Umzug nach Fridolfing

Traunreut – Acht junge Männer aus Afghanistan leben seit etwa einem Jahr zusammen in einer dezentralen Wohnung für Asylbewerber in Traunreut, die vom Landratsamt für diesen Zweck angemietet wurde. Nun wurde ihnen kurzfristig mitgeteilt, dass sie nach Fridolfing verlegt und bereits am heutigen Mittwoch mit dem Bus dorthin gebracht werden. Die Asylbewerber wollen aber unbedingt in Traunreut bleiben und wehren sich gegen den Umzug.


Mahdi Tahn ist einer der Afghanen und er versteht die Welt nicht mehr: »Ich verstehe nicht, warum wir hier weg sollen.« Nach Informationen durch das Landratsamt gelte der Mietvertrag für das Haus noch weitere vier Jahre. Sie sollten nun ausziehen, damit Familien dort untergebracht werden können. »Sind die mehr wert als wir?«, fragt sich da der Asylbewerber. Die acht Männer schlafen alle in einem Raum in Stockbetten und teilen sich ein Bad, eine Küche. Aber sie fühlen sich wohl hier und sind zufrieden. »Wir haben Freunde hier gefunden, kennen uns in der Stadt aus. Woanders sind wir wieder fremd und müssen uns erst zurechtfinden«, betonen sie. Einige von ihnen erhalten Deutschunterricht im Mehrgenerationenhaus und bekommen Unterstützung im täglichen Leben vom Traunreuter Helferkreis – Personen, die sie inzwischen gut kennen. Ehsanullah Miakahil fügt hinzu: »Wir kochen hier immer unser eigenes Essen, so wie wir es mögen. Wir wollen selber entscheiden, was wir essen.« In Fridolfing sollen sie nämlich nach Auskunft des Landratsamts in ein Hotel mit Verpflegung einquartiert werden.

Besonders für einen der acht Afghanen wäre es wichtig, in Traunreut bleiben zu können. Er kam mit einer schlimmen Schusswunde am Bein nach Deutschland, wurde in Trostberg operiert und ist seitdem bei einem Traunreuter Arzt in Behandlung. Er kann nach wie vor nur mit Krücken gehen und braucht weiterhin Physiotherapie und medizinische Betreuung.

Die Traunreuterin Anna Dallinger hilft den acht Bewohnern immer wieder mal und war auch bei ihnen, als sie die Nachricht gerade erst erhalten hatten. »Die waren alle total am Boden zerstört«, erzählt sie und weiß: »Sie wollen endlich ankommen und nicht immer wieder rumgeschoben werden.«

Außer den acht Afghanen, die im Erdgeschoß zusammenleben, leben in dem angemieteten Haus auch noch zehn weitere Asylbewerber, die sich aber offenbar nicht gegen die Verlegung zur Wehr setzen.

Michael Reithmeier von der Pressestelle im Landratsamt erläuterte auf Anfrage den Sachverhalt. Die Wohnungen, in denen bisher nur alleinstehende Männer wohnen, werden für Familien gebraucht, die auch bereits in Traunreut leben, deren Wohnungen aber zum 31. Dezember gekündigt wurden. Es handele sich um eine vierköpfige Familie aus Nigeria, eine Alleinerziehende mit Kind, zwei Frauen aus Uganda und eine achtköpfige Familie. Diese Personen sollten in ihrem gewohnten Umfeld in der Stadt bleiben können. Dafür müssten die jungen Männer umziehen. Es sei immer schwierig, in so einem Falle abzuwägen, betonte Reithmeier. Bei der neuen Unterkunft der acht Afghanen in Götzing handele es sich um einen Beherbergungsbetrieb, der einen sehr guten Ruf habe und beste Unterbringungsmöglichkeiten biete, so der Vertreter des Landratsamtes. Die acht könnten somit wenigstens zusammenbleiben, zwei weitere aus dem Haus würden nach Ruhpolding verlegt. - mix

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