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Sie stellten sich bei der Gesprächs- und Diskussionsrunde den Fragen des Publikums (von rechts): Schauspieler Horst Janson, Angelika Gruttauer vom ambulanten Pflegedienst, Maria Nitzinger von der AOK Pflegekasse, die Pflegedienstleiterin des Heimes, Martina Kobelbauer, und Einrichtungsleiter Peter Michalik als Moderator. (Foto: Burghartswieser)

Themenabend im Ruhpoldinger Seniorenzentrum mit Schauspieler Horst Janson in Ruhpolding

Ruhpolding. Rund 1,2 Millionen Menschen leiden in Deutschland unter Demenz. Ein Grund dafür, im Hinblick auf den Welt-Alzheimer-Tag einen »Themenabend Demenz« im Ruhpoldinger Senioren- und Pflegezentrum »SenVital« durchzuführen. Bei der Gesprächsrunde nahm unter anderen auch Schauspieler Horst Janson teil, der in dem preisgekrönten Spielfilm »Eines Tages …« die Hauptrolle spielt.


Der Leiter des »SenVital«, Peter Michalik, hob hervor, dass der außerordentlich gut besuchte Themenabend Mut machen, Hilfestellungen aufzeigen und Ausblicke wagen soll. Zunächst wurde der Spielfilm »Eines Tages ...« vorgeführt, der packende Geschichten zu dem ernsten Thema Leben mit Demenz beinhaltet. Dieser sehr bewegende Film erzählt in eindrucksvoller Weise in drei ineinander verwobenen Episoden von Menschen mit Demenz in unterschiedlichen Krankheitsstadien. In einer der Hauptrollen ist Horst Janson zu sehen.

Im Anschluss fand eine Gesprächs- und Diskussionsrunde mit Fachleuten aus der Pflege, der Pflegekasse und den ambulanten Pflegediensten statt, bei der Peter Michalik als Moderator fungierte. Demenz sei keine Erkrankung, die nur im Pflegeheim stattfindet, betonte er eingangs, und so würde der gezeigte Film die Wirklichkeit treffen. Zahlreiche Angehörige, die zuhause Menschen mit Demenz pflegen, hätten Schwellenängste, eine Hilfe anzunehmen und seien vielfach an der Grenze ihrer eigenen Leistungsfähigkeit. Dies bestätigte in der folgenden Aussprache auch Angelika Gruttauer vom örtlichen ambulanten Pflegedienst. »Die pflegenden Angehörigen müssen informiert und entlastet werden«, appellierte sie.

Hürden gehören überwunden

»Demenzberatung ist wichtig, um Hürden zu überwinden«, sagte Maria Nitzinger von der AOK Pflegekasse. Dies sei oft ein langer und schwieriger Prozess. Sie könne aber feststellen, dass in den vergangenen Jahren die Anfragen erkennbar mehr geworden sind. Angesprochen auf die »zu geringe finanzielle Unterstützung der pflegenden Angehörigen« berichtete Nitzinger, dass die Pflegeleistung bei Demenzerkrankungen auf bis zu 2400 Euro pro Jahr angehoben wurde. Die Pflegedienstleiterin des SenVital, Martina Kobelbauer, betonte, dass es wichtig sei, für die Patienten da zu sein. Zur Entscheidung über die Unterbringung in einem Pflegeheim meinte sie: »Man muss auch Mut haben zum Loslassen, um andere Wege gehen zu können«. Dies könne oft die Lösung für belastete Familien sein.

Schauspieler Horst Janson berichtete auch über seine Erfahrungen mit der Film-Rolle als Demenzkranker. »Man ist sensibilisiert und mit der Krankheit betraut«, sagte er. Darum sei seine Botschaft, Betroffene so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung zu belassen. Dies sei aber eine außergewöhnliche Belastung der Familie. »Daher halten sie das eines Tages nicht mehr aus.« So lange man gesund sei, könne man sich die Probleme nicht vorstellen. »Diese sind nur mit ganz großer Liebe zu bewältigen«.

Abschließend stellte Michalik drei Komponenten zum Umgang mit der Erkrankung heraus: »Es sind Mut, ein Übermaß an Liebe und eine kompetente Beratung zum Umgang mit der Krankheit notwendig.« Die Gesellschaft müsse sich dieser Herausforderung stellen. Ziel des Themenabends sei gewesen, den Betroffenen Mut zu machen und den Besuchern der Veranstaltung Lösungsansätze mit nach Hause zu geben. Dies ist, wenn man die Resonanz der Gekommenen als Maßstab nimmt, zum größten Teil gelungen. hab

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