661 zahlende Zuschauer waren in den Sportpark gepilgert, die »Roten« aus Unterwössen reisten die knapp zehn Kilometer mit zwei Fanbussen an und Stadionsprecher Manni Obermaier heizte gekonnt auf seine lustige Art die Stimmung an. Diese übertrug sich aber nicht auf das Feld: Zu verhalten spielten beide Teams, sodass das Match fast logischerweise mit einem torlosen Remis nach Verlängerung enden musste. Damit ging es ins Elfmeterschießen – und hier waren die »Roten« die Abgeklärteren. Sie trafen mit ihren vier Schüssen, während die Chiemseer zwei Strafstöße versemmelten. Nach dem entscheidenden Schuss von Youness Haberland brachen alle Dämme und die »Wössner« Fans feierten ihre Helden, die nach 2002 zum zweiten Mal in die Kreisklasse aufsteigen.
Für Trainer Kilian Lehrberger, für den es sein letztes Spiel für Unterwössen war, ging ein Traum in Erfüllung. »Es war für uns verdient, so ist halt die Relegation. Einen großen Respekt an meine Mannschaft, die nach den 90 und 120 Minuten noch die Nerven zum Elfmeterschießen hatte.« Lehrbergers Rezept ging auf: »Es haben alle getroffen und der Torwart hat einen gehalten.« Als fairer Verlierer gratulierte Wolfgang Mayer, der Co-Trainer der SG, der den im Urlaub weilenden Christoph Reiter in der Chefrolle vertrat. »Heute haben uns zu viele Spieler gefehlt, es war nicht mehr drin. Wir mussten spielen und letztendlich kannst du trotz der Niederlage mit der Enttäuschung leben.« Chieming/Grabenstätt steigt damit nach nur einem Jahr in der Kreisklasse wieder ab.
Dabei hatte es die Spielgemeinschaft bis in das Elfmeterschießen geschafft, während der gesamten Spielzeit hatten die Mayer-Schützlinge nur anderthalb Torchancen. Die erste entstand nach sieben Minuten, ein langer Ball kam auf die Linksaußenposition, als nach einem Pressball plötzlich Sven Thiele das verlassene Tor von Franz-Xaver Peikert vor sich hatte, doch sein 18-Meter-Schlenzer ging am langen Pfosten vorbei. Nach einem Thiele-Freistoß und einer Verlängerung von Christian Zenz musste Peikert noch einmal eingreifen (15.). Den ersten Schuss auf SVU-Seite gab Youness Haberland ab, SG-Schlussmann Michael Schön ging ebenfalls auf Nummer sicher und lenkte die Kugel mit den Fäusten über die Latte (21.).
Nach dem Wechsel vereitelte Schön mit einer Glanzparade die beste Unterwössner Chance. Einen Acht-Meter-Drehschuss von Cornelius Jahn lenkte er per Reflex über den Balken (52.). Danach schleppten sich beide Teams in die Verlängerung. Da gab es auch nur wiederum eine Möglichkeit. Daniel Kohlmaier tunnelte an der Grundlinie einen Verteidiger – flankte in die Mitte und Mateusz Galaneks Kopfball strich nur Millimeter über das Gehäuse (102.).
Nach 120 gespielten Minuten bat der souverän leitende Schiedsrichter Dominik Baumgartner (DJK Kammer) zum Elfmeterschießen. Unterwössen begann: Dabei hatte zunächst Kohlmaier Glück, denn Schön war noch am Ball. Danach scheiterte für Chieming Kapitän Elias Lex, der das Spielgerät zu hoch ansetzte und die Oberkante der Latte anvisierte. Richard Döllerer verwandelte sicher, Xaver Schuhbeck und Kapitän Julian Müllinger nagelten die Kugel unter die Latte. Nun sollte sich der Krimi entscheiden: Christian Weixelbaum scheiterte an Peikert und Haberland versenkte den Schuss zum 4:1-Siegteffer.
Danach hieß es: »Super Wössen, super Wössen, hey, hey!« Die Achtentaler feierten frenetisch den Aufstieg am Grassauer Rasen, der mittlerweile in roter Hand war. Torwart Franz-Xaver Peikert, der Elfmeterheld, freute sich: »Elfmeterschießen ist immer eine Glückssache, das war auf unserer Seite, doch die Mannschaft hat es sich verdient...« Er hatte den Satz noch nicht ganz zu Ende gesprochen, da kippten ihm seine Teamkollegen ein Bier über den Kopf.
Kapitän Julian Müllinger konnte es gar nicht fassen: »Unglaublich, mir fehlen die Worte, zuerst die 120 Minuten, danach das Elfmeterschießen auf das Tor unserer Fans.« Nüchtern blieb Thomas Aberger, der Ex-Coach der »Wössner«, unter ihm gelang nach dem Abstieg in die C-Klasse vor sieben Jahren der Umschwung: »Heute feiern wir, aber ab morgen wird es für uns schwer in der Kreisklasse!«
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