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Professor Dr. Rupert Ketterl (von rechts) vom Gesamtvorstand des SB Chiemgau Traunstein dankte der Leichtathletik-Führungsriege um Dr. Rudolf Schenk, Kurt Utschig und Kassier Dieter Bäurle für deren Einsatz in den vergangenen Jahren. Die Abteilung wird sich Ende des Jahres auflösen. (Foto: Brenninger)

Die Leichtathletik-Abteilung des SB Chiemgau ist bald Geschichte

Eine Erfolgsgeschichte neigt sich ihrem Ende entgegen: Die Leichtathletik-Abteilung des SB Chiemgau Traunstein steht kurz vor der Auflösung. Dieser stimmten die Mitglieder der Abteilung bei der Jahreshauptversammlung im Gasthaus Aubräu einstimmig zu. Die Gründe dafür brachte Abteilungsleiter Dr. Rudi Schenk schnell auf den Punkt: immer weniger aktive Mitglieder, immer weniger Nachwuchs und vor allem auch kein Nachfolger für das Amt des Abteilungsleiters.


Bereits vor Jahren hatte Schenk angekündigt, dass er nicht mehr kandidieren werde. »In der Corona-Zeit habe ich dann aber weitergemacht, weil es dort noch schwieriger gewesen ist, jemanden zu finden«, betonte er. Doch auch nach der Pandemie fand sich trotz intensiver Suche kein Kandidat für seine Nachfolge. »Es will einfach keiner machen«, stellte Schenk traurig fest. »Zudem sind zwei Leichtathletik-Abteilungen in Traunstein mittlerweile leider einfach zu viel. Das ist der Lauf der Zeit.« Auch Professor Dr. Rupert Ketterl vom Gesamtvorstand des SB Chiemgau Traunstein, der eigentlich zur Versammlung als Wahlleiter gekommen war, versuchte sein Glück. »Aber auch ich bin leider völlig erfolglos gewesen«, berichtete der Funktionär.

Er lobte die Abteilung, die »immer problemlos gelaufen ist«. Man habe sich um die Leichtathleten überhaupt nicht kümmern müssen, ergänzte er. »Es ist schade, wenn etwas so gut läuft, dass es dann nicht mehr weitergeht.« Und so gab's an diesem Abend keine Wahl, sondern eine Abstimmung darüber, ob sich die Abteilung auflösen soll. So ganz werden die Leichtathleten dem Verein aber freilich nicht den Rücken kehren. Es soll nämlich auch in Zukunft weiter trainiert werden – dann allerdings als Untersparte einer anderen SBC-Abteilung. Der Wunsch der Leichtathletik-Mitglieder an den Hauptvorstand des Vereins ist es deshalb, dass man sich in eine andere Abteilung des Clubs integrieren kann. Angedacht ist eine Eingliederung zu den Handballern, sofern diese zustimmen. Den Handballern entstehen dadurch, versicherte Schenk, keine Mehrarbeit. »Wir organisieren uns weiter komplett selbst.«

Ketterl nahm diesen Wunsch entgegen und wird ihn nun im Vereinsausschuss vorbringen. Dort muss zunächst der Auflösung der Abteilung zugestimmt werden. Bis das alles über die Bühne gegangen ist, bleibt Dr. Rudi Schenk, der von Kurt Utschig und Kassier Dieter Bäurle in den vergangenen Jahren tatkräftig unterstützt wurde, kommissarisch im Amt. »Ich denke, dass mit dem Jahreswechsel die Auflösung vollzogen sein wird«, betonte Schenk. Ketterl gab den Mitgliedern noch mit auf den Weg, »dass wir sicherlich eine Nische für Euch finden werden, damit Ihr eine neue Heimat im Verein habt.«

In seinem letzten Rechenschaftsbericht gab Schenk, der über 16 Jahre die Geschickte der Abteilung geleitet hat und über 54 Jahre im Verein ist, eine Übersicht über die Größe der Abteilung, die über die Jahrzehnte immer mehr geschrumpft ist. Aktuell hat sie 71 Mitglieder, davon sind 55 passiv dabei und 14 Kinder und Jugendliche. Im Nachwuchsbereich kooperiert die SBC-Abteilung auch schon seit Jahren mit den Leichtathleten des TV Traunstein, auch weil dem SBC schlichtweg die Trainer in diesem Bereich fehlen. Die Jugendlichen ab dem zwölften Lebensjahr wechseln dann auch meistens den Verein. »Sobald die Jugendlichen einen Startpass für die Wettkämpfe brauchen, bräuchten wir eine Startgemeinschaft – und der Aufwand wäre enorm.«

Zusammen mit dem TVT nutzt man auch die Sportanlage am Traunsteiner Kunstrasenplatz. »Unsere Aufgabe war es bisher, sich darum zu kümmern«, betonte Schenk. Das würde künftig wegfallen. Denn der TVT würde diese Aufgabe übernehmen, damit er auch weiterhin Mittwoch und Freitag ungestört auf der Anlage trainieren kann. »Das wäre also für alle eine Win-Win-Situation«, sagte der Abteilungsleiter.

Stolz berichtete Schenk von der erfolgreichen Abnahme des Sportabzeichens in diesem Jahr. »Das war ein Großereignis«, hob er hervor. 80 Sportabzeichen wurden abgenommen. Fünf bis sechs Nachprüfungen stehen noch aus. »Mit dieser Zahl können wir absolut zufrieden sein«, sagte er und dankte den Mitgliedern, die tatkräftig bei der Durchführung mithalfen. »Das geht wirklich nur, wenn wir alle zusammenhelfen.«

Er lobte auch die mittlerweile hervorragenden Absprachen mit den Fußballern, was die Platzbelegung betrifft. »Mit Michi Brandner ist wirklich eine gute Zusammenarbeit möglich. Das war ja nicht immer so.«

Kassier Dieter Bäurle legte einen positiven Kassenbericht für das Jahr 2022 vor und auch 2023 ist ein Überschuss vorhanden. »Es bleibt also etwas über«, betonte er.

Danach blickten die Mitglieder noch zurück und schwelgten in Erinnerungen. Wann genau die Abteilung – damals noch im ESV Traunstein – gegründet wurde, ist nicht mehr genau herauszufinden, denn es existieren dazu keine Unterlagen mehr.

Einer der ersten großen Erfolge war 1952 der Sieg von Christina Artinger bei den Bayerischen Meisterschaften über die 100 Meter Hürden. Weitere Höhepunkte waren unter anderem die Teilnahme an der Deutschen Eisenbahnermeisterschaft in den 1970er-Jahren und es gab 1971 auf dem damaligen ESV-Platz ein internationales Leichtathletiksportfest mit Teilnehmern aus Österreich, Italien und Slowenien (damals noch Jugoslawien). Organisiert hatte es der damalige Abteilungsleiter Adolf Huber, der ein hervorragender Kugelstoßer mit Bestweiten über 14 Meter war.

Bei der Fusion der beiden Traunsteiner Vereine – ESV und 1. FC – kamen zu den Leichtathleten andere Abteilungen dazu. Vom 1. FC Traunstein schlossen sich die Gymnastik-Damen der Sparte an, vom ESV schlossen sich die Ski- und auch die Versehrtenabteilung – dort ist und war der mehrfache Paralympicssieger und Weltmeister Martin Braxenthaler immer noch das Aushängeschild – den Leichtathleten des SB Chiemgau Traunstein an. Nun suchen sie also selber eine neue Heimat imVerein. SB

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