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Die Marktratschn alias Bernhard Mühlbacher hat wieder genau aufgepasst, was vergangenes Jahr alles geschehen ist. (Foto: H. Eder)

Waginger Starkbierfest war wieder eine Riesengaudi

Waging am See – Eine Riesengaudi ist das Starkbierfest im Trachtenheim in Waging gewesen. Das Publikum kam aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Das Duo »LuFloh« mit seinen leicht schlüpfrigen Liedern, Sepp Egger in seiner unnachahmlichen Art, Witze oder Geschichterln zu erzählen, und die Marktratschn, die wieder genau hingeschaut hatte, wer in Waging zielsicher das eine oder andere Fettnäpfchen aufsuchte, liefen zur Höchstform auf.


Zunächst aber übte sich die Marktratschn alias Bernhard Mühlbacher, wie immer grell geschminkt, mit auftoupierter Frisur und der bläulichen Schürze, in Mitleid mit den zahlreichen mehr oder minder kränkelnden Mitgliedern des Waginger Gemeinderats. Mit einem Schwesternhäubchen auf dem Kopf listete sie all die Beschwerden auf, mit denen sich viele, allen voran Bürgermeister Herbert Häusl, hatten herumschlagen müssen. Angesichts eines solch »demolierten Haufens« sollte sie, so meinte die Marktratschn, kommendes Jahr besser gleich als Pfarrer kommen – und die Letzte Ölung spenden.

»... weil er 's Maul immer so weit aufreißt«

Über die Schulterprobleme des Zweiten Bürgermeisters Christian Reiter musste sich die Marktratschn dann doch wundern; viel eher hätte sie bei ihm damit gerechnet, dass er sich sein Kiefer ausrenkt, »weil er 's Maul immer so weit aufreißt«. Zudem seien die Schulterprobleme wohl eher Ausdruck eines Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms gewesen, weil alle über die Krankheit von Bürgermeister Häusl geredet haben – und keiner über Reiter. Dafür gab es Lob von der Marktratschn: »A raffinierter Hund bist scho!« Auch die Dritte Bürgermeisterin durfte in der Aufzählung nicht fehlen: Ihr sagte die Marktratschn nach, sie habe vor lauter Stress einem Ehepaar eine Woche zu spät zur Goldenen Hochzeit gratuliert.

Eine ganze Reihe von Gemeinderäten bekamen in der Folge ihr Fett weg. Positive Erwähnung fand unter anderem die »Feministin« Martina Bogner, die unter dem Motto »Eine Frau kämpft für Frauen« eine Straßenbeleuchtung von Steppach nach Feichten angeregt habe, damit die Damen vom Fegerlverein – nach verschiedenen Events und Faschingsaktivitäten meist nicht mehr ganz nüchtern – unbeschadet den Weg nach Hause finden. Da dies aber mit der rüden Bemerkung abgelehnt worden sei, man könne doch nicht jeden »Bamperlweg« mit Laternen ausstatten, würden die Fegerl-Damen wohl auch weiterhin mit aufgeschürften Knien daheim ankommen.

Über Schorsch Huber war die Marktratschn etwas angesäuert: Hatte sie ihm doch vergangenes Jahr einen Gutschein für einen Friseurbesuch geschenkt, den dieser aber wohl nicht eingesetzt hat. Seine Frisur jedenfalls habe sich nicht gebessert. Darüber hinaus färbe Hubers schlechtes Beispiel auf seinen Parteikollegen Koni Heigermoser ab, den »Bachelor-Verschnitt« aus Otting, der inzwischen bereits dessen »lästige Nachfragerei« übernommen habe.

Die Zeiten für Waging würden jetzt wieder besser, meinte die Marktratschn weiter, da Bürgermeister Häusl wieder da ist. Denn unter der Leitung von Christian Reiter, der sich zu gern selber reden höre, seien die Sitzungen so lang geworden, dass keine Zeit mehr geblieben sei, im Anschluss in den Bräukeller zu gehen. Und das in einer Situation, in der auch Waging vom Wirtschaftssterben erwischt worden sei. Wohl gebe es noch ein paar Frauen-Stammtische, bei denen allerdings lediglich »lactosefreier Latte Macchiato mit Sojamilch und entkoffeiniertem Kaffee und dazu glutenfreies Gebäck« genossen werde, und vielleicht sogar noch eine Pizza, die sich dann aber drei Frauen teilen. Davon aber könne die Gastronomie nicht überleben.

Natürlich sind an der Marktratschn die Bemühungen um eine Verschönerung der Ortsmitte nicht unbemerkt vorübergegangen – was sie mit viel Spott kommentierte: Nicht gerade billige Blumentöpfe angeschafft, halb verreckte Blumen reingepflanzt und dann nach vier Wochen alles wieder abtransportiert: »Bei der Aktion hat man das Gefühl gehabt, dass sich der Waginger Gemeinderat eine Gehirnzelle teilt.« Dazu passte eine weitere Bemerkung zu Gemeinderäten, von denen man fast nie was hört: »Sie haben halt ein paar Prozente bei der Wahl gekriegt, aber ich frage mich, wieviel Promille die Wähler gehabt haben.«

Knochentrockene Kommentare

So mussten sich die Kommunalpolitiker einiges gefallen lassen, die Besucher hatten ihren Spaß daran. Unschuldigen Spaß – also nicht auf Kosten Anwesender – bescherten die Sänger und Erzähler am Podium im Trachtenheim. Wie das Duo »LuFloh« ihre Lieder vortrug, von Willi Huber an der Ziach begleitet, das war zum Schießen: Luggi Egger mit knochentrockenen Kommentaren zwischendurch, mit beredtem Mienenspiel und temperamentvoller Gestik einerseits, Wolfgang »Flo« Parzinger mit seiner Gitarre und kongenialem Gesang – das war ein echtes Erlebnis.

Und wenn Sepp Egger seinen Mund aufmacht, dann weiß man, dass hier höhere Philosophie herauskommt. Thema eines längeren Vortrags war der Waginger See, der durch drei Maßnahmen schon viel sauberer geworden sei: durch die Bemühungen von Ritter Ulrich, durch die »Pinzger Kuhrein« (Kühe), bei denen hinten nichts rauskommt, und durch die völlig biologischen Streuobstwiesen, die im Laufe der Zeit so grausig aussehen, dass keine »Preußen« mehr kommen und den See verunreinigen.

Applaus gab es reichlich für alle Aktiven, natürlich auch für Moderator Andi Heindl und für die »Wird-scho-gron«-Musi, die die Besucher zwischendurch mit ihren schmissigen Melodien unterhielt. he

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