Über Jahrzehnte war der »Dulli« das Gesicht des Fußballs in der Alzstadt: Obwohl fußballbesessen, war und ist er noch heute ein vorbildlich fairer Sportler, der über fast zwei Jahrzehnte zu den besten Kickern in Südostbayern zählte. Für »seinen« TSV Trostberg bestritt er mehr als 700 Spiele, schoss über 500 Tore und diente dem Verein nach seiner Laufbahn als Spieler auch als Trainer.
Mit 50 fing er an, Tennis zu spielen und betreibt diesen Sport noch heute mit der gleichen Leidenschaft, mit der er früher dem runden Leder nachjagte. Höhepunkt seiner Tenniskarriere war Platz vier bei der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft der Herren 75 mit dem TSV Piding im Jahr 2018.
Es bedurfte einiger Überzeugungskunst, den bescheidenen Sportler dazu zu bewegen, für einen Beitrag über sein Leben zu erzählen. Es wurde eine Rückschau auf eine Zeit, als Trostberg 1964 mit seiner Landesliga-Mannschaft zum Mittelpunkt der Chiemgauer Fußballwelt wurde. Bis zu 2000 Zuschauer schauten sich die Heimspiele an und waren begeistert von dem mitreißenden Fußballsport, den ihnen die Trostberger boten. Und mittendrin immer der »Dulli«, der nur ganz wenige Partien verletzungsbedingt versäumte: Sechs Jahre spielte er in der Landesliga, acht Jahre in der Bezirksliga und vier Jahre in der A-Klasse. In der Landesliga spielte er mit seinem Team unter anderem gegen den TSV Nördlingen, der mit einem jungen Stürmer namens Gerd Müller antrat, welcher später der erfolgreichste Stürmer aller Zeiten werden sollte.
Erste Station im Chiemgau war Quirn bei Surberg
Geboren wurde der »Dulli« 1942 in München. Er kam gegen Kriegsende auf einen Bauernhof nach Quirn bei Surberg, wo die fünfköpfige Familie in einfachsten Verhältnissen lebte. 1947 zog man nach Trostberg, wo die Familie eine Wohnung im ersten Stock der Polizeiwache bezog.
Vater Gottfried war bei der Landpolizei und auch der »Dulli« ging 1972 zur Polizei und arbeitete dort bis zum Ende seines Berufslebens im Jahr 2001. Er hatte eine Buchdruckerlehre absolviert und diesen Beruf bis dahin ausgeübt. Vom Vormarkt war es nur ein Katzensprung rüber zum Fußballplatz, der den kleinen Gottfried magisch anzog. »Herr Brandl, darf ich bitte die Bälle holen?« – mit dieser schüchternen Frage beim Training der Fußballer ging’s für den Buben los. Der Brandl-Heini, damals auch schon eine Trostberger Fußballlegende, ließ den Kleinen gewähren. Der musste aber höllisch auf sein Gewand aufpassen, denn er sollte es ja möglichst unbeschadet an seine beiden kleineren Brüder Peter und Gerd weitergeben können, wenn es ihm zu klein geworden war. Vater Gottfried und die Mutter achteten genau darauf, denn Geld für neue Kleidung für die drei Buben war kaum eins da.
So wuchs der Älteste der drei Közle-Brüder in den Fußballsport hinein, der über Jahrzehnte sein Leben prägen sollte. Als 20-Jähriger war er bereits so gut, dass er ein Angebot des SSC Stuttgart annahm, wo schon seine Trostberger Fußballkameraden Hans Seehuber und »Buick« Eder kickten. Dort gab es 100 bis 200 Mark pro Spiel – ein schönes Zubrot in jener Zeit. Der »Dulli« wurde der Dritte im Bunde der Stuttgarter Fußball-WG. Zuvor hatte er schon mehr als zwei Jahre in der »Ersten« des TSV Trostberg gespielt, denn bereits mit gut 17 Jahren wurde er erstmals in die Mannschaft der »Erwachsenen« berufen.
Aber nach einem Jahr zog es ihn von der Baden-Württembergischen Landeshauptstadt zurück zu seinem Heimatverein, dem er anschließend sein ganzes Fußballleben lang die Treue hielt. Auch einem Ruf von Schwaben Augsburg in die 2. Liga folgte Közle nicht. Da war er 26 und zum ersten Mal Vater geworden. Seine Zwillingssöhne Peter und Christian sind später Fußballprofis geworden. Der »Dulli« hat mehrere Fotoalben und Ordner mit Bildern und Berichten über seine Fußballkarriere dabei und einen Mann, der einige Jahre als Abteilungsleiter die Geschicke der Trostberger Fußballer lenkte: Stefan Kaltenhauser, der jetzt ebenfalls in Traunstein lebt. Der war leidenschaftlicher Fan des FC Bayern München und kam zu dem Posten bei den Trostberger Fußballern »wie die Jungfrau zum Kind«, erzählt er. TSV-Chef Peter Höllbauer und Hans Seehuber waren die einzigen, die er aus dem Verein kannte. Das sollte sich aber bald ändern und zu seiner Mannschaft entwickelte er ein freundschaftliches Verhältnis. Vom »Dulli« schwärmt Kaltenhauser noch heute: »Der war ein absoluter Sportsmann.«
2001 starb Közles Frau Irmi, die ihn schon 1992 für den Tennissport begeistert hat. Gut drei Jahre nach Irmis Tod heiratete er wieder. Seine zweite Frau Anita hat er bei der Polizei kennengelernt. Sie war begeisterte Läuferin und schon bald lief der »Dulli« auch in der Freizeit an ihrer Seite.
Közle spielte mit seinen Trostberger Spezln zunächst bei den Herren 50 in der Landesliga, dann mit den Herren 60 und den Herren 70. Später schloss er sich dem TSV Piding an und spielte mit den Herren 70 neun Jahre in der höchsten Liga, der Regionalliga Süd. Höhepunkt war dabei die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft 2018. Er trat gegen Carsten Keller an, der Mannschaftsführer der westdeutschen Hockey-Nationalmannschaft war, die im Finale der Olympischen Spiele 1972 Gold gewann. Közle hat gegen ihn 6:1 und 6:2 gewonnen.
Das Tennisspiel begeistert den »Dulli« noch heute. Im nächsten Jahr möchte er bei den Herren 80 angreifen und nicht nur in Piding, sondern auch in Siegsdorf antreten. Er ist nach wie vor topfit. Seit 2003 trinkt er keinen Alkohol mehr und achtet auf gesunde Ernährung. Seinen Geburtstag wird er heute mit seiner Familie in Traunstein-Hallabruck feiern, wo er seit einigen Jahren mit seiner Frau lebt. Alle guten Wünsche seiner vielen ehemaligen Mannschaftskameraden, Fans und Gegner werden ihn ins nächste Lebensjahrzehnt begleiten.

- K.O.-