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Andrea Bernauer, Geschäftsleiterin der »Harpfinger Gruppe«, und Wassermeister Hannes Freimooser zeigen die Abdeckung zum Schacht des Brunnens Poschen.

Tag des Wassers: Vom »Allerheiligsten« in den Hahn

Der Zugang zu sauberem Wasser ist nicht selbstverständlich. Daran erinnert der Weltwassertag am heutigen Mittwoch. Von den Vereinten Nationen (UN) 1992 ins Leben gerufen, steht er in diesem Jahr unter dem Motto »Accelerating Change – Den Wandel beschleunigen« und mahnt an, bis 2030 weltweit sauberes Wasser und Sanitärversorgung für alle Menschen zu erreichen.


Wie viele Schritte notwendig sind, bis Trinkwasser frisch und rein aus der Leitung kommt, zeigen das Wasserwirtschaftsamt Traunstein und der »Zweckverband zur Wasserversorgung der Gruppe Harpfing« am Beispiel der zwei Brunnen in Poschen (Gemeinde Schnaitsee). Wie hier funktioniert die Wasserversorgung so oder so ähnlich im gesamten Amtsgebiet, also auch in den Landkreisen Altötting und Berchtesgadener Land.

Den Weg ins »Allerheiligste« versperrt eine Glastür. Die Sicht hinein verschwimmt ins Ungefähre: Wie Gischt hängen Abertausende Wassertropfen am Glas, ehe sie langsam zerrinnen. Dahinter schimmert es blau und grün. Die Tür ist verschlossen. Herr über den Schlüssel ist Hannes Freimooser. Als Wassermeister wacht er über das »Allerheiligste«, wie Andrea Bernauer, die Geschäftsleiterin der »Harpfinger Gruppe«, den Hochbehälter nennt – zwei Kammern mit reinstem Grundwasser. Ein sich stets erneuernder Vorrat, der sicherstellt, dass 3500 Menschen in Kienberg, Harpfing, Waldhausen und Peterskirchen täglich frisches Leitungswasser erhalten. Wasser in bester Qualität, ohne Gefahr für die Gesundheit. Freimooser arbeitet schon viele Jahre für die »Harpfinger Gruppe«. Er weiß, wie wichtig absolute Sauberkeit im »Allerheiligsten« ist. Der kleinste Eintrag ins Wasser kann gefährlich sein. Hinter der Glastür führt ein schmaler Gang bis zu einer grün gefliesten Wand. Links und rechts des Gangs wiegt Wasser auf und ab. 750 000 Liter auf der linken Seite, 750 000 Liter auf der rechten. Aus den Kammern fließt das Wasser ins Versorgungsnetz. Vor allem abends, wenn die Menschen daheim kochen, waschen oder auch baden. Sinkt der Wasserstand unter 2,50 Meter, springt eine Pumpe an. Sie fördert das Wasser herauf und bleibt so lange in Betrieb, bis die Speicher wieder gefüllt sind. Untergebracht ist der Hochbehälter in einem Gebäude, das ein wenig aussieht wie eine Gondelstation. Versteckt in einem Waldstück, am höchsten Punkt des 269 Kilometer langen, unterirdischen Versorgungsnetzes.

Der Weg des Wassers hierher ins »Allerheiligste«, ist weit. Er beginnt in Poschen: Die beiden Brunnen Poschen eins und Poschen zwei sind in zwei Häuschen untergebracht. Sie stehen in einigen Metern Abstand voneinander auf einer umzäunten Wiese. Auch hier zeigt sich, wie viel Vorsicht notwendig ist: Der Zaun schützt vor Tieren und ihren Fäkalien.

Wer Zutritt zum Areal möchte, muss außerhalb parken. Die Wiese darf nicht gedüngt werden. Soweit als möglich sollen keine schädlichen Stoffe ins Erdreich gelangen – und damit auch nicht ins Grundwasser, aus dem das Trinkwasser gewonnen wird.

30 Liter Wasser kommen pro Sekunde nach oben

Der Brunnen Poschen eins erreicht eine Tiefe von 43 Metern. Sein Schacht befindet sich in der Brunnenstube, eine Abdeckung aus Edelstahl schützt ihn. Der Schacht selbst besteht aus einem inneren und einem äußeren Rohr. Beide entsprechen der Trinkwasserzulassung. Im inneren Rohr hängt die Unterwasserpumpe. Sie fördert aus der 18 Meter hohen Grundwassersäule 30 Liter Wasser pro Sekunde nach oben. Dass die Pumpe ausfallen und damit der Wasserfluss versiegen könnte, davor müsse sich niemand fürchten, sagt Wassermeister Freimooser. Die Pumpe im Brunnen Poschen zwei kann sofort übernehmen. Bei Stromausfall sichert ein Notstromaggregat die Versorgung. Vom Brunnen aus verteilt sich das Wasser über das Leitungssystem und fließt ins »Allerheiligste«.

Um den hohen Qualitätsstandard zu halten, gibt es Kontrollen. Ihren rechtlichen Rahmen finden sie in den Vorgaben der Trinkwasserverordnung. Für Hannes Freimooser und seine Kollegen bedeutet das: Sie müssen regelmäßig die technischen Vorrichtungen beider Brunnen überprüfen. Alle drei Monate begleiten sie zudem die Mitarbeiter eines externen Labors zum Hochbehälter. Dort werden aus dem Zulauf zu den beiden Kammern Wasserproben genommen. Das Gesundheitsamt in Traunstein bewertet die Analyseergebnisse nach mikrobiologischen und chemischen Parametern – und gibt bei Problemen genaue Handlungsanweisungen. Außerdem haben der Wassermeister und seine Kollegen im Sinne der Eigenüberwachungsverordnung die Pflicht, ihre Arbeit in einem Jahresbericht zu dokumentieren. Ihn prüft das Wasserwirtschaftsamt Traunstein.

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Über eine Pumpe läuft das Wasser in eines der Vorratsbecken. Jede der beiden Kammern fasst 750 000 Liter Wasser.

Das Amt achtet unter anderem darauf, dass die maximal erlaubte Wasserförderung eingehalten und der Wasserspiegel im Brunnen regelmäßig gemessen wurde. In der Dokumentation muss zudem die Begehung des Wasserschutzgebiets enthalten sein. An ihr nehmen neben Vertretern des Wasserwirtschaftsamts auch Vertreter des Gesundheitsamts teil. Denn Wasserschutzgebiete sind wichtig. Sie minimieren die Risiken für die öffentliche Wasserversorgung im empfindlichen Umfeld der Brunnen.

Der Weg des Wassers vom Brunnen bis zum Verbraucher: Es ist ein langer Weg. Aber er lohnt sich. Jedes Mal aufs Neue, wenn die Menschen den Leitungshahn aufdrehen und sicher sein können, dass das Wasser frisch und gesund sprudelt. Ganz anders als in vielen Teilen der Welt.

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