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Thomas (rechts) und Alex Huber signierten die Kalender, die sie am Rande des Erzählcafés zugunsten der Karakorumhilfe von Bärbel Hirschbichler verkauften. (Foto: Helmberger)

Traunsteiner Alpin-Größen beim Erzählcafé

Traunstein. Viermal Huber, einmal Schrag: Das war die geballte Potenz der Alpinisten, die zum Erzählcafé der Stadtbücherei und des Heimathauses in das Gasthaus Sailer-Keller gekommen waren. Und dass Traunstein nicht von ungefähr den Namen »Bergsteigerstadt« für sich in Anspruch nehmen kann, bewies der überaus gute Besuch; in der drangvollen Enge des Saales erzählten die nicht nur hierzulande, sondern zum Teil in der gesamten Bergwelt bestens bekannten Alpinisten Otto Huber, Thomas Huber sen., seine »Buam« Thomas und Alexander sowie Karl Schrag über ihre Motivation, ihre Erfolge und ihre Lieblingsgebirge. Und im erwartungsvollen Publikum sah man viele, für die auch das Bergsteigen in seiner vielfältigsten Form Lebensinhalt war, auch wenn manche von ihnen außer der »Schmidkunz« am Hörndl keine weitere Klettererfahrung aufzuweisen hatten.


Motivation und Anspruch waren recht unterschiedlich

Geschickt und stimmungsvoll moderiert von Willi Schwenkmeier, erzählten alle sehr offen über ihren Bezug zu den Bergen, wenngleich deren Motivation und Anspruch doch recht unterschiedlich waren. Dabei berichtete jeder von ihnen zunächst über seine Anfänge des Kletterns, dann über die Lieblingsberge und Lieblingstouren und über ihre Motivation, sich solch extremen Situationen auszusetzen.

Dabei stand für Otto Huber das Bergsteigen als »Abenteuer« im Mittelpunkt, wobei er sich nicht nur auch an Achttausender wagte, sondern dieses Abenteuer auch in anderen Zonen suchte, wie zum Beispiel beim Kajakfahren in den Hochwassserfluten des Grand Canyon. Ein Abenteuer, auf das er lieber verzichtet hätte, war das Unglück am Mühlsturzhorn Ende April 1958, bei dem er als 17-Jähriger fünf Tage lang neben seinem toten Freund Didi Pemler bei einem fürchterlichen Wettersturz im Felsen festsaß und von Albert Hirschbichler gerettet wurde, als ihn die Medien bereits für tot erklärten. Dass ihm dieses Unglück immer noch nahe ging, war nicht zu übersehen.

Der Pallinger Thomas Huber sen., heute 73 Jahre alt, hatte sich zu seinem 70. Geburtstag die äußerst schwierige Badile-Nordostwand im Bergell gewünscht, wobei er zusammen mit seinem Partner drei Seillängen unterhalb des Ausstiegs biwakieren musste, weil sie wegen des großen Andrangs erst spät einsteigen konnten. Er und Otto Huber gelangten vorwiegend mit dem Fahrrad zu ihren Klettergebieten, und da war das Hörndl bevorzugtes Gebiet. »Da bin ich auch mit der Traunsteiner Klettergilde in Kontakt gekommen«, erzählte Thomas Huber; dieser Kontakt sollte jahrzehntelang anhalten - und er übertrug sich auf seine Söhne.

Beide bekundeten einmütig, dass Karl Schrag ihr Vorbild war. Alex: »Er war für uns Schlüsselfigur und Idol, wir wollten ihm zeigen, was wir konnten.« Schlüsselerlebnis war für die beiden der Kletterabschied auf der Alten Traunsteiner Hütte. Alex: »Das war unsere Feuertaufe, es war die Hoch-Zeit meiner Jugend.« Und Thomas erinnerte sich, dass dabei jene, die beim Klettern gestürzt waren, einen »Vogel« bekamen; ein »Preis«, auf den Thomas »sehr stolz« war. Karl Schrag, der aus seinem Hobby seinen Beruf gemacht hatte – zunächst als Bergführer und dann beim Deutschen Alpenverein als Ressortleiter Ausbildung – , begann mit dem Bergsteigen »aus Langeweile«. Die Kletter-Anfänge der »Huber-Buam« lagen an der Steiner Burgmauer, wo sie Godl Wallner »entdeckte«, neben Erwin Praxenthaler eines ihrer ersten Idole. An den Wänden in Karlstein fanden sie ihre ersten großen Herausforderungen, sie kehren immer wieder dorthin zurück. Bald waren sie das erfolgreichste Bergsteiger-Duo der Welt, mit ihren Erstbegehungen setzten sie Maßstäbe.

Bergsteiger hinterließen ihre Spuren bereits weltweit

Die fünf Bergsteiger hatten auch in den »Bergen der Welt« ihre Spuren hinterlassen: zum Beispiel Otto Huber am Hindukusch, Thomas Huber sen. am Denali (Mt. McKinley), die Huber-Buam in der Arktis und der Antarktis, am Ogre, im Yosemite und am Cerro Torre, den Karl Schrag zusammen mit Hartmut Münchenbach 1985 als erster Deutscher erreichte. Die Huber-Buam, Otto Huber und Karl Schrag waren auch an Achttausendern erfolgreich. Thomas Huber brachte die Motivation, die allen auf dem Podium eigen ist, auf den Punkt: »Je mehr Schwierigkeiten du zu überwinden hast, umso schöner ist es, wenn du oben ankommst.« H.

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