Skeletonpilot Cedric Renner krönte seine Zeit als Nachwuchspilot mit dem Gewinn der Juniorenweltmeisterschaft in Winterberg, einer der Lieblingsbahnen des 23-jährigen Angehörigen der Sportfördergruppe der Bundeswehr. Der Weltmeister schloss sich vor drei Jahren nach dem Ablegen der Hochschulreife am CJD der Bundeswehr an, die ihre Sportler immer für ein Jahr weiterverpflichtet. Je nach erbrachten Leistungen wird der Kontrakt um ein weiteres Jahre verlängert. Nachdem Cedric Renner gerade den Unteroffizierslehrgang bei der Bundeswehr in Hannover beendet hat, hatte der »Berchtesgadener Anzeiger« die Gelegenheit, mit dem Sportsoldaten auf der Heimreise nach Berchtesgaden ein Gespräch zu führen.
Viele verschiedeneSportarten ausprobiert
Cedric Renner versuchte sich zunächst in verschiedenen Sportarten wie Reiten, Judo sowie Fußball, ehe er als Schüler in der Sportlerklasse des CJD-Gymnasiums einen Schnupperkurs Skeleton absolvierte, nachdem Trainer Peter Maier vom Bob- und Schlittenverband Deutschland an der Schule um Nachwuchs warb. Nach einem erfolgreichen Athletiktest wurde der 13-Jährige in die Skeletongruppe des Berchtesgadener Stützpunktes aufgenommen. Bereits als 14-Jähriger fuhr Renner sein erstes Europacup-Rennen auf der Olympiabahn in Lillehammer, um die Bahn kennenzulernen. 2018/19 durfte der damals 18-Jährige bereits eine ganze Europacup-Saison bestreiten und wurde Gesamtdritter. 2021 holte Renner den Gesamtsieg im Europacup und wurde erstmals im Weltcup in Innsbruck eingesetzt, wo er als bester Deutscher Neunter wurde. Seinen bisher größten Erfolg feierte der Angehörige des RC Berchtesgaden in Winterberg, wo er in der letzten Saison Weltmeister der Junioren wurde. Wegbereiter seiner bisher erfolgreichen Karriere waren die Trainer Steffen Rothacker, Anja Selbach und David Lingmann. Besonders gerne erinnert sich Renner an die Zusammenarbeit mit Anja Selbach, die ihm auch im mentalen Bereich sehr geholfen hat.
Ein sehr aufwendiger Teil des Skeletonsports ist das Präparieren der Schlitten. So dauert das Herrichten vor den Trainingstagen bis zu einer Stunde, während die Sportler vor den Rennen drei bis vier Stunden an ihren Skeleton-Geräten arbeiten. Den Feinschliff übernimmt sodann der Mechaniker. Bei der Beschreibung seiner Sportart spricht Cedric Renner von einem immens aufregenden Gefühl bei den Abfahrten im Eiskanal. Es sei ein tolles Gefühl, wenn es einen in die Kurven drückt, man sich richtig verlagert und man mit hohem Speed aus der Kurve katapultiert wird, ehe es in die nächste Richtungsänderung geht. »Es ist ein geiles Gefühl, vergleichbar mit Achterbahnfahren«, befindet Renner.
Die Faszination desSkeletonsports
Das Faszinierende sei aber auch das Zusammenspiel aus einem möglichst explosiven schnellen Start, um dann aber Momente später völlig relaxed auf dem Skeleton zu liegen und die Abfahrt möglichst genau zu treffen. Die perfekte Fahrt ist schwierig und trotz guter Resultate hat sie Renner noch nicht zu Tal gebracht, weil es immer besser gehen kann und man ständig an allen Stellschrauben dreht. Er habe nach Erreichen des Ziels schon das Gefühl, ob die Fahrt gut war.
Dennoch spielt bei den Kufensportarten auch das Material eine große Rolle und oft fragt man sich, wo man die Zeit liegen gelassen hat. Skeleton ist ja auch eine Material-Sportart. Renner sieht seine Stärken auf der Bahn, während er am Start noch zulegen könnte. Dabei denkt er vor allem an Felix Keisinger, der als Startrakete bekannt ist und als großes Vorbild gilt. Nachdem beim Skeletonsport jedoch auch die mentale Komponente eine große Rolle spielt, bezeichnete Renner die Physiotherapeuten als wichtige Helfer. Die Physios seien oft Mental-Therapeuten, befand der Junioren-Weltmeister, der schon auf vielen Bahnen unterwegs war.
Als seine Lieblingsbahnen neben dem derzeit verwaisten Königsseer Eiskanal bezeichnet Renner die Starterbahnen in Innsbruck und Winterberg. Nach seinem Triumph in Winterberg durfte er als Weltmeister der Junioren auch bei der Weltmeisterschaft der »Großen« in St. Moritz an den Start. Nach dem neunten Platz im ersten Lauf kam er nach vier Durchgängen »nur« auf Platz 16, weil er den »Horseshoe«, eine entscheidende Kurve auf der Naturbahn, nicht richtig getroffen hat. Dennoch faszinierte ihn die Bahn, auf der Höchstgeschwindigkeiten von 140 Stundenkilometern erzielt werden. Als sein bisher größtes Erlebnis bezeichnet Cedric Renner, dass er seine Zeit als Nachwuchspilot mit dem Gewinn des Weltmeistertitels in Winterberg beendet hat und sich nun auf die Zeit bei den Senioren freut.
Surfen in Salzburg
Als Ausgleich zu seinem Sport begibt sich Cedric Renner öfter auf die Welle nach Salzburg zum Riversurfen. »Das ist mega für das Bauchgefühl und dient auch einer besseren Körperbeherrschung«, befindet Renner. Vor allem mache man den Kopf frei, weil man weg vom eigentlichen Sport mit seinen Begleiterscheinungen sei. Zudem hat der Skeletonpilot im letzten Jahr angefangen, beim TC Berchtesgaden Tennis zu spielen. Im Training geht es jetzt erst einmal nach Oberhof, wo die Skeletonis ein Athletiktraining absolvieren und an der Grundlagenausdauer arbeiten. Renner möchte erst einmal alles auf sich zukommen lassen und hofft, verletzungsfrei in die erste Saison bei den Senioren starten zu können. Sein großes Ziel ist, seine Technik am Start zu verbessern und dann auch bei den »Großen« so richtig mitzumischen.
Christian Wechslinger