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In diesen Containern am Aubergtunnel in Altenmarkt sollen die Landkreisbürger geimpft werden.
Landrat Siegfried Walch
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»Wir brauchen unbedingt die Nähe zu einem Klinik-Standort«

Landkreis Traunstein – Mindestens 93 Impfzentren sollen bis Mitte Dezember in Bayern einsatzbereit sein. Allein in Oberbayern würden momentan 22 Zentren aufgebaut, teilte ein Sprecher des Bayerischen Gesundheitsministeriums in München mit. Bei uns in der Region wird es zwei geben, eines im Berchtesgadener Land (Mitterfelden) und eines im Landkreis Traunstein (Altenmarkt).


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Landrat Siegfried Walch war vergangene Woche am Aubergtunnel – dort, wo das Impfzentrum künftig sein wird. Ziel soll es sein, dass täglich – im Impfzentrum und über die mobilen Teams – 400 Impfungen durchgeführt werden. »Wir werden elf Stunden am Tag und das sechs Tage die Woche in Betrieb sein, damit wir einen gescheiten Durchsatz herbekommen«, betonte er.

Nun warte man nur noch auf den Impfstoff gegen Corona. Das Traunsteiner Tagblatt sprach mit dem Landkreischef.

Wieso hat man sich für Altenmarkt als Standort für das Impfzentrum entschieden?

Wir brauchen unbedingt die Nähe zu einem Klinik-Standort, deshalb ist Altenmarkt mit seiner unmittelbaren Nachbarschaft zur Kreisklinik Trostberg hervorragend geeignet. Zudem liegt das Gelände zentral im Landkreis und ist durch die Bundesstraße 299 bestens an den Verkehr angebunden.

Vom Bau des Aubergtunnels stehen dort 30 Container, die nun genutzt werden sollen?

Genau. Wir können auf die bereits vorhandene Ausstattung und Infrastruktur der Containeranlage zurückgreifen. Und wie gesagt: Neben der hervorragenden Verkehrsanbindung ist vor allem die Nähe zur Klinik in Trostberg ein entscheidender Faktor.

Inwiefern?

In der Klinik Trostberg können Impfstoffe fachgerecht gelagert werden. Zudem haben wir dort die entsprechenden Fachleute und Spezialisten direkt vor Ort. Der Betrieb des Impfzentrums soll in enger Anbindung an das Klinikum erfolgen.

Reicht ein Impfzentrum für den flächenmäßig doch sehr großen Landkreis überhaupt aus?

Ursprünglich waren für die gesamte Bundesrepublik 60 derartige Zentren geplant. Der Freistaat hat entschieden, in Bayern je ein Impfzentrum pro Landkreis zu errichten – also mehr, als ursprünglich bundesweit geplant waren. Neben dem Impfzentrum werden wir mobile Teams aufstellen, die beispielsweise Impfungen in Pflegeheimen durchführen können.

Wie viele Teams werden denn insgesamt im Einsatz sein und wie sieht so ein Team aus?

Im Impfzentrum werden zunächst vier stationäre Teams und vier mobile Teams einsatzbereit sein. Ein Team setzt sich aus einem Arzt, einer medizinischen Fachangestellten beziehungsweise Pflegekraft und entsprechendem Verwaltungspersonal zusammen.

Eignen sich die Container denn überhaupt für solch ein Vorhaben?

Definitiv! Sie sind bestens geeignet, da ein »Einbahn-Praxis-Betrieb« möglich ist. Das bedeutet, die Bürger können auf der einen Seite rein und auf der anderen Seite rausgehen. So minimieren wir die gegenseitigen Begegnungen. Von Vorteil ist auch die bestehende Ausstattung, angefangen von der EDV, über die Toiletten bis zur Heizung.

Ursprünglich hatte es ja geheißen, dass ab Mitte Dezember der Impfstoff verfügbar sein soll...

Ziel ist es, ab Dienstag organisatorisch impfbereit zu sein. Das werden wir auch schaffen. Alles weitere ist von dem Zulassungsverfahren der EU und der Bereitstellung des Impfstoffs abhängig. Sobald der Impfstoff bereit steht, kann das Impfzentrum in Betrieb genommen werden. Erst dann wird auch Personal vor Ort sein.

Wie muss man sich das Prozedere vorstellen: Kommen die Leute dort in Autos hin, um ähnlich wie in der Corona-Teststation durchzufahren und geimpft zu werden?

Erster Schritt ist eine vorherige Terminvereinbarung. Diese soll digital oder gerne auch telefonisch möglich sein. Bereits im Vorfeld kann man sich mit einem Film und weiteren Materialien über die Impfung informieren. Dann kommt man zum vereinbarten Termin am Impfzentrum an. Am Check-in werden die Daten eingepflegt und alles Administrative wird geklärt.

Und dann?

Als nächstes folgt das Aufklärungsgespräch mit dem Arzt vor Ort, wo man auch Fragen stellen kann, die einen beschäftigen. Dann erfolgt die Impfung. In einem Warteraum kann man dann noch abwarten, wie es einem unmittelbar nach der Impfung geht.

Wie lange und an wie vielen Tagen wird das Impfzentrum geöffnet sein?

An sechs Tagen pro Woche, Montag bis Samstag von 9 bis 20 Uhr. Wir arbeiten in zwei Schichten, um an elf Stunden am Tag einsatzbereit zu sein.

Wer darf sich als erstes in Altenmarkt impfen lassen?

Die Reihenfolge der Impfungen wird durch die Ständige Impfkommission gemeinsam mit dem Deutschen Ethikrat und der Nationalen Akademie der Wissenschaft »Leopoldina« erarbeitet. Demnach haben Hochrisikogruppen und medizinisches Personal Vorrang.

Wenn jemand – beispielsweise im Altenheim – nicht geimpft werden möchte, dann wird das akzeptiert?

Ja, es besteht keine Impfpflicht. Es muss aber auch jedem klar sein, dass ein Erfolg im Kampf gegen Corona nur möglich ist, wenn sich ein hoher Anteil der Bevölkerung impfen lässt.

Reicht eine Impfung eigentlich aus oder muss mehrfach geimpft werden?

Das kommt auf den konkreten Impfstoff an. Beim Impfstoff von Biontech ist bekannt, dass zweimal geimpft werden muss.

Klara Reiter

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