»Überrascht waren wir von den sehr großen Verkehrsmengen in der Stadtmitte und den Zubringerstraßen«, so Glöckl in der Sitzung. In der Innenstadt gebe es viel Verkehr unter anderem aufgrund von überregionalem, Ziel- und Quell- sowie Parksuchverkehr. Eine systematische Überlastung gebe es aber nur an Brennpunkten wie der Wegscheid. Einzelne Straßen wie Herzog-Friedrich-Straße und Maxplatz seien überdimensioniert. Hohe Verkehrsmengen verringerten in einzelnen Stadtquartieren die Aufenthaltsqualität.
Bahnlinie ist ein Problem für Radler und Fußgänger
Vor allem für Radler und Fußgänger sei die Bahnlinie ein Problem, weil sie nur schwierig zu queren sei. Defizite im Radwegenetz gebe es etwa stadteinwärts ab Empfing. Vom Bahnhof werde der Radverkehr auf Umwegen zum Maxplatz geführt über Bahnhofstraße, Stadtpark und Marienstraße, auf der Rosenheimer Straße werde er vom Geh- und Radweg am Bahnhofsplatz wieder auf die Straße geführt, was gefährlich sei.
An der Scheiben- und der Güterhalle fanden die Planer nur wenig echtes Entlastungspotenzial für Wegscheid oder Herzog-Friedrich-Straße. Gerade bei letzterer fand sich kein Potenzial für den gewünschten Rückbau. »Wir haben da noch so viel Verkehr, da brauchen wir die Linksabbiegerspuren«, so Glöckl. Das sei umso enttäuschender, als eigentlich eine Verschmälerung auf Höhe der Unterführung sinnvoll wäre. Denn die sei für Rollstuhlfahrer viel zu steil, Radler müssten absteigen. Ein höhengleicher Übergang mit einer Ampel wäre wünschenswert. Es fehlten Radwege, Autofahrer auf der Herzog-Friedrich-Straße seien zu schnell. Auch wenn es schwierig sei, so wäre es doch wünschenswert, die Straße zu verschmälern, um einen Radweg in Richtung Wasserburger Straße zu ermöglichen.
Einbahnstraßenrichtung der Marienstraße ändern
Durch eine Änderung der Einbahnstraßenrichtung und einseitige Anordnung der Parkplätze an der Marienstraße könnte der Verkehr nach Meinung der Planer von der Maxstraße hier abfließen. Die Bahnhofstraße würden sie gern zur Fußgänger- und Radlerzone machen. Die Durchfahrt zum verkehrsberuhigten Maxplatz würden sie mit Blumenkübeln unterbinden, den Stadtplatz über die Ludwigstraße erschließen.
Neben einer neuen Verkehrsinsel auf der Wasserburger Straße für Radler und einem »Zweirichtungsradweg« in Empfing enthält das Konzept einen bergauf führenden Radweg an der Vonfichtstraße sowie einen Netzplan mit Haltestellen des Öffentlichen Nahverkehrs. Außerdem schlug Heinze vor, die Anmeldung des Rufbusses auch übers Internet zu ermöglichen, um so auch neue Zielgruppen zu erschließen.
Die Parkraumanalyse verdeutlichte den enormen Parkdruck im Innenstadtbereich – bis auf den Festplatz und das Parkhaus Scheibenstraße, wo zu allen Zeiten Stellplätze frei waren. »Von 11 bis 13 Uhr war alles voll«, so Glöckl. Nach einer Entspannung über die Mittagszeit war wieder alles voll, ab 17 Uhr ließ der Parkdruck nach. Überwiegend seien Kurzzeitparker gezählt worden, die einkauften oder eine Dienstleistung in Anspruch nahmen.
Stellplatzkapazität erweitern ist »absolut angebracht«
»Es ist absolut angebracht, die Stellplatzkapazität in der Innenstadt angemessen zu erweitern, denn ein Überangebot zu schaffen, wäre auch nicht gut. Wir brauchen nichts, das neuen Verkehr in der Innenstadt erzeugt.« Im Gegenzug könnte man in sensiblen Bereichen den Verkehr reduzieren.
Als Favorit für neue Stellplätze habe sich dabei der Karl-Theodor-Platz herauskristallisiert wegen der vorhersehbaren Kosten, der Machbarkeit, der möglichen Kapazität, der guten Erschließung über Salinen- und Blaue-Wand-Straße und der guten Anbindung zur Innenstadt. Zweiter möglicher Standort wäre ein neues Parkhaus an der Scheibenstraße. »Dann wäre ein Aufzug zum Stadtplatz gut«, so Glöckl.
Würde man am Karl-Theodor-Platz ein entsprechend großes Angebot schaffen, könnte man andernorts Parkplätze zurückbauen und den freien Raum städtebaulich nutzen. So fielen etwa bei der Nutzung der Bahnhofstraße als Fußgängerzone 20 bis 30 Stellplätze weg.
»An der Herzog-Friedrich-Straße würde ich mich mit allen Mitteln gegen einen Rückbau wehren«, so zweiter Bürgermeister Hans Zillner (CSU), der für den erkrankten Oberbürgermeister Christian Kegel (SPD) die Sitzung leitete. »Das ist eine Hauptdurchgangsstraße mit 15 000 bis 18 000 Fahrzeugen am Tag, da ist ein Rückbau undenkbar.«
Für die »Fahrradstadt Traunstein«, die ja derzeit »nicht so gut« sei, schlug Uwe Steinmetz die Schaffung eines Modells vor. Dessen Umsetzung werde sicher lange Zeit dauern. Dazu sagte Glöckl, man sei selbst mit dem Rad durch Traunstein gefahren, um ein strategisches Radwegenetzkonzept zu erstellen. Details müssten noch geplant werden.
Anwohner werden von Pendlern zugeparkt
Dritte Bürgermeisterin Waltraud Wiesholler-Niederlöhner (SPD) sagte, die Parkplatzsituation sei auch für die Anlieger ein Riesenproblem geworden. Es gebe Einfahrten, die regelmäßig von Pendlern zugeparkt würden. Denn diese belegten auch die letzten kostenlosen Parkplätze im Stadtgebiet. »Dieses Riesenproblem müssen wir lösen.« Für eine Reduzierung von Parkplätzen nach dem Bau eines neuen Parkhauses werde man sicher keine Mehrheiten bekommen, war sie sich sicher. Es sei schön, etwa am Stadtplatz wieder mehr Wohnungen zu haben, aber auch dafür fehlten Parkplätze.
Auch Burgi Mörtl-Körner (Grüne) gab zu bedenken, nach dem Bau eines neuen Parkhauses am Karl-Theodor-Platz am Stadtplatz alle Parkplätze wegzubekommen, »das wird der Einzelhandel nicht mitmachen.« Aber sie zweifelte generell am Sinn eines neuen Parkhauses: »Die Leute parken einfach lieber draußen. In der Rathausgarage ist immer etwas frei, während draußen nichts zu kriegen ist.«
Dem Vorschlag von Karl Schulz (CSU), ein neues Parkhaus auch als Lärmschutz für die Wohnbebauung an der Güterhallenstraße zu bauen, erteilte Glöckl eine Absage: »Das ist weit weg von der Altstadt und nicht gut erschlossen, deshalb haben wir das nicht weiter verfolgt.« Und den Park- & Ride-Platz aufzustocken, wäre schon wegen der Bewohner des Hochhauses dahinter nicht machbar. coho