An den vier Geräten Sprung, Stufenbarren, Schwebebalken und Boden traten jeweils acht Teams aus ganz Deutschland pro Liga an. Da dies in der 1. und 2. Liga der letzte Wettkampftag in der Saison 2023 war, wurde in Waging über Aufstieg in die nächsthöhere Liga, Verbleib oder Abstieg entschieden. In der 3. Liga und der Regionalliga Süd findet am heutigen Samstag (ab 11 Uhr) noch in Nürtingen der vierte und letzte Wettkampftag statt.
In der 1. Bundesliga konnte der TSV Tittmoning-Chemnitz seinen »Heimvorteil« nutzen. Das Team gewann den letzten Wettkampftag in Waging am See mit 185,80 Punkten vor dem Turnzentrum DSHS Köln (184,50) und dem MTV Stuttgart (183,75). Für die Tageswertungen gab es jeweils Platzierungspunkte, und dank der 14 Zähler für den Sieg in Waging zog Tittmoning-Chemnitz mit 50 Gesamtpunkten noch am MTV Stuttgart (48) vorbei. Beide stehen sich nun im DTL-Finale am 2. Dezember in der Ratiopharm-Arena in Neu-Ulm im Kampf um die Deutsche Meisterschaft gegenüber. Im kleinen Finale um Platz drei stehen Köln und die TG Mannheim.
Einen echten Heimvorteil hatte Sonja Fischer: Die Sportlerin des TSV Waging tritt in der 1. Liga mit ihrem Zweitstartrecht für das Turnteam Kiehn Group Lüneburg-Buchholz an – und überzeugte vor heimischem Publikum.
Am Balken kam sie bis auf einen Sturz fehlerfrei durch ihre Übung und wurde mit 10,45 Punkten belohnt. An ihrem Lieblingsgerät, dem Boden, zeigte die sprunggewaltige Wagingerin die zweitschwierigste Übung des Tages, gespickt mit einem Doppeltwist-Salto (Radwende-Flick-Flack mit anschließender 180 Grad Drehung im Absprung zum doppelten Vorwärtssalto). Sie begeisterte die heimischen Fans durch ihre gesamte Übung und nach dem doppelten Rückwärtssalto gehockt in der letzten akrobatischen Bahn jubelte ihr die Menge zu. 12,00 Punkte und damit die fünftbeste Wertung des Tages gingen hier in die Mannschaftswertung ein.
Am Sprung zeigte Fischer erstmals nach fünf Jahren wieder einen Yurchenko mit ganzer Schraube. Hier muss Fischer vor dem Brett eine Radwende mit anschließendem Flick-Flack auf den Sprungtisch und kompletter Schraube in der Flugphase turnen. Es ist der schwierigste Sprung in ihrem Repertoire. Erst beim Einturnen entschied sie sich spontan mit ihrer Trainerin Susi Barmbichler, ihren schwersten Sprung auszupacken, mit dem sie in der Vorbereitung mental lange zu kämpfen hatte. Mit 12,80 Punkten erhielt sie an diesem Gerät die zweitbeste Wertung des Tages. Als Schlussgerät stand der Stufenbarren auf dem Plan. Mit einer soliden Übung und 10,90 Punkten kam sie auf gesamt 46,15 Punkte, die sie als Beste des TT Kiehn Group Lüneburg-Buchholz zum Gesamtergebnis beitrug. Ihr Team reihte sich auf einem guten 5. Platz in der Tageswertung ein und sicherte sich auch insgesamt den 5. Tabellenplatz. Das bedeutet den Klassenerhalt.
Aufsteiger TSV Berkheim (7. Gesamt) machte als Tagessechster in der Bergader-Sportarena den Klassenerhalt klar, während Mitaufsteiger TuG Leipzig wieder den Gang in die Zweite Liga antreten muss. Vor dem Auftakt der 1. Liga gab es einen Stromausfall. Dieses Problem wurde jedoch souverän von den Organisatoren und durch schnelles und professionelles Handeln der anwesenden zwei Elektromeister gelöst, sodass der Wettkampf nach einer ca. 15-minütigen Verzögerung ohne Probleme gestartet werden konnte.
In der Zweiten Liga lief es für den TSV Tittmoning-Chemnitz II ebenfalls hervorragend: Mit 177,80 Punkten gab es den 2. Platz der Tageswertung hinter der dominierenden KTG Hannover (181,55) und vor dem Desdner SC (176,20). Im Kopf-an-Kopf-Rennen mit Dresden zog Hannover durch den Tagessieg noch am Konkurrenten vorbei und holte sich mit 52 Platzierungspunkten den Titel und damit den Aufstieg in die 1. Liga. Gesamtzweiter wurde der Dresdner SC (50) vor der TSG Berlin Steglitz (34), der TS NeckarGym Nürtingen (30) und Tittmoning-Chemnitz II (30). Schlusslicht wurde der KSV Hoheneck (4).
In der 3. Bundesliga Süd gewann in Waging die WTG FilderNeckar vor der TG Breisgau und dem VfL Kirchheim unter Teck. In der Gesamtwertung geht die TG Breisgau (40 Punkte) als Gesamtführender vor Filder Neckar (36) und Kirchheim unter Teck (30) am heutigen Samstag in Nürtingen an den Start.
Zum Abschluss holte sich in der Regionalliga Süd der TV Kempten den 1. Platz vor dem TV Wetzgau und der WKG Gäu Schönbuch. Hier schauten die Wagingerinnen besonders genau hin, denn am 9. Dezember findet der Aufstiegswettkampf in die Regionalliga Süd in Frankfurt am Main statt. Hier tritt der TSV Waging gegen 13 andere Mannschaften aus Deutschland an und will nach dem Sieg in der Bayerischen Turnliga nun erstmals selbst in die Deutsche Turnliga einsteigen.
Für Ausrichter TSV Waging war die Großveranstaltung eine große Herausforderung. Die Planung für diesen vierten und somit letzten Wettkampftag in der Bundesliga der Frauen begann bereits vor über einem halben Jahr. Der technische Aufwand war hierbei so groß wie noch nie: Livestream, Auswertungssystem, Lichtershow, DJ – alles musste organisiert und vor Ort betreut werden. Das Lob der Veranstalter ging an alle Helfer, den Wettkampfarzt Dr. Artur Bergmann, die Gemeinde Waging, alle Sponsoren, das Organisationsteam um Beppo Hofmann, ohne die diese Veranstaltung nicht möglich gewesen wäre. »Und wir freuen uns auf viele weitere Turnveranstaltungen in der Saison 2024«, zeigen sich die Waginger schon wieder voller Tatendrang. fb