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Filimon Abraham aus Traunstein – hier bei der Europameisterschaft in München im vergangenen Jahr – schaffte am Sonntag in Barcelona eine Top-Zeit beim Marathon. Foto: dpa

Abraham stürmt in die europäische Spitze

Jetzt ist der Knoten geplatzt – und wie! Kein Athlet des Deutschen Leichtathletikverbands (DLV) war bei seinem ersten vollendeten Marathon auf der Straße je schneller unterwegs: Filimon Abraham ist am Sonntag in Barcelona mit einer Zeit von 2:08:22 Stunden auf Anhieb in die europäische Spitze gestürmt. Der 30 Jahre alte Traunsteiner belegte am Ende den hervorragenden 10. Platz in einem Weltklasse-Starterfeld.


»Ich bin absolut zufrieden, und ich freue mich, dass es endlich geklappt hat«, sagte Filimon Abraham nach seinem erfolgreichen Lauf. Bei seinen Marathon-Starts in Hamburg und Frankfurt war er im vergangenen Jahr ja nicht ins Ziel gekommen. »Da hat es gesundheitlich nicht gepasst. Jetzt bin ich froh, dass ich ins Ziel gekommen bin.« Der Ausnahmeläufer, der für die LG Telis Finanz Regensburg startet, ergänzte: »Aber überrascht bin ich von der Zeit nicht. Ich trainiere seit zwei Jahren sehr hart dafür und habe mich zuletzt etwa acht Wochen lang im Höhentrainingslager in Eritrea vorbereitet.«

Seinen ersten Marathon lief der aus Eritrea stammende Läufer bereits im Jahr 2021, damals ging es dabei aber über Stock und Stein. Abraham debütierte nämlich beim legendären Rennsteiglauf und stellte damals in Thüringen über die anspruchsvollen 42,2 Kilometer mit rund 750 Höhenmetern in 2:24,48 Stunden einen neuen Streckenrekord auf. Danach ging es Schritt für Schritt weiter. Abraham feierte tolle Ergebnisse bei Einsätzen mit der deutschen Nationalmannschaft bei den Cross-Europameisterschaften und war auch bei der Heim-EM in München im vergangenen Jahr über 10 000 Meter auf der Bahn im Einsatz.

Nun stellte er in Barcelona seine ganze Klasse auch auf der Straße eindrucksvoll unter Beweis. Auch sein Trainer Thomas Dreißigacker, der früher Leitender Bundestrainer gewesen ist, freute sich mit seinem Schützling: »Filimon ist unfassbar talentiert. Ich denke, das war heute noch nicht das Ende der Fahnenstange.«

Abraham schlug von Anfang an ein hohes Tempo an. Auf den ersten 21 km kam er fast an seine Halbmarathon-Bestzeit heran. In 1:03:16 Minuten verpasste er diese nur um 36 Sekunden. Die zweite Rennhälfte war dann etwas langsamer (1:05:06 Stunden), dennoch hatte er sich das Rennen sehr gut eingeteilt.

Den Sieg in Barcelona sicherte sich in 2:05:06 Stunden der gebürtige Kenianer Marius Kimutai, der für Bahrain startet. Die schnellste Frau blieb unter der 2:20-Stunden-Marke: Zeineba Yimer Worku (Äthiopien) triumphierte in 2:19:44 Stunden.

Mit seiner Zeit von Barcelona katapultierte sich Filimon Abraham übrigens in der ewigen deutschen Bestenliste gleich mal auf Anhieb auf Platz zwei. Aktuell hält den deutschen Rekord Amanal Petros (2:06:27 Stunden). Dritter ist Arne Gabius, den Abraham um elf Sekunden verdrängte.

Einziger Wermutstropfen für den Traunsteiner: Die Norm für die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris hat die World Athletics bei 2:08:10 Stunden angesetzt, diese Zeit verfehlte Abraham damit nur um ein paar Sekunden. Doch der Traunsteiner gab sich für die künftigen Rennen zuversichtlich: »Bis Kilometer 34 ging es sogar noch in Richtung deutscher Rekord«, blickte Filimon Abraham auf das Rennen in Barcelona zurück. »Dann musste ich ein bisschen bremsen und wollte nichts riskieren. Aber ich weiß, dass ich noch schneller hätte sein können.«

SB

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