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Jubel bei Fedor Michel: Der Traunreuter fertigte den Argentinier Victor Hugo Exner bereits in der zweiten Runde ab. (Foto: Schlossbrauerei Stein)

Das Sahnehäubchen zum Schluss

Fedor Michel bleibt ungeschlagen! Der Supermittelgewichtler aus Traunreut schickte beim Boxevent in Stein an der Traun den Argentinier Victor Hugo Exner in der zweiten Runde zu Boden und holte damit seinen neunten Sieg im neunten Profikampf. Auch sein Bruder Serge jubelte, er gewann nach spannendem Kampf gegen den Tschechen Alessandro Jandejsek vorzeitig in der achten Runde.


Es war ein Abend, wie man ihn sich als Boxfan wünscht. Acht unterschiedliche Duelle – vom Leicht- bis zum Schwergewicht –, ein Debütant, erfahrene Akteure, nationale wie internationale Athleten. Und das alles in besonderer Atmosphäre im Felsenkeller der Schlossbrauerei Stein.

Den Auftakt machte Alex Wasenmiller, der sein Profidebüt feierte. Er bekam es im Supermittelgewicht mit Slobodan Vukic (Bosnien-Herzegowina) zu tun. Der Traunreuter dominierte von Anfang an, besonders in der dritten Runde folgte eine Angriffswelle nach der anderen. Sein Gegenüber hatte dem nicht viel entgegenzusetzen. Nach vier Runden stand der Debütant als Sieger fest – einstimmig nach Punkten. »Ich bin zufrieden«, sagte er nach seinem Erfolg. »Es hat alles so geklappt, wie wir es im Training geübt hatten.« Es folgten fünf weitere Kämpfe, in denen sich jeweils der Deutsche durchsetzte, darunter mit den Zwillingen Rudolf und Alexander Hoffmann aus Villingen-Schwenningen das erste Brüderpaar des Abends. Die Vorfreude der über 500 Zuschauer auf das zweite Geschwisterpaar war spürbar.

Zunächst stieg Serge Michel in den Ring. Der 34-Jährige, für den es der 18. Profikampf war, traf im Cruisergewicht auf Jandejsek. Der »Bavarian Sniper« war tonangebend und der technisch Bessere. Zum ersten Mal richtige Probleme hatte der Tscheche im fünften Durchgang, dennoch blieb er standhaft. Für den Traunreuter wiederum keine einfache Aufgabe, den deutlichen Größenunterschied zu händeln (Michel: 1,81 Meter, Jandejsek: 1,95 Meter). »Er hat sich immer wieder weggedreht. Für mich war es schwer, mit der Rechten zu treffen. Vielleicht hätte ich mehr über links gehen sollen«, erklärte der Olympiateilnehmer von Rio. In der siebten Runde tat Jandejsek mehr, kam einmal durch und fügte Michel einen Cut am linken Auge zu. Trotzdem blieb er zu statisch in seinen Aktionen.

Im letzten Akt ließen bei beiden die Kräfte nach. Ganz anders beim Publikum, das den Traunreuter lautstark anfeuerte. Das zeigte wohl Wirkung. Ungefähr eine Minute vor Schluss schien der 34-Jährige die letzten Kraftreserven zu mobilisieren, kam mit der Rechten mehrmals durch. Jandejsek wurde angezählt, gab zunächst nicht auf. Beim nächsten Treffer von Michel war das Duell vorzeitig vorbei. »Ich dachte mir, der Felsenkeller stürzt ein«, beschrieb Veranstalter und Manager Johann Wilhelm den frenetischen Jubel der Zuschauer nach dem Sieg. »Es war definitiv der spannendste Kampf des Abends.« Ein Erfolg, von dem Michel eine weitere Narbe davonträgt, was er aber entspannt aufnahm. Der Cut am Auge war nämlich doch so tief, dass er im Krankenhaus genäht werden musste. Davor feuerte er aber noch seinen jüngeren Bruder an, der den Hauptkampf gegen Exner bestritt. »Das schönste Duell«, so Wilhelm, »spektakulär, sozusagen das Sahnehäubchen.«

Fedor Michel war von Beginn an hochkonzentriert und flink auf den Beinen, zeigte schöne Kombinationen und hatte – wie gewohnt – ein tolles Distanzgefühl. »Eine Augenweide, wie im Bilderbuch«, meinte auch Wilhelm. Aber auch der Argentinier, der zuvor ungefähr auf Weltranglistenplatz 109 lag, war aktiv. »Ein harter Kerl«, wie es Michel selbst nach dem Duell beschrieb. Durch präzise Treffer gelang es dem 21-Jährigen, den Südamerikaner trotzdem bereits in der ersten Runde auf den Boden zu zwingen. Exner versuchte »The Soldier« zu provozieren, machte immer wieder Handbewegungen nach dem Motto: »Komm her, lass uns kämpfen.« Davon zeigte sich der Traunreuter unbeeindruckt. Mehrere Wirkungstreffer zwangen den Argentinier im zweiten Durchgang erneut zu Boden – K.o.! Die Menge tobte erneut, auch aus »The Soldier« brach unbändiger Jubel heraus. »Dass es dann doch so schnell geht, war überraschend«, erklärte Wilhelm. »Das Team um Trainer und Papa Eduard Michel hat tolle Arbeit geleistet und Fedor optimal vorbereitet.«

Einer der ersten Gratulanten war Bruder Serge. Durch den Sieg wird die deutsche Boxhoffnung einen gewaltigen Sprung im Ranking nach oben machen. »Das war unser Ziel«, so Fedor Michel. »Jetzt werden wir schauen, wie es weitergeht und eventuell sehr bald um den Titel boxen.«

aic

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