Als er sich mühsam wieder herangekämpft hatte, musste er einen Comeback-Versuch beim Apfelland-Triathlon Ende Mai nach der ersten Radrunde abbrechen. »Wir haben meine Radposition damals angepasst, aber die Zeit bis zum Wettkampf war zu kurz, es hat nicht funktioniert«, blickt er zurück. Zu allem Überfluss brach er sich einen Tag später einen Zeh. Wieder war er für mehrere Wochen außer Gefecht gesetzt, wieder war der Rhythmus dahin. »Dabei ist ein konstantes Training so wichtig«, weiß er aus Erfahrung.
Doch seine Pechsträhne hat der 31-Jährige, der für Triathlon Grassau startet, jetzt hoffentlich endgültig hinter sich gelassen. Bei der Challenge Davos startete er jedenfalls erstmals wieder bei einem Profi-Rennen und schaffte mit einem 10. Platz in 3:53:06 Stunden ein durchaus gelungenes Comeback. Und auch wenn Erhardt mit größeren Erwartungen in die Schweiz gefahren ist und sich im Vorfeld eine noch bessere Platzierung erhofft hatte, sagt er mit ein paar Tagen Abstand zum Wettkampf: »Es war wieder ein guter Anfang. Das Rennen hat definitiv Lust auf mehr gemacht.«
Er hatte zuvor schon beim Höglwörther-See-Triathlon Mitte Juli etwas Wettkampfpraxis gesammelt und einen ersten Belastungstest gut überstanden. Der Überseer gewann in Anger den Sprint (wir berichteten). Mit Selbstvertrauen im Gepäck reiste er also in die Schweiz. Aber auch in Davos lief für den 31-Jährigen, der daheim auch gerade umbaut, erneut nicht alles nach Plan. So konnte er letztlich nicht im Kampf ums Podium eingreifen. Den Sieg sicherte sich der Franzose Simon Viain, der 3:37:26 Stunden für dieses Mitteldistanz-Rennen (1,9 km Schwimmen, 54 km Radfahren,21 km Laufen) benötigte, das sich besonders durch eine anspruchsvolle Radstrecke auszeichnet. Der zweite Platz ging an den Australier Caleb Noble (3:42:33) und Dritter wurde der deutsche Triathlet Samuel Böttinger (3:43:02).
In Davos war Erhardt in den vergangenen Jahren übrigens bereits dreimal am Start gewesen. Einmal wurde er dort Sechster, einmal stoppte ihn ein Platten, einmal wurde das Rennen wegen eines Gewitters abgebrochen.
Mit dem Schwimmen zeigte sich Erhardt diesmal sehr zufrieden. Er sei als Vierter aus dem Wasser gestiegen, berichtet er. »Mit dem Schwimmen bin ich in diesem Jahr auch richtig zufrieden«, betont er. Dank eines schnellen Wechsels ging er sogar an dritter Stelle liegend auf die Radstrecke. In der zweiten Disziplin hielt sich Erhardt an seine Strategie. »Ich bin bergauf genau mein Ding gefahren.« Der Lohn der Schinderei: »Ich hatte oben am Pass noch immer die Podiumsplätze in Blickweite.«
Doch dann hatte der Überseer einmal mehr Pech: Bei der langen Abfahrt hinunter kühlte seine Muskulatur aus – die Folge: Erhardt bekam heftige Krämpfe im Adduktorenbereich, die auch nicht mehr weggingen. »Ich habe deswegen nicht mehr richtig treten können«, erzählt er. »Das war in dem Moment schon sehr frustrierend.« Denn die Chance aufs Podium schmolz so immer mehr dahin. »Auch mental war das nicht einfach für mich.« Dennoch ging Erhardt auch den abschließenden Halbmarathon noch an. Wohlwissend, »dass das nicht die Laufzeit ist, die ich eigentlich draufhabe«. Aber: »Am Ende bin ich zufrieden damit, dass ich es durchgezogen habe.«
Jetzt will Julian Erhardt es auch noch einmal wissen in diesem Jahr. Er wird am Samstag, 21. Oktober, bei der Challenge Egnazia Tri im italienischen Savelletri Di Fasano an der Startlinie stehen – und zwar erneut über die Mitteldistanz (1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren, 21,1 km Laufen). »Dafür steht jetzt nochmals ein Trainingsblock an«, berichtet er. »Und dann will ich dort an meine Leistung von Davos anknüpfen, einen versöhnlichen Abschluss der Saison feiern und vor allem auch positiv in die Zukunft blicken.« Dann hoffentlich ganz ohne neue Leidenszeit. SB