Schönau am Königssee – Kein Telefon, kein Computer, keine Formalitäten: Was auf den ersten Blick nach Urlaub aussieht, verlangt den Rathausmitarbeitern inklusive Verstärkung vom Bauhof in Wirklichkeit einiges an physischem Engagement ab. Die sieben Mitarbeiter der Hauptverwaltung ziehen im Zuge der Untersteiner Rathaussanierung seit gestern für vier Monate in die ehemalige Bücherei, wo alle ab Montag wieder ganz normal im »Großraumbüro« erreichbar sein werden. Am selben Tag werden in den bisherigen Räumen der Hauptverwaltung die Wände bröckeln, die Bauarbeiten gehen in die nächste Phase.
»Wir sind mit den Bauarbeiten ziemlich im Zeitplan«, versichern Bürgermeister Hannes Rasp und Architekt Wolfgang Schulze unisono. Mit den Putzarbeiten im Anbau ist man fast fertig, die neuen Innenwände in der künftigen Touristinfo und im Bürgerbüro stehen bereits. Bis ins frühere Einwohnermeldeamt im 1. Stock ist man mit den Bauarbeiten bereits vorgedrungen. Der Großteil der bisherigen Hauptverwaltung ist bislang noch von Gipskartonwänden vom Baudreck geschützt.
Hauptverwaltung wird zur Baustelle
Doch das wird sich am Montag ändern. Dann werden binnen weniger Stunden alle sechs Räume der Hauptverwaltung (Bürgermeisterbüro, Bauamt, Geschäftsleiterbüro, Personalbüro, Sozialamt und Baumeisterbüro) zur Baustelle. Zwei Tage haben die sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Zeit für den Umzug in einen großen Raum im mittleren Teil des Rathauses. Hier im ersten Stock und darüber im zweiten Stock war bislang die Bücherei untergebracht. Die muss nun vorübergehend mit dem Raum im zweiten Stock auskommen. Während des Umzugs nach Heilig Drei König hat man ein Drittel des Buchbestandes aussortiert, ein Drittel ist zwischengelagert und ein Drittel ist noch verfügbar. »Wenn alles fertig ist und die Bücherei in der bisherigen Touristinfo untergebracht ist, dann wird alles aktualisiert«, verspricht Gemeindebaumeister Hans Brüggler.

»Hier sitze ich für die nächsten vier Monate«, sagt Bürgermeister Hannes Rasp und zeigt auf seinen Schreibtisch mitten im Raum. Neben ihm am Fenster wird Gemeindebaumeister Hans Brüggler seiner Schreibtischarbeit nachgehen. »Bei mir und bei ihm geht das Telefon sogar schon«, freut sich der Rathauschef. Er ist wie seine Mitarbeiter trotz des umzugsbedingten Chaos guter Laune. Immerhin ist zum Zeitpunkt des »Anzeiger«-Besuchs am Donnerstag schon ein Großteil der Arbeit geschafft. Viele Schränke hat man mithilfe der Bauhofmitarbeiter bereits Tage zuvor in den neuen Raum verfrachtet. Sie sind bereits mit wichtigen Akten gefüllt. Alleine 1 600 Hängeregister, für jedes Haus in der Gemeinde eines, mussten herübergetragen und neu einsortiert werden.

Zwei Container Papier aussortiert
Natürlich wurde – wie bei Umzügen üblich – auch kräftig aussortiert. »Zwei Container an Papier haben wir weggeworfen«, erzählt Hans Brüggler. Auch auf die 30 Jahre alten Möbel wird man in der neuen Hauptverwaltung verzichten. »Das gesamte Mobiliar wird erneuert«, sagt Bürgermeister Rasp. Die noch gut erhaltenen alten Schränke werden aber in untergeordneten Räumen Platz finden, als Registratur im Rathaus und in der Schneewinklschule.
Auf ihre neuen Räume dürfen sich die Rathausmitarbeiter aber nicht nur wegen der künftig modernen Möbel freuen. Auch die geplante Raumaufteilung soll künftig effektiveres Arbeiten ermöglichen. Das Bürgermeistervorzimmer und das Büro des Geschäftsleiters werden vergrößert, das Bauamt soll kleiner werden. Dafür müssen einige Wände versetzt werden. Das Bürgermeistervorzimmer soll zusätzlich mit einer Glaswand zum Gang hin abgegrenzt werden und als eine Art Empfang erkennbar sein.

Einweihung am 21. Oktober
Bis es so weit ist, sitzen die sieben Hauptverwaltungsmitarbeiter erst einmal für vier Monate dicht im künftigen Trauungszimmer beisammen. Bürgermeister Hannes Rasp sieht darin kein Problem: »Das ist für das Team und die Arbeitsatmosphäre gar nicht so schlecht.« Und immerhin darf man ja in einem hellen und wohl temperierten »Großraumbüro« arbeiten, während die Umbauarbeiten im Rathaus weiterlaufen. Die Alternative wären Containerbüros gewesen, mit denen man die Bauzeit um rund zwei Monate hätte verkürzen können. Da ist ein »Großraumbüro« sicherlich die bessere Wahl.
Vermutlich wird auch so bis zum 21. Oktober alles fertig sein. Denn dann will man die Einweihung des sanierten und behindertengerechten Rathauses mit modernen Brandschutzeinrichtungen gebührend feiern. Nach einer Messe zum 40-jährigen Bestehen der Gemeinde Schönau am Königssee wird es im Rathaus eine Segnung und einen »Tag der offenen Tür« geben. Ulli Kastner