch der gesamten Sportart etwas helfen könnten.
Denn um seinen geliebten Sport macht sich Weber einige Sorgen. Das liegt längst nicht nur daran, dass coronabedingt seit der DM 2020 und dem Grand Prix 2020 in Berlin kein internationales Prädikatsrennen mehr in Deutschland stattfinden konnte und die WM 2021 aus einem einzigen Rennwochenende in Togliatti bestand. Im Kampf um den Fortbestand des Eisspeedways sieht Weber besonders den Weltverband FIM gefordert, aber auch die derzeit aktiven Piloten seien gefordert, betont der 37-Jährige.
»Ich habe kein Problem mit der FIM, aber es wäre mal ein generelles Umdenken nötig«, fordert er. Denn der Weltverband produziert seine TV-Bilder selbst, erzielt damit aber keine allzugroße Reichweite. »Das Bayerische Fernsehen, das Berliner Fernsehen oder auch ein niederländischer Sender hätten bei ihren jeweiligen Heimrennen großes Interesse gezeigt, aber die FIM wollte das nicht«, beklagt er – bzw. stellte der Weltverband zu hohe Forderungen an die Sender. »Als einmal vor Jahren Eurosport übertragen hat, war der Anklang groß – da kamen dann auch auf einmal relativ viele Sponsoren auf mich zu.« Man dürfe die Reihenfolge nicht verwechseln: »Erst muss man den Sport bekannter machen, dann könnte man nach einigen Jahren mit diesem Format auch im Fernsehen Geld verdienen.«
Stattdessen fehlt den Piloten der Bekanntheitsgrad, der für sie für die Gewinnung von Sponsoren notwendig ist, »schließlich sind wir in Westeuropa ja alle Hobbyfahrer.« Und diese bräuchten mehr Unterstützung – allerdings auch durch die derzeit vorne stehenden Piloten selbst. »Die Generation vor uns hat leider viel zu viel auf sich selbst geschaut. Wenn mich jemand um einen technischen Rat fragt, gebe ich ihm dagegen immer eine ehrliche Antwort«, betont der Deutsche Meister von 2020. Das gelte zumindest für grundlegende Dinge wie Reifendruck, Lenkereinstellungen etc. »Man muss ja nicht gleich die letzten Details und Geheimnisse preisgeben. Aber es ist wichtig, dass die jungen Fahrer schnell ein Grundwissen haben und nicht gleich wieder ihre Sportart aufgeben. Und wenn die Rennen dadurch spannender werden, profitieren wir doch alle.« Daher spricht sich Weber auch dafür aus, dass die Piloten möglichst auch immer wieder gemeinsame Trainings absolvieren sollten: »Wenn man immer nur alleine herumfährt, lernt man nicht so viel dazu.«
Weber selbst hofft nun, dass sein Visum für den Grand Prix in Russland wieder rechtzeitig eintrifft. Dann nämlich könnte er so frühzeitig losfliegen, dass er noch ein oder zwei Tage in Kamensk-Uralsky trainieren könnte. Dort hat er zwei Maschinen stehen, anschließend will er sich auf den Weg nach Togliatti machen. In der Lada-Stadt möchte sich Weber dann schon richtig »auf Betriebstemperatur« befinden und dies in gute Ergebnisse ummünzen.
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