Seeon-Seebruck – Ziemlich genau vor zehn Jahren zog es Robert Daiser aus Truchtlaching fort, denn er wollte Priester werden. Nun kehrte der heute 29-Jährige mit einem emotionalen Empfang am Samstagabend in seine Heimatgemeinde zurück. Hier machten ihm die Vereine mit ihren bunten Fahnen am Dorfbrunnen die Aufwartung. Als er unter tosendem Applaus als frisch geweihter Pfarrer erschien, war er in Begleitung seiner Eltern Schorsch und Annemarie Daiser beim Anblick der Kulisse den Tränen nahe.
Der intensive Tag begann am Samstagmorgen im Münchner Liebfrauendom, hier wurde Robert Daiser mit vier weiteren Weihekandidaten von Kardinal Reinhard Marx zum Priester geweiht. Nur wenige durften wegen der strengen Vorschriften im Wahrzeichen von München neben den Angehörigen der Familie mitfeiern. Aus dem Pfarrverband Seeon waren Pfarrer Rüdiger Karmann und die Landjugend, Daisers langjähriger Weggefährte Pfarrer Otto Steinberger, sowie Pfarrer Hans Huber und sein bester Freund Stefan Schulz mit dabei. Er hatte sich in den vergangenen Wochen als Mitorganisator ins Zeug gelegt. Er war noch am Samstagabend mitgerissen von der Priesterweihe in München. Der Einzug war »sehr emotional und mir wären fast die Tränen gekommen«. Kardinal Marx führte die Weihe gelassen und für Schulz beeindruckend durch.
Marx mahnte: »Priestersein ist Dienst für alle«
In seiner Predigt mahnte Reinhard Kardinal Marx an, das Priestertum als »Dienst für alle« zu verstehen. Das Messgewand solle nicht den Priester von den Menschen trennen. Priester dürften sich nicht absondern. Ein Priester, der »etwas besonderes sein will« habe nicht verstanden, was Jesus vorgelebt habe, so der Erzbischof von München und Freising. Als Primizspruch wählte Robert Daiser den Psalm 32,6: »In deine Hände lege ich voll Vertrauen meinen Geist, denn du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott«.
Im Anschluss machten sich alle in Richtung Truchtlaching auf und Robert Daiser hätte es bei der Einfahrt ins Dorf »fast die Sprache verschlagen. Vergelt's Gott – Danke für alles«, waren seine Worte bei der Ansprache am Dorfbrunnen. Hier blickte er kurz auf seine zehn Jahre zurück. »Da bin ich nach Ecuador gegangen, das war der Anfang und für mich sehr wichtig!« Hier hat er gleich vieles gelernt, unter anderem seine Heimat zu schätzen. »Dahoam ist ein Stück Heimat und das hat einen besonderen Wert«. Danach war er neun Jahre im Priesterseminar, das er in den vergangenen Wochen mit drei Gottesdiensten mit drei langjährigen Weggefährten Revue passieren ließ. »Glauben kann ich es aber immer noch nicht, auf einmal Pfarrer zu sein, es war ein sehr intensiver Tag! Danke Truchtlaching«. Und er verkündete zugleich: »Mein Weg wird immer nach Truchtlaching zurückführen«.
Am Vorabend der eigentlichen Primiz, die am Sonntag zelebriert wurde (eigener Bericht folgt), wurde der Primiziant im bunt geschmückten Dorf von Bürgermeister Martin Bartlweber, den Ortsvereinen und vielen, die ihm nahe stehen, gebührend empfangen. Nach dem Besuch am Familiengrab kam Robert Daiser mit seinen Eltern und einer kurzen Begleitung der Fahnenabordnungen und der Musikkapelle Seeon zum Dorfbrunnen, wo er sich zunächst sammeln musste. Am Aufgang zur Pfarrkirche wurde zudem ein Schild mit der Aufschrift »Truchtling begrüßt seinen Primizianten« angebracht.
Pfarrer Rüdiger Karmann sprach von den eindringlichen Worten, die Kardinal Marx in München gesprochen hatte, und ermunterte Daiser und seine vier Mitbrüder gleich auf: »Ihr habt den roten Faden, wie alle Berufe im Leben und das nennt man die Berufung!« Mit Freude blickt er auf die erste Eucharistiefeier. Hier gilt es Gott Danke zu sagen, in der Sehnsucht der Begleitung nach Freude. »Danke Robert, dass Du uns im Herzen mitfeiern lässt« – und dass dies auch noch in der Heimatgemeinde geschieht. »Hoamat und miteinander feiern, das ist das Ziel dieser Tage«. Karmann verwies auch noch auf die 15 Tage im August, wo der Neupriester im Pfarrverband in Seeon, Seebruck und Truchtlaching zelebrieren wird. »Freuen wir uns, dass wir das erleben dürfen!«.
»Wir brauchen solche Leute«
In den kurzen Ansprachen reihte sich auch Bürgermeister Martin Bartlweber ein: »Wir sind sehr stolz, einer aus unserer Mitte wird einen besonderen Weg einschlagen«. Bartlweber zollte ihm allergrößten Respekt, denn der Weg wird kein leichter sein, »es war auf alle Fälle kein leichter Schritt«. Er beschrieb diesen Weg als Brückenbauer. »Als Priester wird viel erwartet, die Menschen schauen zu Dir auf und hoffen auf die helfende Hand.«
Pfarrgemeinderatsvorsitzender und Mitorganisator der Feierlichkeit, Rogat Schachner, war beim Gelingen des ersten Teils der Primiz-Veranstaltung ziemlich erleichtert. »Wir brauchen solche Leute, die andere ein bisschen zentrieren und zusammenhalten«. Er hat sich den Gottesdienst aus München im Internet angeschaut und gab zu: »Mit stolz geschwellter Brust hat es mich gefreut, als der Name und der Ort aufgerufen wurde«. Und er blickte gleich voraus: »Wir werden Dich weiter begleiten« und übergab ihm das Geschenk des Pfarrgemeinderats. Er bedankte sich bei Daisers Eltern, dass sie den Weg mitgetragen haben.
Danach ging es in die Pfarrkirche St. Johann Baptist, hier wurde von Daiser und Karmann eine Andacht mit der Segnung der Primizkerze und des Messgewandes gefeiert. Das Gewand ist in der Corona-Zeit entstanden, das Alpha und Omega ist eingestickt. »Sinnbildlich hat alles einen Anfang und ein Ende.« Kirchenpfleger Thomas Riemensperger übergab das Geschenk des Pfarrverbands. »Der Kelch soll Dir Freude machen und die Heimatgemeinde immer wieder ins Gedächtnis rufen.« Begleitet wurde die Andacht von Andrea Wittmann an der Orgel. td