Neue Absicherung und neue Fahrbahnplatte
An den Viadukten über die Traun und die Sur ist nach Angaben der Bahn die Abdichtung schadhaft. Eindringendes Wasser hat Schäden am Überbau verursacht. Deshalb werden sowohl die Fahrbahnplatte als auch die Abdichtung erneuert. Die Eisenbahnbrücke über die Staatsstraße 2103 ist durch Witterungseinflüsse und Streusalz in einem schlechten Bauzustand. Um die Sicherheit des Bahnverkehrs aufrechtzuerhalten, muss sie vorausschauend komplett erneuert werden.
An einen Abriss des Viaduktes ist natürlich nie gedacht worden. Heute vor einer Woche haben wir an dieser Stelle groß berichtet, das Bauwerk sei so schadhaft, dass es abgebrochen und neu aufgebaut werden muss. Das war natürlich ein Faschingsscherz, den Traunsteins Oberbürgermeister Manfred Kösterke in der Stadtratssitzung am Unsinnigen Donnerstag losgelassen hatte. Die meisten Leser bemerkten erst nach einigen Sätzen in unserem Bericht, dass er nicht ernst gemeint war.
Hohe Baukosten für die drei Projekte
Die Bahn kalkuliert mit rund 11,5 Millionen Euro für die Sanierung des Viadukts in Traunstein. Die Arbeiten für die Sanierung der Surbrücke sind mit rund zehn Millionen Euro veranschlagt. Die Erneuerung der Brücke über die Laufener Straße in Teisendorf wird voraussichtlich rund 3,5 Millionen Euro kosten.
Vorbereitende Arbeiten haben bereits begonnen. Das Viadukt ist eingeschalt und ein großer Kran steht auf der Baustelle. Die eigentlichen Arbeiten an den beiden Brücken über Traun und Sur beginnen nach Auskunft der Bahn am 14. März, die Hauptbauarbeiten am 6. April. Dann wird auch die Gleissperrung erfolgen. An der Brücke über die Laufener Straße in Teisendorf beginnen die Bauarbeiten erst Ende Juni. Alle Arbeiten sollen bis Ende November 2014 abgeschlossen sein.
Ab dem 6. April steht für rund acht Monate im Streckenabschnitt zwischen Traunstein und Teisendorf nur ein Gleis zur Verfügung. Die genauen betrieblichen Folgen wird das auf dieser Strecke fahrende Eisenbahnverkehrsunternehmen »Meridian« regeln. Es ist davon auszugehen, dass es Verzögerungen bzw. Einschränkungen beim Zugverkehr geben wird. Möglicherweise wird es auch einen sogenannten Schienenersatzverkehr geben; das heißt, dass Fahrgäste zwischen Freilassing und Traunstein mit Bussen befördert werden.
Unmittelbar hinter dem östlichen Pfeiler des Viaduktes in Traunstein ist ein großer Quader aus Beton erkennbar. Hier wird eine Plattform für den Kran geschaffen, mit dem Baumaterial nach oben befördert wird. Wie Andreas Baumer vom Wasserwirtschaftsamt Traunstein gestern in einem Gespräch mit dem Traunsteiner Tagblatt mitteilte, werden in diesem Bereich vier Bohrpfähle ins Flussbett getrieben, auf denen eine stabile Betonplatte gegossen wird. Sie bildet die Plattform für den Baukran, der fest verankert wird.
Besonders muss darauf geachtet werden, dass der Kran nicht breiter ist als der Brückenpfeiler. Bei Hochwasser würde er nämlich zunächst einmal den Wasserabfluss behindern und bei starkem Hochwasser würde es ihn natürlich umreißen und wegschwemmen. Das Wasserwirtschaftsamt, das für die technische Gewässeraufsicht zuständig ist, muss überwachen, dass die Vorgaben eingehalten werden und der Kran nicht seitlich aus den Pfeilerprofilen herausragt.
Probleme wegen der Standorte für zwei Kräne
Ursprünglich waren zwei Kräne außerhalb des Flussbettes vorgesehen. Der eine sollte auf der Ostseite im Bereich der Kreisstraße TS 1 stehen, der andere auf der Westseite. Er wäre allerdings genau auf dem Durchlass des Mühlbaches zu stehen gekommen, was unter anderem aus sicherheitstechnischen Gründen nicht zu verantworten gewesen wäre.
Das Viadukt ist ein Wahrzeichen Traunsteins. Es ist schon über 150 Jahre alt. Auf den 12. August 1860 datieren die offiziellen Feierlichkeiten zur Eröffnung der »Maximiliansbahn« München–Salzburg. Der erste Probezug aus Rosenheim war am 25. April 1860 in Traunstein angekommen, der reguläre Betrieb erfolgte ab 7. Mai. Am 16. Juli fand die erste Fahrt nach Salzburg statt, und schon am 1. August hatte man die gesamte Strecke freigegeben.
Bauzeit für das Viadukt betrug nur 17 Monate
Der dekorierte Schlussstein der 105 Meter langen und knapp 30 Meter hohen, fünfbögigen Nagelfluhbrücke wurde am 19. Juli 1859 nach nur 17 Monaten feierlich gesetzt. Dabei erfolgte der Bau im trockenem Gelände östlich des Flusslaufes, anschließend wurde die Traun in ihr neues Bett umgeleitet.
Das Traunsteiner Viadukt ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie langlebig früher errichtete Bauwerke waren. Während Brücken neuen Typs oft schon nach zwei bis drei Jahrzehnten generalsaniert werden müssen, hat das Viadukt mehr als eineinhalb Jahrhunderte überdauert, ohne dass ein grundlegender Substanzverlust zu erkennen wäre. Mit relativ bescheidenem Aufwand kann seine Funktionsfähigkeit über weitere Jahrzehnte gesichert werden. -K.O.-