Nach einem großen Lob für die Arbeit in der Ökomodellregion, die deren Sprecher, der Kirchanschöringer Bürgermeister Hans-Jörg Birner, im Überblick vorgestellt hatte, begründete Minister Brunner, warum ihm die Forcierung des biologischen Landbaus so wichtig sei. Die Nachfrage nach biologisch erzeugten Produkten wachse deutlich schneller, sagte er, als die Erzeugung; der Bedarf sei im eigenen Land derzeit nicht zu decken. Dabei sei es aber nicht einzusehen, dass man – um ein Beispiel zu nennen – »jeden zweiten Doppelzentner Biokartoffeln aus Ägypten importieren muss«.
»Wertschöpfung nicht den anderen Ländern überlassen«
Er wisse wohl, dass sich manche Bauern fragen und ihn auch kritisieren, ob der Minister mit seinem Appell nach vermehrter biologischer Produktion nicht übertreibe. Er aber frage sich, warum man die vorhandenen Märkte vor der eigenen Haustür nicht nutzen sollte: »Wir wollen diese Wertschöpfung nicht den anderen Ländern überlassen.«
Bei all seinen Appellen für mehr Bio-Produkte nahm Brunner aber auch die Feststellung von Hans-Jörg Birner auf, dass man im Rahmen der Ökomodellregion vor Ort die Freiheit brauche, die konventionell wirtschaftenden Bauern ins Gespräch mit einzubeziehen. Denn der Dialog miteinander sei wichtig. Dem widersprach der Minister keineswegs.
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion stellte zunächst der Waginger Metzgermeister Gottfried Heilmaier seine »Rupertirind«-Schiene vor, Rindfleisch von Pinzgauer Rindern, das einerseits an die Spitzengastronomie im Land geliefert, andererseits als Fertiggericht im Glas angeboten werde – sowohl aus konventioneller wie aus biologischer Erzeugung. Aus seiner Erfahrung sieht er für solche Premiumprodukte einen guten Absatzmarkt.
Biobauer Sebastian Kettenberger aus Kettenberg bei Tittmoning schilderte die gleiche Erkenntnis für sein vielfältiges Angebot aus Milch, Geflügel, Schweinefleisch, Gemüse und Kartoffeln: Die große Nachfrage könne er nicht annähernd befriedigen. Daher sein Appell zur Bioproduktion: Diese biete eine riesengroße Marktchance. Und die Ökomodellregion ist aus seiner Sicht eine gute Einrichtung, die Produzenten, Verarbeiter und Verbraucher zusammenbringe.
Der konventionell wirtschaftende Landwirt Markus Haselberger aus Krautenbach in der Gemeinde Taching hält die Ökomodellregion dagegen für etwas »ökolastig«. Ihm wäre ein Fokus auf regionaler statt biologischer Produktion lieber gewesen. Er hält auch wenig vom »Missionierungsauftrag« mancher Leute, durch den sich manche konventionell wirtschaftenden Landwirte mitunter offenbar etwas »angefressen« fühlten.
Zum Schluss sprach Haselberger den Minister direkt an: Man wisse von seinem »Steckenpferd Bio«, aber er dürfe die rund 90 Prozent konventionell wirtschaftenden Bauern auch nicht ganz vergessen. Das werde er gewiss nicht, versprach Brunner, schließlich werde ja auf seinem Betrieb auch konventionell gewirtschaftet.
Breite Fragerunde zum Abschluss der Veranstaltung
Der Abend wurde abgerundet von einer breiten Fragerunde. Da ging es darum, dass bei der landwirtschaftlichen Ausbildung der Biobereich zu kurz komme, wie etwa Biomilch-Sprecher Hans Praxenthaler und Biobauer Hans Glück anmahnten. BDM-Vorsitzender Sepp Hubert sieht gute Absatzchancen nicht nur für Biomilch, sondern auch für regional erzeugte Milch, und die Ökomodellregion wäre hierfür eine gute Basis. Seiner Meinung nach wäre es »gescheiter, dass alle Bauern in diese Richtung gehen, als dass es zehn weitere Biobauern gibt«.
Alois Dandl, der einen Schweinebetrieb führt, vermisst in der Öffentlichkeit den Appell für Bioproduktion: Wenn hier die Chancen so groß seien, warum höre man dann so wenig darüber, fragte er in die Runde. Matthias Mayer brachte daraufhin gleich einen solchen Appell vor: Die Milchwerke Berchtesgadener Land suchten »händeringend mehr Biomilch«.
Die Grünen-Abgeordnete Gisela Sengl rief dazu auf, die Jugend über die Schule noch mehr an das Thema Lebensmittel heranzuführen, um die Wertschätzung dafür zu fördern. Und sprach abschließend dem Minister ein großes Lob aus: Sie sei sehr glücklich mit diesem Minister, »obwohl er CSU-ler ist«. he