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Über die Sicherheit der Energieversorgung und die Chancen erneuerbarer Energien in Bayern diskutierten (von links): Geschäftsführer Andreas Niedermaier (AlzChem GmbH), IdW-Vorsitzender Franz Obermayer (Fox Group), Moderatorin Anna Groß und Geschäftsführer Wolfgang Steiner (Gemüsebau Steiner). (Foto: Effner)

Wie sicher ist die Energieversorgung?

Angesichts der anhaltenden Diskussionen um den Ukraine-Krieg und die Notwendigkeit von Öl- und Erdgas-Embargos gegenüber Russland steigen hierzulande Bedenken über eine drohende Energieknappheit. Über »Sicherheit in der Energieversorgung« diskutierte nun der Informationskreis der Wirtschaft (IdW) Traun/Alz bei der Mitgliederversammlung in Traunstein mit Experten und bei einer Podiumsdiskussion.


Der neue Vorsitzende Franz Obermayer skizzierte die schwierigen Rahmenbedingungen nach dem beschlossenen Kohle- und Atomausstieg und die zuweilen »hysterisch anmutende« Diskussion. »Wir Unternehmer sind bereit und übernehmen Verantwortung.« Mit Blick auf Versäumnisse der bayerischen Energiepolitik erinnerte Obermayer an die verpasste Chance des bereits vor Jahren im Landkreis Berchtesgadener Land geplanten, aber nicht realisierten Pumpspeicherkraftwerks.

Vor welchen weitreichenden Herausforderungen die bundesdeutsche Energieversorgung steht, skizzierte Michael Pippert vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz. Er war online zugeschaltet. Am Beispiel der großen Strom- und Gasversorgungstrassen sowie der geplanten Stilllegungen bei Atomkraftwerken und möglicherweise durch Nachschubmangel ausfallenden Gaskraftwerken warnte er vor gefährlichen Leistungsabfällen. Diese könnten nur schwer vom Ausland ausgeglichen werden. Er empfahl, energieintensive Betriebe wie Batteriefabriken, Rechenzentren oder Tankstellen für E-Busse möglichst nah an Kraftwerken anzusiedeln. Damit ließen sich auch Umwandlungsverluste für Gleich- und Wechselstrom in unterschiedlichen Netzen vermindern.

Als Ersatz für Ludwig Hartmann, Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Bayerischen Landtag, der kurzfristig abgesagt hatte, ging Martin Stümpfig, energiepolitischer Sprecher der Grünen, per Videoschaltung auf die Energieversorgung in Bayern ein. Dem jährlichen Gesamtenergieverbrauch von 500 Terrawattstunden (TWh) sowie 85 TWh Strom stünden auf der Erzeugerseite knapp 340 TWh gegenüber, die fossil erzeugt würden. Dies schaffe hohe Abhängigkeiten. Als wichtige Gegenmaßnahmen sah Stümpfig unter anderem deutliche Einsparungen beim Gasverbrauch durch verbesserte Energieberatung, bei öffentlichen Einrichtungen wie Schwimmbädern und klimagerechte Gebäudemodernisierung.

Über die Sicherheit der regionalen Energieversorgung diskutierte Moderatorin Anna Groß im Anschluss mit Unternehmern. Eine in Bayern bisher nur »halbherzig vorangetriebene Energiewende« prangerte IdW-Vorsitzender Franz Obermayer an. Corona habe in punkto Digitalisierung auf breiter Front zu Durchbrüchen geführt. Ein ähnlicher Ruck sei bei der Energiewende erforderlich. Rechtlich zuverlässige und langfristig angelegte Vorgaben würden Unternehmen durch mehr Berechenbarkeit Sicherheit geben. Obermayer zitierte sinngemäß Frankreichs Präsident Macron: »Wir sollten die Welt für unsere Kinder formen und nicht die Welt unserer Kindheit wiederherstellen wollen.«

eff

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