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Die Mitarbeiter der Stadtgärtnerei sorgen in Traunsteins Grün- und Parkanlagen für laubfreies Lustwandeln – aus Sicherheitsgründen, damit auf nassem oder gefrorenem Laub niemand ausrutscht. (Foto: Wannisch)

Wenn die Blätter von den Bäumen fallen ...

Traunstein – Jede Jahreszeit hat ihre Geräusche: das Knirschen von frischem Schnee unter den Füßen im Winter, das Zwitschern der Vögel im Frühjahr, im Sommer das Plantschen im Schwimmbad und im Herbst das Rascheln des Laubs. Halt, möchte manch einer jetzt rufen, das Rascheln des Laubs? Ist nicht vielmehr das 100 Dezibel starke Dröhnen der Laubbläser das Geräusch des Herbstes schlecht hin?


Das Laub – für manchen Zeitgenossen mag es eine der größten Herausforderungen der menschlichen Zivilisation sein, der man den Kampf mit dem Laubbläser angesagt hat. Sobald die Bäume ihr bunt verfärbtes Blätterkleid fallen lassen, sind die Laubbläser Land auf, Land ab im Einsatz – darauf ist Verlass. Auch in der Großen Kreisstadt, wo die Mitarbeiter des Bauhofs und der Stadtgärtnerei stets für laubfreie Ordnung im Stadtbild sorgen.

Doch dies wird alles nur zur Sicherheit des vom Laub gepeinigten Stadtbewohners gemacht. »Es geht um die Sicherheit, nicht um die Schönheit«, versichert Pressesprecherin Carola Westermeier gegenüber unserer Zeitung. Nasses oder gefrorenes Laub kann schnell für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer zur rutschigen Gefahr werden. Daher sind die Mitarbeiter des Bauhofs und der Stadtgärtnerei ab Mitte Oktober bis etwa Mitte November im Stadtgebiet unterwegs, um das Laub von Straßen und Gehwegen sowie aus öffentlichen Grünanlagen und Spielplätzen zu entfernen. Dies sei für die Stadt eine Frage der Haftung. Insgesamt haben Bauhof und Stadtgärtnerei zehn Laubbläser, darunter einen mit Elektroantrieb.

Können denn die Männer heutzutage nicht mehr rechen, fragte eine verärgerte Leserin ob der allseits dröhnenden Laubbläser. Dies sei keine Frage des Könnens, sondern der Effizienz, heißt es aus dem Rathaus. Ein Laubbläser ersetze die Arbeit von drei Mitarbeitern. Zudem sei das Rechen von Laub ein wahrer »Knochenjob« und man haben schlichtweg nicht die Manpower für händisches Laubrechen.

Die Stadt bemühe sich aber, das Laubblasen so sozialverträglich wie möglich umzusetzen. In Park- und Grünanlagen in Wohngebieten wie dem Wochinger Spitz werden die Geräte »so lange wie nötig und so kurz wie möglich« eingesetzt. Etwas anders sieht es bei Straßen und Gehwegen aus. Die müssten oft bereits ab 6 Uhr morgens vom Laub befreit werden, da die Verkehrslage es tagsüber nicht zulasse. »Die Mitarbeiter des Bauhofs sind dabei immer mit Laubbläser, Besen und Kehrmaschine unterwegs«, sagt Westermeier. Das Laub werde vom Bürgersteig auf die Straße geblasen, die Kehrmaschine nehme es auf.

Das Laub einfach in den Park- und Grünanlagen liegen zu lassen, sei leider keine Option, so Westermeier. »Laub legt sich wie eine Folie auf den Rasen, verschließt ihn, und lässt die Grasnarbe absterben«, erläutert die Pressesprecherin auf Nachfrage. Und das Laub erst im Frühjahr zu beseitigen, verschiebe das Problem nur zeitlich. Zudem sei es ein größerer Aufwand, halbverfaultes Laub vom Rasen zu kratzen, als frisch gefallenes. Allerdings lassen die Stadtgärtner die Blätter auf naturnahen Flächen wie Wiesen oder an der Traun liegen.

Insgesamt kommt im Herbst bei der Stadtgärtnerei rund 100 Tonnen Laub zusammen, das entweder kompostiert oder auf der Grüngutdeponie entsorgt wird. Das mit den Kehrmaschinen aufgesammelte Laub des Bauhofs muss hingegen – da es wegen der großen Müllbeimenge als belastetes Material eingestuft ist – von einer Spezialfirma entsorgt werden.

Um die Belastung für Mensch und Umwelt so gering wie möglich zu halten, kommt in die Benzin betriebenen Laubbläser ein spezieller Treibstoff, der besonders abgasarm verbrennt. Zudem werden die Geräte – das mit Strom betriebene kommt auf 90 Dezibel, die Benzinmodelle auf 101 Dezibel – wenn nötig gegen leisere und verbrauchsärmere Geräte ausgetauscht. Allerdings, und hier sei man wieder bei der Frage der Effizienz, schafft ein Akkulaubbläser in der Stunde nur 800 Quadratmeter, ein mit Benzin betriebenes Gerät gut 1500 Quadratmeter. »Es ist zwar leiser, dauert aber dafür doppelt so lang«, gibt Westermeier im Hinblick auf die E-Modelle zu bedenken. Generell sei es schwierig, es allen Recht zu machen.

Es trüge aber der Eindruck, dass allein die städtischen Mitarbeiter mit Laubbläsern unterwegs seien; vielmehr setze inzwischen so gut wie jeder Hausmeisterdienst diese Geräte ein, und auch mit privaten Bläsern dürfte nicht wenig Laub durch Traunsteiner Vorgärten geblasen werden.

Wer also im Herbst Ruhe, Erholung und den typischen Herbstsound sucht, der muss wohl oder übel in den Wald ausweichen. Dort kann man noch ganz ungeniert mit den Füßen durch das Laub rascheln. Oder man wartet auf den Winter – bis der Schneepflug frühmorgens zum Einsatz kommt. vew

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