Die Gruppe der Biathleten umfasst elf Sportler, trainiert wird diese von Tobias Reiter vom ASV Oberwössen. Der 34-Jährige war bis nach den Olympischen Spielen 2018 Disziplintrainer im deutschen Damenteam und selber als Biathlet aktiv. Nach seinem Rückzug aus der Nationalmannschaft wurde er Trainer und Ausbilder in der Spitzensportförderung für die Biathleten in Ainring. »Das ist für mich eine große Herausforderung und Verantwortung. Ich muss die gesamte Bandbreite von Sportlern abdecken was Alter und Geschlecht betrifft. Wichtig ist eine individuelle Betreuung, für jeden muss ich das richtige Konzept finden«, erklärt Reiter.
Der Großteil seiner Schützlinge ist noch relativ jung. Das Stichwort heißt »Duale Karriere«. Vier Monate im Jahr werden polizeifachliche Inhalte vermittelt. Dazu kann parallel in dieser Zeit auch zweimal am Tag trainiert werden. Die Unterrichtspläne sind darauf genau abgestimmt. Die restlichen acht Monate im Jahr stehen für Training und Wettkämpfe zur Verfügung. Vor Ort in Ainring fehlt es den Biathleten an nichts. Kraftraum, Sporthalle und sogar eine Höhenkammer mit Laufband sowie einen Schießstand gibt es. Das überwiegende Training findet allerdings am Stützpunkt Ruhpolding statt.
Auch Philipp Nawrath gehört zum Team
Tobias Reiter hat in seiner Gruppe vom Talent bis zum Weltcup-Athleten eine bunte Mischung zusammen. Zum Beispiel gehört auch Philipp Nawrath vom SK Nesselwang, der bereits an der WM 2019 in Östersund und an Weltcups teilgenommen hat, zur Gruppe. Zuletzt ist der 26-Jährige ja an der Seite von Laura Dahlmeier beim Biathlon auf Schalke gelaufen.
Im IBU-Cup konnte zuletzt Steffi Scherer vom SC Wall mit einem Einzelsieg überzeugen. Erfolge gab es auch für Lisa Spark (SC Traunstein) und Franziska Pfnür (SK Ramsau) im IBU-Junioren-Cup. »Meine Aufgabe ist es, nicht nur einen guten Sportler, sondern auch einen guten Polizisten zu entwickeln. Die Eigenschaften als guter Athlet helfen, dass er auch ein hervorragender Polizist wird«, beschreibt Reiter seine Tätigkeit.
Philipp Nawrath hat gerade seine fünfjährige Ausbildung zum Polizeiobermeister abgeschlossen. »Während meiner Ausbildung hatte ich eine hohe Doppelbelastung, um mich etwa auf die Schiene Weltcup-Niveau vorzubereiten«, sagt der 26-Jährige. »Durch das Engagement vom Tobi konnte ich diesen großen Sprung beruflich und sportlich machen, da bin ich sehr dankbar dafür.«
Nachdem er in der vergangenen Saison im Weltcup Luft schnuppern konnte, begann für ihn dieser Winter im IBU-Cup. »Da habe ich ein paar schöne Spitzenplätze erreicht. Das war für mich einer der besten Einstiege in eine Saison«, freut sich Nawrath. Ob er sich Hoffnungen auf eine Rückkehr in den Weltcup machen kann, hält er sich bedeckt. Es werde sich zeigen, lässt er sich entlocken.
Für Steffi Scherer war es im Dezember ein gelungener Saisoneinstand. Nach Spitzenplätzen im Alpencup und Deutschlandpokal gewann sie auch ein Einzelrennen im IBU-Cup. »Dafür trainiert man sehr hart und viel dafür. Schön, wenn dann so etwas dabei herauskommt«, sagt sie lächelnd. Angefangen hat Scherer mit dem Biathlon, als sie am CJD in Berchtesgaden in die Schule gegangen ist und das Abitur gemacht hat. Danach ist sie an den Stützpunkt Ruhpolding gewechselt und sich bei der Landespolizei beworben. Dort ist sie aktuell Polizeimeisteranwärterin. Irgendwann will sie den Sprung in den Weltcup schaffen – sie will dabei aber auch nichts überstürzen. Locker bleiben und die Trainingsleistung abrufen sowie auf das nötige Quäntchen Glück bauen, lautet ihr Motto. »Wichtig ist, konstante Leistungen zu bringen und läuferisch an die internationale Spitze herankommen. Das ist mir teilweise schon gelungen«, so die sympathische Sportlerin.
Auch sie spricht von einer sehr anspruchsvollen Ausbildung, die sie absolvieren muss. »Dank unserem tollen Trainer schafft man das«, ist sie überzeugt. Sie freut sich, dass sie bei der Polizei alle Möglichkeiten bekommt.
»Beide werden ihren Weg machen«
»Beide werden ihren Weg machen, davon bin ich überzeugt«, sagte Tobias Reiter im Rahmen der Einkleidung seiner Sportler in der Ruhpoldinger Chiemgau Arena. »Wir müssen an einigen Stellschrauben intensiv drehen, große Baustellen sind bei den beiden nicht zu erkennen«, lobt der Trainer seine Schützlinge.
Immer im Blick hat Reiter auch den Nachwuchs am heimischen Stützpunkt. »Wir haben eine ganze Reihe guter junger Biathleten. Wir brauchen halt auch Geduld mit ihnen. Schwierig ist immer der Übergang von den Junioren- in den Seniorenbereich. Da kommt der Führerschein, die eigene Wohnung, ein anderer Trainer ist plötzlich da. Da passiert so viel, oft stagniert die Entwicklung. Das kann der Trainer oft nicht beeinflussen«, beschreibt er die Probleme und fügt hinzu: »Wenn du zehn Sportler hast und einer kommt durch, ist es gut.« SHu