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Früher sorgte er mit hartem Training für die Fitness seiner Spieler, heute hält ihn sein Hund fit: Werner Lorant, hier mit seinem Hund Jackson. (Foto: Kas)

Werner Lorant: »Ich werde 100 Jahre alt«

Seit 13 Jahren lebt Werner Lorant mit seiner Lebensgefährtin Gitti am Waginger See. Täglich geht er mit seinem 13-jährigen Hund Jackson spazieren. Am heutigen Dienstag wird der ehemalige Kulttrainer des TSV 1860 München 75. Den Geburtstag feiert er mit Lebensgefährtin, zwei Schwestern und zwei Freunden auf der Fraueninsel. »Ich werde 100 Jahre«, sagte er gestern im Gespräch mit der Redaktion in Waging.


 

 

Herr Lorant, Sie wollen 100 Jahre werden?

Ja, warum nicht? Meine Mutter ist im vorletzten Jahr mit 102 gestorben, ich habe ihre Gene und mir geht es gut. Mein Hund weckt mich frühmorgens, dann geht es schon das erste Mal hinaus, egal wie das Wetter ist. Wenn ich mit ihm die große Runde gehe, heißt um den kompletten Waginger See, dann brauchen wir über drei Stunden. Aber das machen wir nur bei ganz schönem Wetter. Jackson ist ein spanischer Mischling, den habe ich in Estepona aus dem Tierheim geholt.

 

Wie wird der 75. Geburtstag gefeiert?

Im engsten Kreis, wir fahren nach Prien, dann geht es mit dem Schiff auf die Fraueninsel. Meine Familie hat mich mit dem Chiemsee-Besuch und der kleinen Feier auf der Fraueninsel überrascht. Meine beiden Söhne haben sich für die nächsten Tage angesagt, sie sind ja beide berufstätig und weiter weg.

 

Werden Erinnerungen wach am 75. Geburtstag?

Nein, interessiert mich nicht. Vergangenheit ist Vergangenheit, ich lebe immer im Hier und Jetzt. Ich bin mit mir im Reinen. Ich habe hier am Waginger See hohe Lebensqualität, was mit der Gegend zusammenhängt. Mir gefällt es am Land. München brauch ich sowieso nicht.

 

Und die Sechziger?

Was willst du denn mit denen? Da stimmt es hinten und vorne nicht. Wenn ich heute noch dort arbeiten würde, kämen die innerhalb von zwei Jahren wieder nach oben. Die trainieren heute alle viel zu lasch. Ich würde mehr trainieren – basta. Die Sechziger sind jetzt auch in so einer Spirale drin, da kommen sie nicht so schnell raus. Du brauchst einen guten Präsidenten und einen guten Trainer. Die sehe ich aber nicht.

 

Warum hat das mit Karl-Heinz Wildmoser als Präsident und Ihnen als Trainer fast zehn Jahre lang so gut funktioniert?

Weil mein Präsident auf mich gehört hat. Ich habe ihm Spieler empfohlen und er hat sie geholt. Nur zwei Beispiele: Jens Jeremies und Peter Pacult. Bei Jeremies hat er gesagt, was willst du mit dem aus Dresden, solche haben wir hier auch. Aber Jeremies ist bei uns groß rausgekommen, dann haben ihn die Bayern weggekauft. Und bei Pacult hat er gesagt, das sei ein Österreicher und die könnten nur Skifahren und nicht Fußballspielen. Pacult ist bei uns ein ganz Großer geworden.

 

Als Sie von Karl-Heinz Wildmoser nach neuneinhalb Jahren entlassen wurden, brachen Sie mit ihm jeden Kontakt ab. Sie haben sich nie mit ihm ausgesprochen, bedauern Sie das?

Ich hatte keine Veranlassung, der Präsident hätte auf mich zukommen sollen. Ist er aber nicht. Er war auch ein wenig größenwahnsinnig, wollte die Bayern immer überholen. Ich habe ihn immer gebremst und gesagt, das gehe nicht von heute auf morgen.

 

Wie sind Sie eigentlich zu 1860 gekommen?

Die Sechziger haben ständig angerufen. Der TSV 1860 war damals schon was ganz Großes, auch wenn der Verein damals nur in der 3. Liga war. Da wäre ich auch barfuß hingelaufen. Sechzig ist eben Sechzig.

 

Sind Sie jemals nach Ihrer Löwen-Zeit von 1860 kontaktiert und nach Ihrer Meinung gefragt worden?

Niemals! Die denken, sie sind etwas Besonderes. Ich habe nicht mal eine Jahreskarte bekommen, egal welche Führung gerade dran war.

 

Haben Sie noch Kontakt zu einigen Sechzigern?

Ja, doch. Ich war zum Beispiel zur Feier von Thomas Miller eingeladen. Peter Pacult ruft mich manchmal an. Aber, ob jetzt am Geburtstag viele anrufen oder wenige, ist mir eigentlich egal.

 

Wie schmerzt noch eine Löwen-Niederlage, zum Beispiel am Samstag in Pipinsried bei einem Fünftligisten?

Ich muss gestehen, ich habe nur mit einem halben Auge aufs Fernsehbild geschaut. Mir ist aufgefallen, dass die Löwen nur rumgestolpert sind. Sowas ärgert mich schon.

 

Wie sehen Sie den deutschen Fußball allgemein?

Da kann ich nur sagen, dass er stark abgebaut hat und die anderen Länder haben zugelegt. Das ist Fakt.

 

Das Interview führte Karlheinz Kas.