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Die Hubers feiern Weihnachten am 24. Dezember mit der ganzen Familie, auch wenn Santa Claus in den USA eigentlich erst am 25. Dezember kommt. Zu Besuch bei Gertrud (links) und Hans Huber (rechts) sind dann auch immer die drei Enkelkinder Katelyn (10, von links), Sophia (2) und Marco (6).
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Fast alle Häuser in Amerika sind in der Weihnachtszeit aufwändig geschmückt.

Wenn Santa Claus durch den Schornstein kommt . . .

Wenn Hans Huber momentan abends nach draußen geht, dann sind vielerorts ganze Straßenzüge hell erleuchtet. Um viele Bäume hängen Lichterketten, an den Regenrinnen der Dächer sind bunte Lichter angebracht, ein Weihnachtsmann klettert bei dem einen Haus die Regenrinne hinauf, Mickey Mouse im Weihnachtskostüm steht vor einem anderen Haus vor der Haustür. Der gebürtige Traunsteiner lebt mit seiner Frau Gertrud schon seit Jahrzehnten in Amerika und feiert dort auch Jahr für Jahr Weihnachten.


»Häuser sind hier immer unglaublich beleuchtet«

»Die Häuser hier sind zur Weihnachtszeit immer unglaublich beleuchtet«, sagt Gertrud Huber, die aus Kärtnen stammt. »Die Amerikaner lassen sich das auch richtig was kosten«, fügt ihr Ehemann im Gespräch mit dem Traunsteiner Tagblatt hinzu. »2000 bis 3000 Dollar sind sie dann schon mal los. Das braucht ja auch alles unheimlich viel Strom.«

Die Hubers selber haben ebenfalls Weihnachtsschmuck an ihrem Haus in Rocklin – eine kleine Stadt in Kalifornien, die östlich von San Francisco liegt – angebracht. »Allerdings wesentlich weniger wie die Amerikaner«, sagt der 71-Jährige. »Wir haben ein paar Lichterketten über die Bäume gehängt«, ergänzt Gertrud Huber.

Natürlich haben die Hubers an Weihnachten auch einen festlich geschmückten Christbaum in ihrem Haus stehen und auch ansonsten haben sie viele der deutschen und österreichischen Bräuche mit nach Amerika genommen. Die Hubers sitzen etwa mit ihren beiden Zwillingen Sonja und Hans (39) und deren Familien immer schon am 24. Dezember zusammen und feiern bei einem schönen Abendessen Weihnachten. »Wir hören dann auch deutsche Weihnachtslieder«, sagen sie. »Aber natürlich auch amerikanische.« Es gibt bei den Hubers dann auch Plätzchen, die Gertrud Huber selber nach deutschen und österreichischen Rezepten fertigt. Auch Stollen und Lebkuchen stehen am Tisch – und die kommen ebenfalls aus Deutschland. »Hier ist alles so süß«, sagt Hans Huber. Deutsche Waren können sie in einem Geschäft namens Trader Joe's kaufen. »Das ist sogar eine Filiale von Aldi«, sagt er.

Die Amerikaner selber feiern Weihnachten hingegen ganz anders. »Hier gibt es kein Christkind,« sagt Hans Huber, »hier kommt Santa Claus und das auch erst am 25. Dezember morgens.« Er kommt nachts durch den Kamin ins Haus und stellt die Geschenke unter dem Christbaum ab. »Als Stärkung steht für ihn am Kamin dann meistens ein Glas Milch und ein Teller Kekse bereit«, erzählt Gertrud Huber. Im Internet können die Kinder auch auf einer extra dafür angelegten Seite die Route von Santa Claus verfolgen. »Auch unsere Enkel schauen dort am Weihnachtsabend nach, wann der Weihnachtsmann mit seinem Schlitten und seinen Rentieren endlich über Amerika ist«, sagt Hans Huber. »Für sie ist das noch ganz aufregend.«

Bei den Hubers müssen die drei Enkel dann aber gar nicht so lange warten: Denn gleich nach dem Abendessen an Heilig Abend ist Bescherung. Mit einer Glocke wird geläutet und plötzlich steht ein großer Sack mit Geschenken vor der Tür – und den hat halt der Weihnachtsmann dort etwas zu früh vorbeigebracht.

»Den Nikolaus gibt es hier natürlich auch nicht«, sagt Hans Huber. Allerdings, so erzählt seine Frau, habe ihre Tochter Sonja in diesem Jahr erstmals für ihre beiden Kinder auch in Amerika den Nikolaus kommen lassen. »In Deutschland gibt es einfach mehr so schöne Bräuche«, sagt Hans Huber. »Alles ist viel festlicher.« In Amerika gibt es etwa auch nur einen Weihnachtsfeiertag – und zwar den 25. Dezember. »Einen Tag später haben die Geschäfte schon wieder auf«, sagt Gertrud Huber. »Da werden dann die Geschenke umgetauscht, die nicht gepasst haben. Und es gibt auch schon alles im Abverkauf.«

Die beiden lernten sich übrigens 1967 in Amerika kennen. »Und zwar in Alaska«, erzählt Hans Huber. Seine Frau war damals schon vier Jahre als Kindermädchen in Amerika tätig. Er reiste drei Jahre lang im Land herum. »Ich wollte auswandern, aber eigentlich eher nach Brasilien«, sagt Huber. Doch schließlich entschieden sie sich, in Kalifornien zu bleiben und heirateten 1970. »Wir haben hier viel Sonne, wenig Regen, zum Meer haben wir es nicht weit. Auch die Berge sind nur eine Stunde von uns weg, besser geht es nicht«, sagt der Deutsche, der bei einer amerikanischen Airline als Flugzeugmechaniker arbeitete und mittlerweile in Rente ist.

»Wir vermissen hier nichts mehr«

Nur mit weißen Weihnachten wird es nichts werden. »In den Bergen haben wir aber schon Schnee«, sagt Hans Huber. Dennoch sind beide überzeugt: »Wir sind jetzt schon so lange in Amerika, wir vermissen hier nichts mehr.« Ab und an vielleicht Brezen. »Aber selbst die bekommen wir hier« lachen die beiden, »allerdings müssen wir dafür gut eine Stunde fahren.«

Verbindungen zur alten Heimat haben die Hubers übrigens auch noch – und wenn sie nicht gerade selber zu Besuch in Deutschland oder Österreich sind, dann klicken sie ab und zu auch gerne die Webcam der Stadt Traunstein an. »Wir haben gesehen, dass wieder Christkindlmarkt am Stadtplatz ist«, sagen sie, »an den können wir uns auch noch erinnern.« In Kalifornien gibt es in der Regel keine solchen Märkte. Für Hans und Gertrud Huber ist das allerdings auch kein Problem und ein paar gute alte Bräuche aus Deutschland und Österreich haben sie ja nach Amerika mitgenommen. SB

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