»Übersee bewahren, gestalten und weiterentwickeln«

Übersee – Eine geballte Ladung Ortsgeschehen und Gemeindepolitik mit vielen Zahlen, Daten und Fakten hatte Übersees Bürgermeister Marc Nitschke in seiner 100-minütigen Rede für die rund 180 Besucher der Bürgerversammlung im überfüllten Wirtshaus Hinterwirt vorbereitet. Dabei zeichnete er ein Bild von einer aktiven, bürgernahen, investitionsfreundlichen und sozial hoch motivierten Gemeinde mit starkem Bürgerengagement und einer ausgezeichneten Dorfgemeinschaft. Übersee zu bewahren, zu gestalten und weiterzuentwickeln sei das Motto für die Zukunft, sagte Nitschke unter dem Beifall der Besucher.


75 Mitarbeiter bleiben bis zur Schließung in Übersee

Im Laufe seiner Rede informierte er die Bürger über einige brandaktuelle Neuigkeiten. In Sachen »Standortschließung der Deutz AG« hätten sich nach seinen Worten nun Betriebsrat und Geschäftsleitung auf die beiden Stufenschließungen zum 30. Juni 2015 und 30. Juni 2017 geeinigt. Bis zur endgültigen Schließung sollen 75 Mitarbeiter in Übersee bleiben.

Gute Nachrichten hatte Nitschke in Sachen »Tempolimit auf der Staatsstraße 2096«. Nach jahrelangen Bemühungen, drei entsprechenden Anträgen und etlichen tödlichen Unfällen habe die Gemeinde nun eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80 Stundenkilometer vom Grabenstätter Wald bis zur Kreuzung Almau-Gröben durchgesetzt.

Positiv entwickelte sich auch das derzeit mit 1,15 Millionen Euro größte Bauprojekt der zweiten Krippe am Zellerpark. Der Bürgermeister: »Der Bau liegt im Kosten- und Zeitplan, startet den Betrieb nach den Weihnachtsferien und wird am 30. Januar mit einem Tag der offenen Tür offiziell eingeweiht.«

Einen wahren Höhenflug konnte man laut Nitschke heuer im Tourismus verzeichnen. Die aktuellen Gästezahlen bis zum 31. Oktober lassen ein absolutes Rekordjahr mit Steigerungen gegenüber 2013 von mindestens 33 Prozent erwarten. Auch die Übernachtungszahlen weisen schon jetzt ein Plus von 12 Prozent aus.

Gestiegen sind auch weiterhin die Einwohnerzahlen auf aktuell 4998 Bürger. Die Zuwächse liegen im Vergleich überdurchschnittlich über denen vom Landkreis und Freistaat. Heuer hatte man sogar schon einmal die Schallmauer von 5000 Einwohnern geknackt. Die prozentuale Aufteilung von 17,1 Prozent an Kindern und Jugendlichen, 62,2 Prozent an Erwachsenen von 18 bis 65 Jahren und von 20,8 Prozent an Senioren über 65 Jahren sei laut Nitschke »eine gute Struktur im Gegensatz zu anderen Gemeinden.«

Der Bürgermeister führte den steten Anstieg der Bevölkerung auch auf das familienfreundliche Betreuungsangebot mit drei Kindergärten und zwei Krippen und dem Erfolgsmodell der Mittagsbetreuung zurück. Inzwischen habe man die Rekordzahl von 82 Kindern erreicht und die Mittagsbetreuung zeitlich verlängern und personell aufstocken müssen.

Kurz war Nitschkes Rückblick auf die Kommunalwahl vom März mit dem »harten und teilweise ausufernden Wahlkampf«. Ziemlich verändert hätten sich danach die Strukturen im Gemeinderat mit 50 Prozent an neuen Gemeinderäten und einer noch nie dagewesenen Frauenpräsenz von fünf Gemeinderätinnen.

Neue Gewerbegebiete und zukunftsfähige Konzepte

Nach wie vor eine positive Tendenz sah der Rathauschef beim Bauen von Neubauten sowie am Grundstücks- und Immobilienmarkt. Erfreulich habe sich nach seinem Dafürhalten die Situation bei den Firmen Aircraft Philipp und Maschinenbau Wimmer, Übersees größten Arbeitgebern, entwickelt. Investitionen, neue Arbeitsplätze und zukunftsfähige Konzepte sprächen für eine stabile Lage. Wie er darlegte, zeichnen sich in den nächsten Jahren auch Möglichkeiten für neue Gewerbegebiete ab.

Ein erfreuliches Kapitel schlug der Rathauschef mit dem Thema Finanzen auf. Sowohl beim Ergebnisplan – er enthält den laufenden Verwaltungsbetrieb und alle gemeindlichen Einrichtungen – als auch beim Finanzplan – er beinhaltet alle nicht laufenden Zahlungen der Rechnungsperiode – seien heuer höhere Erträge als Aufwendungen zu erwarten. Ohne Kassenkredite betrugen die Schulden am 31. Dezember 2013 insgesamt 4,4 Millionen Euro, am 31. Dezember 2014 werden es wahrscheinlich nur noch knapp vier Millionen Euro sein.

Von großen Herausforderungen sprach der Bürgermeister bei seinem Blick in die Zukunft. Als wichtigstes Projekt bewertete er die Ortsmittegestaltung, die in seinen Augen die Chance für ein richtiges Gemeindezentrum bietet. Nach dem momentanen Stand sollen im alten Schulhaus das Rathaus und im jetzigen Rathaus ein Bürgerzentrum untergebracht und das ehemalige Feuerwehrhaus abgerissen werden.

Als nächster Schritt wird die neu gegründete Konzeptgruppe von Bürgermeister, Verwaltung und Planer über die Frage beraten, ob das künftige Rathaus um- oder neugebaut werden soll. Zur endgültigen Entscheidungsfindung werden dann Bürger und Gemeinderat miteinbezogen.

Vorsichtigen Optimismus verbreitete der Rathauschef beim Langzeitthema »Senioren- und Pflegeheim«. Man sei mit einem Betreiber im Gespräch, habe einen möglichen Standort gefunden und wolle jetzt »die vielleicht letzte Chance nutzen«, orakelte er.

Konkretes konnte er in punkto »Feldwieser Straße« sagen. So sei die Tiefbauplanung für den Straßenbau schon in Auftrag gegeben worden. Die Gesamtplanung werde Mitte 2015 abgeschlossen sein und die Umsetzung 2016 erfolgen.

»Ein dickes Brett, was wir noch durchbohren müssen« ist für Nitschke der Hochwasserschutz. Für das Gesamtkonzept entlang der Tiroler Achen werden lange Absprachen und Abstimmungen mit Behörden, Anliegern, Landwirten und Weiderechtler in den Achentalgemeinden und Tirol vonnöten sein.

Viel ehrenamtliches Engagement in der Gemeinde

Sichtlich stolz zeigte sich Nitschke über die vielen Sozialinitiativen und dankte unter dem Beifall der Anwesenden den engagierten ehrenamtlichen Mitarbeitern von Bücherei, Helferkreis, Krankenpflegeverein, Familienstützpunkt, Kleiderkammer, Sansibar, Ferienprogramm, Familienhelferinnen, VdK, Seniorenbetreuungen beider Kirchen und allen Vereinen sowie den Beauftragten für Jugend, Senioren und Behinderten für ihr Engagement und ihre immer wieder neuen Projekte.

Das Fazit von Bürgermeister Nitschke: »Das Geleistete ist zwar durchaus erfreulich, aber in erster Linie nicht das, was die Lebensqualität einer Gemeinde wie Übersee ausmacht. Was zählt, ist unsere Dorfgemeinschaft – und da sind wir bestens aufgestellt.«

Großes Lob zollte der Zweite Bürgermeister Ludwig Ertl dem Rathauschef »für dessen geleistete Arbeit und das sehr, sehr große Engagement für Übersee.« bvd

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