Bildtext einblenden
Wie gut sind die Feuerwehren im Landkreis Traunstein auf sogenannte Mangellagen vorbereitet? Dies zu erfassen, war ein Übungsschwerpunkt beim Belastungstest der neuen Führungssoftware EDP4, an dem mehr als 80 Teilnehmer mitgemacht haben. Unterstützt von den Führungsstellen in Rottau, Fridolfing, Trostberg und Erlstätt wurde versucht, das Onlineprogramm an seine Grenzen zu bringen. Zudem fanden in Traunstein, Altenmarkt und Trostberg Übungen statt. Unser Bild zeigt (von links) Kreisbrandinspektor Günter Wambach, Thomas Jäger, Andreas Spitzauer (sitzend), Kreisbrandrat Christof Grundner, Sylvia Lex (sitzend), Kreisfeuerwehrarzt Dr. Wolfgang Krämer, Kreisbrandmeister Hans Heinrich und Jessica Niederwinkler. (Foto: Kreisfeuerwehrverband)

Vorbereitungen auf Mangellagen laufen auf Hochtouren

In einer breit angelegten Katastrophenschutzübung wurden im Bereich von Traunstein, Altenmarkt und Trostberg verschiedene Szenarien eingespielt, die besonders die Katastrophenschutzeinheiten forderten. Darüber hinaus beteiligten sich mehr 80 Teilnehmer aus den Feuerwehren des Landkreises Traunstein an einer »online Flächenlagenübung«, um die landkreisweit einheitliche EDV-Führungssoftware auf ihre Leistungsfähigkeit zu testen und Erkenntnisse über den Stand der Vorbereitungen für mögliche Ausfälle der öffentlichen Infrastruktur auf den aktuellen Stand zu bringen.


»Eines ist klar, im Falle einer Versorgungsmangellage werden sich die Feuerwehren und Hilfsorganisationen nicht um jeden Haushalt kümmern können, der ohne Strom, Heizung oder Wasser ist«, so die deutlichen Worte von Kreisbrandrat Christof Grundner.

Brandbekämpfung und Menschenrettung wichtig

»In der Regel werden die Feuerwehrhäuser zwar zu Anlaufstellen werden, wenn weder Telefon noch Heizungen funktionieren. Dennoch wird die öffentliche Gefahrenabwehr nicht allen in gleichem Maße helfen können. Die Brandbekämpfung und Menschenrettung bei akuter Gefahr stehen bei derartigen Schadensereignissen im Vordergrund. Es hat höchste Priorität, dass die Kernaufgaben der Feuerwehr gewährleistet bleiben«.

Das Thema »Ausfall der Infrastruktur« steht bei den Feuerwehren seit einigen Jahren auf der Agenda ziemlich weit oben. Diese Erkenntnis ist vor allem durch diverse Unwetterereignisse wie Stark- oder Dauerregen, Sturmlagen oder auch die Schneekatastrophe 2019 gereift. Die aus den Einsätzen gewonnenen Erkenntnisse flossen jeweils in Einsatzpläne ein, die im Falle neuerlicher Großschadenslagen greifen und den Einsatzkräften in der Region helfen, besser vorbereitet tätig zu werden. Ein Ergebnis aus den Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit sind auch die Feuerwehr-Führungsstellen, bei denen jeweils für einen definierten Bereich die Fäden zusammenlaufen und im Hintergrund viele Dinge organisiert werden.

Bei diversen Besprechungen wurden Feuerwehren und Gemeinden darauf aufmerksam gemacht, sich auf Stromausfälle und dergleichen vorzubereiten. Viele Kommunen haben daraufhin in Stromeinspeisungen von Feuerwehrhäusern, Rathäusern aber auch beispielsweise bei Turnhallen, die als mögliche Sammelunterkünfte dienen können, investiert und Notstromerzeuger beschafft. Vielerorts wurden Pläne ausgetüftelt, wie die Menschen im Ort beispielsweise an medizinische Hilfe gelangen können oder die Feuerwehr über Gefahrenlagen informieren können.

Software bewusst an Belastungsgrenze gebracht

Mehr als 80 Vertreter der heimischen Feuerwehren haben dazu an einem sogenannten »Massentest« teilgenommen. Diese »Online-Übung« verfolgte zwei Ziele. Einerseits sollte die neue Einsatzleitsoftware EDP4 an ihre Belastungsgrenze geführt werden, indem möglichst viele Nutzer – ähnlich wie bei einer Unwetterlage – mit dem System arbeiten. Und die Verantwortlichen der Kreisbrandinspektion wollten wissen, wie es um die Versorgungssicherheit der Feuerwehren sowie die Vorbereitung auf mögliche Ernstfälle in den Orten bestellt ist.

»An der Übung mit 86 Teilnehmern aus dem gesamten Landkreis wurde das neue System bei Weitem nicht an die Grenze der Leistungsfähigkeit gebracht«, so der sichtlich zufriedene Fach-Kreisbrandmeister Florian Scholz, der maßgeblich an der Inbetriebnahme von EDP4 beteiligt war und mit Florian Ettmayr die Übung vorbereitet hatte. »Selbst als nahezu alle Onlinenutzer gleichzeitig Daten eingegeben haben, lief das System ohne Störungen oder Verzögerungen. Bei der Übung waren alle Feuerwehr-Führungsstellen besetzt und haben Abläufe koordiniert. Sowohl aus Erlstätt als auch aus Rottau und Trostberg oder Fridolfing wurden keine größeren Probleme gemeldet.

»Viele haben vor Ort ihre Hausaufgaben bereits erledigt, manche sind noch eifrig am Arbeiten«, fasst Grundner zusammen. Besonders freut es ihn, dass mittlerweile alle Akteure in dieser Aufgabenstellung aktiv sind, um für ihre örtlichen Gegebenheiten praktikable Lösungen zu finden. »Es muss das Ziel bleiben, sich möglichst gut auf eventuelle Herausforderungen vorzubereiten. Es ist aber auch klar, dass es seitens der öffentlichen Gefahrenabwehr keinen hundertprozentigen Schutz geben kann.« Die Bürger müssten sich auch selbst auf Notsituationen vorbereiten.

Vorsorge treffen nach den Checklisten im Internet

Der Kreisfeuerwehrverband Traunstein empfiehlt daher, selbst Vorsorge zu treffen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK-Bund) bietet auf seinen Internetseiten Informationen und Checklisten, wie man mit wenig Aufwand für derartige Schadenslagen gewappnet ist. Die Pressestelle des Kreisfeuerwehrverbands Traunstein steht für Fragen zum Thema ebenfalls zur Verfügung.

Neben der Onlineübung wurden im Landkreis Traunstein gleich drei weitere Übungsszenarien abgearbeitet.

In Traunstein organisierten die Verantwortlichen eine Übung für die »Bewarnung der Bevölkerung« bei einem möglichen Bombenfund, in Altenmarkt wurde ein Chemieunfall auf einer Brücke simuliert, der dazu führte, dass in Trostberg an der Alz eine Ölsperre eingezogen werden musste.

hob

Mehr aus der Stadt Traunstein