Die Bedeutung des antiken Seebruck beruht zum einen auf dessen damaliger Funktion als wichtige Straßenstation an der römischen Fernstraße von Salzburg (Juvavum) nach Augsburg (Augusta Vindelicum). Zum anderen auf ein dort befindliches Heiligtum für den lokalen Fluss- und Seegott Bedaius. Von diesem hat Bedaium, das heutige Seebruck, unverkennbar seinen Namen erhalten.
Wenn der Ursprung der Gottheit und deren Verehrung in keltischer Zeit liege, dann müsse eine Kontinuität des Ortes als Kultstätte der einheimischen Bevölkerung vorausgesetzt werden, betonte Archäologe Dr. Bernd Steidl unlängst bei seinem Vortrag. Schon lange werde nach den vorrömischen Wurzeln Seebrucks gesucht, doch erst jetzt gelte die Siedlungskontinuität zwischen Spätlatènezeit (190 bis 15 vor Christus) und Claudischer Zeit (41 bis 54 nach Christus) als wissenschaftlich gesichert. Untersuchungen anhand der Jahresringe von Bäumen und neu ausgewertete Funde haben es möglich gemacht.
Ab der Regierungszeit von Kaiser Claudius ist der römische Fundniederschlag sowieso sehr gut fassbar. Steidl überraschte mit weiteren neuen Forschungsergebnissen: So habe die keltische Siedlung in Stöffling eine noch weitaus größere Bedeutung gehabt als bisher angenommen. »Sie war Hauptort des Stammes der Alaunen und die größte Siedlung in Nordwest-Noricum. Salzburg einmal ausgenommen«, so Steidl. Ausschlaggebend für diese Neueinschätzung sei die veränderte Fundlage der Münzen, die sich von einigen Hundert auf einige Tausend erhöht habe. Zudem seien auch Schrötlinge, ein Goldbarren und ein Prägestempel gefunden worden.
Noch bemerkenswerter waren Steidls Ausführungen zum einstigen Standort des spätantiken Römerkastells, in dessen Grundriss die Seebrucker Pfarrkirche steht. Im Nordwesten der Seebrucker Pfarrkirche ist seit rund 35 Jahren ein fast zehn Meter langes Teilstück der Mauer des spätantiken Kastells zu sehen. Als erster Wissenschaftler ist Steidl von einem Bedaius-Tempel als Kastell-Vorgängerbau überzeugt. Mit 27 mal 27 Metern sei es einer der größten im Alpenvorland gewesen. Ein Tempel habe sich dort auch schon zur Keltenzeit befunden, allerdings noch nicht in Steinbauweise.
»Der keltische Bedaius-Kult ist von den Römern übernommen und bis in die Mitte des dritten Jahrhunderts fortgeführt worden«, erklärte Steidl. Er glaube, dass der Tempel des Bedaius in der Mitte des dritten Jahrhunderts nach Christus zerstört worden sei, »wahrscheinlich in den 40er Jahren«. Waffenfunde lassen auf ein militärisches Ereignis schließen, Auseinandersetzungen mit Germanen oder auch innerrömische Konflikte. mmü