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Zu einer spontanen Kundgebung kam es am Samstagnachmittag vor dem Traunreuter Rathaus, bei der die Bürger ihre Angst in Bezug auf die Asylbewerber ausdrückten. (Foto: Mix)

»Wir haben Angst, nachts durch die Stadt zu gehen«

Traunreut – Während im Traunreuter Heimathaus beim Café International Asylbewerber und Helfer beim gemütlichen Austausch zusammensaßen, trafen sich am Samstagnachmittag auf dem Rathausplatz spontan Traunreuter Bürger, die ihre Bedenken im Zusammenhang mit den Flüchtlingen in der Stadt kundtun wollten. Sie hätten aufgrund der jüngsten Ereignisse und der Zahl der Flüchtlinge Angst um ihre Familien, bekundeten sie.


Kurzfristig und durch Mundpropaganda verbreitet, kamen 50 bis 60 Bürger vor dem Rathaus zusammen. Schnell rückte auch die Polizei an, Bürgermeister Klaus Ritter, der telefonisch von dem Treffen informiert worden war, gesellte sich zu den Leuten und es entstanden lebhafte Diskussionen. Die Traunreuter Bürger, die nach eigenem Bekunden größtenteils selber Migrationshintergrund haben, machten deutlich: »Wir wollen zeigen, dass wir da sind und auf unsere Familien aufpassen.«

Sorge um Sicherheit der Frauen und Kinder

Sie hätten größte Bedenken, was die Sicherheit ihrer Frauen und Kinder angehe, diese würden sich nicht mehr nachts allein auf die Straße trauen. Und auch in den manchmal in Gruppen am Rathausplatz zusammensitzenden Asylbewerbern, die dort das kostenlose WLAN nutzen, sehen sie eine Gefahr, meiden seitdem den Rathausplatz, so gut es geht. »Wir sind nicht gegen Asylanten«, betonte einer der Sprecher der Gruppe, »wir wollen nur zeigen, dass wir aufpassen. Wenn jemand auf eine blöde Idee kommt, dann greifen wir ein.«

Auf den Einwand, dass es bisher doch bis auf die Silvesternacht, in der eine 17-Jährige von einem Asylbewerber angegriffen und sexuell genötigt worden war (wir berichteten), keine Straftaten in Zusammenhang mit den Migranten gegeben habe, meinte einer der Anwesenden: »Prävention ist alles.« Dem Angebot, ins Heimathaus zu gehen und mit den Asylbewerbern selber zu sprechen, wollte jedoch keiner der am Rathausplatz Anwesenden folgen.

Aus der Versammlung heraus kam der Vorschlag, eine Art Bürgerwehr aufzustellen, die in der Stadt patrouilliert und aufpasst. Polizeioberkommissar Christian Scholz von der Polizeiinspektion Trostberg nahm den Vorschlag auf und betonte, dass es für so eine »Sicherheitswache«, wie er es lieber nannte, klare Regeln geben müsse.

In Absprache zwischen Polizei, Stadt und den daran interessierten Bürgern könne man schon darüber sprechen, inwieweit eine solche Wache sinnvoll und machbar ist. Nach dem Motto »mehr Augen sehen mehr«, sollten aufmerksame Bürger generell die Polizei rufen, wenn sie eine Straftat beobachten. Denn die Beamten könnten nur einschreiten, wenn sie informiert sind. 100-prozentigen Schutz könne es jedoch nie und nirgendwo geben.

Ritter: »Das braucht nur seine Zeit«

Die Polizisten wie auch Bürgermeister Klaus Ritter stellten sich dem Gespräch mit den Anwesenden, beantworteten unzählige Fragen. Für das Traunreuter Stadtoberhaupt steht fest: »Ich nehme die Sorgen der Bürger ernst und ich kann sie schon verstehen.« Allerdings könne er die Asylbewerber auch nicht einsperren, sie hätten das gleiche Recht, sich frei in der Stadt zu bewegen, wie jeder andere auch. »Wir hatten schon andere kritische Zeiten, die wir gemeistert haben. Das braucht nur seine Zeit«, so seine Meinung.

In Bezug auf das kostenlose WLAN am Rathausplatz will der Bürgermeister zusammen mit der Stadtverwaltung nun überlegen, ob man dieses Angebot zeitlich einschränken und beispielsweise ab spät nachts ganz abschalten sollte. Grundsätzlich ist Klaus Ritter der Meinung, dass alle die Augen offen halten sollten, was aber nicht heißt, dass manche »wie die Sheriffs durch die Stadt laufen«. Die Versammlung verlief insgesamt ruhig und sachlich und löste sich schließlich nach einiger Zeit wieder auf. mix

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