Die Wahl von Große, dem Lebensgefährten von Eisschnellläuferin Claudia Pechstein, ist jedenfalls nicht unumstritten. Viele stellen seine fachliche und menschliche Eignung in Frage. Kritisch sieht die Personalie auch Moritz Geisreiter aus Inzell. Der ehemalige Langstreckenspezialist ist Athletensprecher und hat im Interview mit unserer Zeitung zur Personalie Stellung genommen.
Herr Geisreiter, was haben Sie sich gedacht, als Sie von der Entscheidung der DESG gehört haben?
Ich bin ziemlich überrascht davon gewesen. Ich glaube, der Druck auf den Verband ist durch die finanzielle Lage größer geworden. Deswegen hat der Rest des Präsidiums wohl so entschieden.
Sie stehen Matthias Große immer schon sehr kritisch gegenüber. Was gefällt Ihnen an ihm nicht?
Er ist auf keinem Fall mein Wunschkandidat. Mit einem Präsidenten eines Sportverbandes soll man sich identifizieren und charakterlich aufschauen können. Er sollte motivierend und einigend wirken. Aber er steckt in zu vielen Konflikten – wie zum Beispiel mit Bundestrainer Erik Bouwman und mit Sportdirektor Matthias Kulik. Er soll die Menschen im Verband nicht spalten, sondern er muss sie zusammenbringen. Ich kenne ihn aber als polarisierend. Er ist einer, der seine Konflikte knallhart austrägt.
Sie stehen ja auch mit Ihren Sportlern in Kontakt. Wie sehen die Athleten diese Entscheidung?
Ich bin auf dem Stand, dass die meisten Athleten das sehr skeptisch sehen. Mancher fürchtet, dass er die Interessen seiner Lebensgefährtin Claudia Pechstein bevorzugen könnte. Deswegen bin ich als Athletensprecher in dieser Situation gefordert, ich werde die Interessen der Sportler weiter auch in diese Richtung vertreten. Er hat ja angekündigt, nicht viel Mitsprache zuzulassen. Das fordert mich natürlich und ich werde alles genau beobachten und schauen, was er so macht. Auf alle Fälle muss er das liefern, was er alles angekündigt hat. Natürlich soll er dafür seine Chance bekommen. Siegi Huber