»Unsere Arbeit trägt Früchte«
»Früher lag der Schwerpunkt der Schule oft auf reiner Wissensvermittlung, die auf den Vormittag zeitlich begrenzt war«, sagt Wolfgang Dinglreiter, der Leiter des Schulpastoralen Zentrums in Traunstein. Heute würden die Kinder und Jugendlichen dort sehr viel mehr Zeit verbringen. »Die Gesellschaft delegiert den Erziehungsauftrag zunehmend an die Schule.« Mit den Angeboten für eine beziehungsstarke und konfliktkompetente Schulkultur wolle das Schulpastorale Zentrum hier einen Beitrag leisten, damit sich die Schule – trotz der gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen – gut weiter entwickle. »Denn heute geht es nicht mehr nur darum, dass die Schüler am Ende des Schuljahres Fortschritte in Mathematik, Englisch und Deutsch gemacht haben, sondern auch um soziale Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit und Kreativität«, betont Wolfgang Dinglreiter. »Soziale Schüler lernen einfach besser!« Außerdem müssten Schüler nicht nur lernen, wie man sich Wissen gut aneignet, sondern auch, wie man innovativ und kreativ wird, seine Stärken entdeckt und neue Ideen entwickelt, so Dinglreiter.
Für Lehrer sei das mitunter eine große Herausforderung. Deshalb unterstütze das Schulpastorale Zentrum Lehrkräfte in der zweijährigen Fortbildung »Classroom-Management«, wie man eine Klasse führt, wie man Kommunikation fördert oder wie man mit Problemen umgeht, damit sich Kinder und Jugendliche in der Schule wohlfühlen und gute Lernerfolge erzielen. »Unsere Kurse und Seminare für Lehrer und Schüler werden sehr gut nachgefragt, wir sind bis Weihnachten ausgebucht«, freut sich Wolfgang Dinglreiter. Sein Fazit nach zehn Jahren Schulpastorales Zentrum: »Unsere Arbeit trägt Früchte, wir unterstützen Schulen in vielen Bereichen des sozialen Lernens.« – Und durch die erfolgreiche Arbeit werde das Netzwerk immer größer. Deutlich werde dies an der Entwicklung des Bereiches »Krisenpädagogik«, den Martin Berwanger hauptverantwortlich zusammen mit Dr. Alexander Lohmeier von der Erziehungsberatungsstelle der Caritas entwickelt hat. In einer dreijährigen Ausbildung lernen Lehrer Wege und Möglichkeiten der Begleitung und Stabilisierung von Schülern in Krisensituationen wie Tod, Suizid, Prüfungsangst, Mobbing und häusliche Gewalt.
»Mittlerweile gibt es an vielen Schulen im Landkreis ausgebildete Krisenpädagogen, die Teams aufgebaut haben. Sie können in Krisensituationen kompetent begleiten«, sagt Wolfgang Dinglreiter. Außerdem funktioniere die Zusammenarbeit mit dem Kriseninterventionsteam (KIT) reibungslos. Dieses verständigt das Schulpastorale Zentrum oder das jeweilige Krisenteam vor Ort zum Beispiel, wenn ein Schüler ums Leben kam. Somit sei die Schule zu Beginn des Schultages vorbereitet und könne einfühlsam auf die Situation reagieren. »Ein Todesfall ist keine einfache Situation, weder für den Lehrer, noch für die Schüler. Da kannst Du nicht einfach in die Klasse kommen, die Todesnachricht überbringen, und dann sagen, wir machen jetzt Unterricht.« Der Trauer um den verstorbenen Klassenkameraden müsse Raum gegeben werden. »Es braucht Rituale, die die Betroffenen in ihrer Trauer auffangen«, betont Dinglreiter.
»Bezug zur Praxis ist ungemein wichtig«
Insgesamt besteht das Team des Schulpastoralen Zentrums aus acht Fachleuten mit Zusatzausbildungen in Supervision, Mediation und Gesprächsführung. Alle arbeiten neben ihrer Tätigkeit im Zentrum auch als Lehrer. »Der Bezug zur Praxis ist natürlich ungemein wichtig. Denn nur so weiß man, wo den Lehrer der Schuh drückt und kann entsprechende Fortbildungsangebote entwickeln«, betont Wolfgang Dinglreiter. Der Diplom-Theologe, Diplom-Sozialpädagoge und Pastoralreferent unterrichtet Religion an der Mädchenrealschule in Sparz, er ist Lehrer aus Leidenschaft: »Mir gefällt an meiner Arbeit, dass ich Menschen auf ihrem Weg begleiten kann, das zu finden, was zu ihnen passt, und wo ihr Herzblut dran hängt. Denn das gilt es, zu fördern.« kb